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Pressemitteilung: Das Ohr an der Kultur- und Kreativwirtschaft im Münchner Westen

Sanne Kurz, kulturpolitische Sprecherin der Landtags-Grünen, und Julia Post, Mitglied der Grünen Stadtratsfraktion, auf Tour durch Pasing, Laim und Aubing 

Der Kultur- und Kreativwirtschaftssektor ist nach zwei Jahren in einem lamentablen Zustand. Dabei kann gerade dieser in einer krisengebeutelten, auseinanderdriftenden Gesellschaft für Brücken und Zusammenhalt sorgen. Gemeinsam haben sich die Grüne Landtagsabgeordnete Sanne Kurz und die Grüne Münchner Stadträtin Julia Post aus Pasing auf eine Tour durch den Westen Münchens gemacht, um mit den Beschäftigten der Branche zu kommunizieren und ihre Situation besser zu verstehen.

Das Corona-Nachbeben in der Kultur

Stationen waren das Kulturzentrum „Ubo9“ in Aubing, die „Bayerische Philharmonie“, die „Pasinger Fabrik“, das Ebenböckhaus und das Kino „Neues Rex Filmtheater“. Trotz sehr unterschiedlicher Situationen gab es ein klares Muster in dem, was die beiden Politikerinnen zu hören bekamen. Mangelnde Förderung, oft zu spät und unpassend, ungerechte Maßnahmen seitens der Staatsregierung, die den Sektor benachteiligten, wie auch ein generelles Absprechen von Systemrelevanz haben bleibende Schäden hinterlassen. Jetzt fehlt Personal, Bewerbungen auf freie Stellen bleiben aus. Es bräuchte Geld für neue zukunftsfeste Investitionen, aber Rücklagen sind aufgebraucht. Kurz und Post kennen die Klagen nur zu gut: „Deshalb fordern wir Grüne schon jetzt für den kommenden Winter die unsinnige Ungleichbehandlung der Kultur nie mehr zuzulassen. Ein Uhren-Museum darf zum Beispiel in der Pandemie nicht schlechtergestellt sein als beispielsweise ein Uhren-Geschäft. Das sollte eigentlich allen mit gesundem Menschenverstand einleuchten“ so Sanne Kurz

Mindestgagen statt Gottes Lohn

Eine weitere Grüne Forderung, jenseits von coronabedingtem Ausnahmezustand, ist schon seit langem die nach Mindestgagen für Beschäftigte der Kultur- und Kreativwirtschaft. „Unsere Tour hat nochmals verdeutlicht, wie wichtig es ist, die Menschen, die mit einer riesigen Portion Herzblut in diesem Bereich arbeiten, angemessen zu entlohnen, um auf Dauer stabile Strukturen zu ermöglichen. Dafür muss sich natürlich die Finanzierung verbessern. Letztlich schafft jeder in Kultur investierte Euro Wertschöpfung bei uns vor Ort“, fasst Julia Post, deren Schwerpunkt die Wirtschaftspolitik ist, zusammen.

Projekte, die Mut machen und inspirieren

Mitnehmen konnten die beiden Politikerinnen bei ihrem Austausch mit den Leitungen der jeweiligen Institutionen aber auch einiges an Positivem. So erfuhren sie von partizipativen Projekten wie der vom „Ubo9“ organisierten Bürger*innenbühne oder dem künstlerisch-pädagogischen Projekt „Join the Music“ der Bayerischen Philharmonie. Erfolgsgeschichten wie das das Projekt zur Flüchtlingsintegration „Musik schafft Heimat“ sowie ein Ausflug in den prächtigen Garten des Pasinger Ebenböckhauses krönten die bereichernde Tour. 

Vantage Film GmbH Weiden Jürgen Mistol Sanne Kurz_September 2020

Kreativwirtschaftstour X – Von Weiden in die Welt

Als Filmemacherin und Absolventin der Hochschule für Fernsehen und Film München denke ich bei „Hawks“, anders als andere Grüne, nicht nur an Habichte und bei „Weiden“ nicht nur an Pionierpflanzen. Nein, ich denke an Vantage Film GmbH in der Oberpfalz. Wo ich während meines Studiums schon reinschnuppern durfte, kam ich jetzt als Abgeordnete vorbei.

Ein Besuch im Mittelstandsland Bayern: Das ist unsere Grüne Wirtschaftstour, die für mich natürlich zur Kreativwirtschaftstour wird. Mein Regensburger Grüner Landtags-Kollege Jürgen Mistol besuchte gemeinsam mit mir Weiden in der Oberpfalz, wo auch sein Mann eine wunderbare kleine Galerie für eigene Goldschmiedekunst und Kunst/Handwerk hat.

Weiden goes Hollywood

Neben der Stippvisite in der wirklich wunderbaren Weidener Innenstadt mit ihren vielen kleinen Lädchen und Cafès war mein Highlight natürlich die Vantage Film GmbH. Ihr alle habt die Welt sicher schon mal durch die Produkte von Vantage Film gesehen, denn die Firma produziert hochwertige Kameraobjektive, die weltweit unter dem Markennamen „Hawks“ in großen Filmproduktionen mit Millionenbudgets zum Einsatz kommen. Genau: Hollywood needs Weiden/Oberpfalz!

Die beiden Gründer und CEOs der Firma, Wolfgang Bäumler und Peter Märtin, gaben interessante Einblicke in den Betrieb, der sich neben der Herstellung der Objektive auch auf den Verleih von Kameraequipment spezialisiert hat. Jeder optische Wunsch, jedes custom-made Filterset, ja sogar custom-made Lenses, das bekommt man hier. Was hier auf den Regalen steht – der Traum einer Kamerafrau!

A DoP’s Dream

Besonders beeindruckend waren neben der Technik das internationale Team und die familiäre Atmosphäre bei den Mittelständlern. Offene Büros und Werkstätten mit modernen Glas-Trenntüren, viel Holz und Pflanzen im Innenraum lassen einen Hauch des Gründer-Spirits vom Silicon Valley durch die Flure wehen. Kein Wunder, dass es schon weltweit Vantage-Dependancen gibt. Aber eines machten die Gründer klar: „Weiden ist unser bester Standort!“

Da Weiden in jedem Fall eine Reise wert, aber mit der Bahn aus München doch schon ein Stückchen Weg ist, nutzten mein Kollege Jürgen Mistol und ich die Gunst der Stunde und besuchten auch noch das Internationale Keramikmuseum Weiden. Als Teil von Die Neue Sammlung – The Design Museum ist es eine Zweigstelle der bekannten Münchner Einrichtung. Das Power-Frauen-Team, das uns eine exklusive Führung gab, brachte uns die Kulturellen Bildungsangebote, die Sonderausstellung wie auch die historische Bedeutung des Barockbaus Waldsassener Kasten, in dem das Keramikmuseum beheimatet ist, lebhaft und begeisternd näher.

Kunst meets Handwerk

Hier lassen sich nicht nur Keramikobjekte aus sieben Jahrtausenden begutachten, ein einzigartiges Konzept bringt auch Ausstellungsbeiträge aller bayerischen Staatsmuseen mit Keramikbeständen in die Oberpfalz.

In der aktuellen Sonderausstellung zum 30-jährigen Museumsjubiläum „Keramik aus Afrika“ sind historische und zeitgenössische Schätze aus der Sammlung von Herzog Franz von Bayern zu bewundern. Sie umfasst Objekte aus verschiedenen afrikanischen Kulturen und aus über 20 Ländern des Kontinents. Einen wichtigen Teil des Museums bildet auch die Präsentation von Porzellanprodukten lokaler Hersteller. Die Unternehmen Seltmann und BHS Tabletop produzieren noch heute in Weiden hochwertiges Porzellan – teils als Weltmarktführer.

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Kunst Kultur Kreativwirtschaftsbericht Sanne Kurz

Prekariat ausgeblendet: 2. Kultur- und Kreativwirtschaftsbericht

Am 10. März wurde der 2. Bayerische Kultur- und Kreativwirtschaftsbericht vorgestellt. Der zuständige FW-Minister, Wirtschaftsminister Aiwanger, glänzte durch Abwesenheit. Sanne Kurz fordert Verbesserung der Einkommenssituation der Kulturschaffenden

Die Kultur und Kreativwirtschaft in Bayern beschäftigt so viele Menschen wie die Automobilindustrie. Nach Bruttowertschöpfung ist es die drittwichtigste Branche im Land. Diesmal führt mich meine Grüne Kreativwirtschaftstour auf eine Zeitreise: Nach über zehn Jahren gibt es endlich den 2. Bayerischen Kultur- und Kreativwirtschaftsbericht. Dass es ihn überhaupt gibt, geht auf eine Initiative des damaligen Grünen Abgeordneten Dr. Sepp Dürr zurück. Was im aktuellen Bericht drin steht, ernüchtert:

„Es ist unmöglich, wie mit dem drittwichtigsten Wirtschaftssektor in Bayern – nach Automobilbranche und Gesundheitswirtschaft – umgegangen wird. Die Kultur- und Kreativwirtschaft hat in Bayern eine höhere Bruttowertschöpfung als beispielsweise der Maschinenbau. Das nur alle zehn Jahre zu durchleuchten, um auf Bedarfe zu reagieren, ist kurzsichtig.“

Sanne Kurz, Sprecherin für Kulturpolitik und Film

Komplett unkommentiert bleiben in dem Bericht die dramatischen Zahlen zur Einkommenssituation der Akteure und Akteurinnen der Kultur- und Kreativwirtschaft:

„Außer bei Software und Games schaut es düster aus, prekäre Beschäftigung und Kleinunternehmertum prägen das Bild. Neun von elf Teilmärkten leben von dieser Selbstausbeutung und das bei guter öffentlicher Förderung, beispielsweise für die Filmbranche.“

Sanne Kurz, Sprecherin für Kulturpolitik und Film

Sanne Kurz fordert daher, die Fördermittel an die Einhaltung von Sozialstandards zu koppeln:

„Aufgrund der vielen Selbstständigen greift auch der Mindestlohn nicht. Nicht einmal bei staatlicher Mittelvergabe gibt es Mindesthonorare. Es muss aber hier um die Menschen gehen und nicht nur um die Bruttowertschöpfung.“

Statt eines 10-Jahres-Jubelberichts braucht es einen klaren Blick auf existierende Probleme, Kooperation auf ministerieller Ebene und konkrete Förderangebote, die soziale und ökologische Nachhaltigkeit im Blick haben, fordert Sanne Kurz.

Die Komplette Pressemitteilung zum Nachlesen hier.

Fakten zu Selbstausbeutung und prekärer Beschäftigung

Die summierten Zahlen der „Miniselbstständigen“ und Minijobber, Auszug aus Erwerbstätigenstruktur nach Teilmärkten der KuK in Bayern 2018, entnommen aus dem 2. Bericht zur Kultur- und Kreativwirtschaft Bayern vom 10.03.2020 – für Euch hier:

  • Architekturmarkt – 40,7%
  • Buchmarkt – 46,7%
  • Musikwirtschaft – 47,3%
  • Pressemarkt – 48,4%
  • Rundfunkwirtschaft – 49,8%
  • Werbemarkt – 50,7%
  • Filmwirtschaft – 53,6%
  • Designwirtschaft – 56,6%
  • Markt für darstellende Künste – 65,6%
  • Kunstmarkt – 69,4%

„Miniselbstständige“: Personen, die nach der Kleinunternehmerregelung mit unter 17.500€ Jahresumsatz arbeiten, sowie Personen, die diese Regelung nicht in Anspruch nehmen aber aufgrund ähnlich geringer Umsätze nur zu einmal jährlicher Abgabe einer Umsatzsteuererklärung verpflichtet sind.

Kreativwirtschaftstour IX – Silicon Vilstal

Ich bekomme als Abgeordnete
S E H R V I E L P O S T.
Praktisch täglich könnte ich auf spannende Eröffnungen oder Events gehen, Neues entdecken und Altes wiedersehen. – Puh. Entscheiden fällt schwer! Als aber der Flyer für „Silicon Vilstal“ eintrudelte, beeindruckte mich nicht nur das Festival-Programm, sondern auch das Mobilitätskonzept: kein Bus da?! Eine WhatsApp am Bahnhof genügt und schon… Vorhang auf für: Silicon Vilstal!

Viel mehr als eine Wiese und etwas, was auf Großstadtmenschen wie ein umgebauter Heuschober wirkte, war es nicht. Aber drin steckten jede Menge geniale Menschen mit noch genialeren Ideen. Direkt von der EU-Kommission kam ein Vortrag dazu, wie man soziale und ökologische Nachhaltigkeit bei Ausschreibungen ganz legal einpreisen kann, und etliche Kreative stellten ihre Projekte vor. Warum es hier so viele gibt?

Heimat für Neues.

Silicon Vilstal ist eine gemeinnützige Mitmachinitiative aus Niederbayern. Sie fördert offene gesellschaftliche Innovation und macht die digitalen Chancen der ländlichen Regionen greifbar. Ein breites gesellschaftliches Netzwerk macht das möglich. – Apropos Netzwerk: Das mit dem mobilen Internet- und Sprach-Empfang, das müsste noch besser werden, liebe Staatsregierung! Denn wenn eine Region am Kabel hängt, kann sie nicht fliegen lernen!

Erlebnisfestival, Makerspace

Herz des Silicon Vilstal ist ein Erlebnisfestival, das jährlich Mitte September stattfindet. Darüber hinaus bietet die Silicon Vilstal Ideenwerkstatt digitale Lern- und Erlebnisangebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit dem Konzept „virtueller Makerspace“.

Kostenlose Räume – mietfrei

Yeah: Bei „Bauer sucht Startup“ finden geplante Ballungsraum-Startups in Silicon Vilstals ganzjährigem branchenunabhängigem Coaching- und Coworking-Programm für Startups – genau – Raum! Ein tolles Konzept: Gastgeber*innen stellen zeitlich begrenzt kostenlos Räume zum Leben und Arbeiten zur Verfügung. Perfekt für entscheidende Workshops oder das normale Geschäft: Konzeption, Design, Entwicklung im Vilstal.

Kreativraum

Last not least ist der Silicon Vilstal Kreativraum ein wechselnder Ort für Workshops und Ausstellungen von Künstler*innen und Kreativen. Tradition und Moderne verschmelzen: Der Kreativraum war in alten Scheunen im Vilstal, bei der Munich Creative Business Week oder bei THE ARTS+/Frankfurter Buchmesse sowie Teil der Zwischennutzung „SP CE“ in der Alten Akademie München.

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Kreativwirtschaftstour VIII – Söndermann

Das in sein 20. Jahr gehende Schweizer Forum • Kultur und Ökonomie fragte in seinen Anfangsjahren unter Titeln wie „Kunst macht glücklich: Über Rechtfertigungsstrategien für Kulturförderung“ nach einer Zukunftsvision der Kulturförderung:

„Ein Land von Gamern und Jodlern? Verschwindet, was wir heute Kultur nennen – Theater, Literatur, Kunst – im multimedialen Dschungel? Und wir Kulturfinanzierer mit?“ 

Forum • Kultur und Ökonomie

10 Jahre ist das her. Bisher verschwand auch in Bayern nichts. Was bringt aber der neoliberal scheinende Duktus einer Kreativwirtschaft der Kunst und der Kultur, den Kulturschaffenden und der Gesellschaft? – wir trafen uns mit einem, der’s mit erfunden hat, im Landtag:

Michael Söndermann ist soetwas wie das Urgestein der Forschung zur Kultur- und Kreativwirtschaft. Etliche Berichte zur Kultur- und Kreativwirtschaft stammen aus seiner Feder, auf der Homepage des von ihm 1998 gegründeten „Büros für Kulturwirtschaftsforschung“ finden sich nur ein paar dürre Zeilchen zu seiner Lehrtätigkeit an Hochschulen, der Mitgliedschaft im Governing Board eines UNESCO Instituts, der knapp 10 jährigen Beratungstätigkeit des Council of Europe/ERICarts und der Tätigkeit als Beauftragter der Bundesregierung. Einen Wikipedia-Eintrag gibt zur Person gibt es nicht. Dafür umso mehr Quellenangaben mit seinem Namen darin.

Umso mehr Statistik taucht auf seiner Netzpräsenz auf: Zahlen, Berichte, Auswertungen. Quellen der Zahlen. Die Person Söndermann tritt hinter den Berichten zurück. Sie ist aber spürbar in den immer wieder klar formulierten Analysen:

Einerseits übersteigt die Zahl der Erwerbstätigen in der Kultur- und Kreativwirtschaft mittlerweile die der gesamten Industrie bzw. des gesamten Verarbeitenden Gewerbes in der Stadt Köln.
Andererseits erzielen die Künstler*innen und Kreativen im bundesweiten Schnitt der freiberuflichen Einkünfte ein beschämend niedriges Niveau.“

Michael Söndermann, Büro für Kulturwirtschaftsforschung, zuletzt abgerufen August 2019

Wer sich eingehender und länger mit den wissenschaftlichen Publikationen beschäftigt, erkennt das große Potential, alle mit Zahlung verbundenen schöpferisch-kreativen Tätigkeiten zu einer Kultur- und Kreativwirtschaft zusammen zu fassen: Umsätze wie Wertschöpfung sprechen für sich, Gewinne bleiben meist vor Ort, trotz oder gerade wegen der hohen Zahl an Klein- und Kleinstunternehmen sind die Zahlen in der Summe gigantisch.

Gleichzeitig ist das Selbstverständnis als Mensch, der von einem schöpferischen Akt lebt, der keinen „Day Job“ in Gastronomie&Co zur Querfinanzierung seiner Kunst-, Kultur- und Kreativitätsarbeit will, eine Erkenntnis, die den Staat in die Verantwortung zieht:

Wirtschaftspolitik kennt man. Da wird es spannend auch für Kunstformen, neben denen man sich schlecht fotografieren kann, die wenig Renomee bringen.

Wenn die Kultr- und Kreativwirtschaft aber ein wichtiger Wirtschaftszweig ist, so muss man diesen auch in Aufbau, Bestand und Wachstum fördern.

Hier setzt Söndermann mit seiner tiefen Überzeugung, den Menschen und Kreativen im Zentrum der dinge zu sehen, an. Nicht müde wird er, Handlungsempfehlungen für die Politik aus zu sprechen. Immer wieder fasst er zusammen, wie wichtig auch Selbstständige mit einem Jahresumsatz unter 17.500€ seien:

„Dieser Bereich ist für die Kultur- und Kreativwirtschaft von großer Relevanz. Denn hier engagieren sich oft kulturell-experimentelle Akteure, deren Ideen und innovative Anstöße die Branche übergreifend inspirieren und deren Potenziale wesentlich mitgestalten.

Michael Söndermann, Büro für Kulturwirtschaftsforschung, zuletzt abgerufen August 2019

In Wirtschafts- wie auch Kulturförderung mit oft achtlos installierten und diskriminierend benannten „Bagatelle-Grenzen“ ist hiervon (noch) nichts zu spüren. Der Service, den Künstlerinnen und Künstler für diese Gesellschaft leisten, wird weder erkannt noch erfährt er finanzielle Wertschätzung. Als „Alimentierung“ abgetan wird faire und gerechte Entlohnung, bis hin zur Forderung, man könne doch auch mal etwas ehrenamtlich machen. Dabei muss Wirtschafts- und Kulturförderung zur Entwicklung und Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft eng verzahnt zusammen arbeiten. Mit Zuschüssen zu Messen zur Präsentation nett anzusehender und gut verkäuflicher Objekte ist es nicht getan. Mit einem Kulturfonds, der noch immer klar stellt, dass die

„Erschaffung von Kunstwerken sind aus Mitteln des Kulturfonds nicht förderfähig“

Bayerischer Kulturfonds, Fördervorraussetzungen

sei, auch nicht. Mindestgagen und Mindesthonorare müssen her. Ein Stundensatz, der klar macht, hier geht es nicht um Zuckerl für die intrinsische Motivation eines Genies, sondern um Menschen, die etwas leisten und die davon mit ihren Familien leben müssen, muss selbstverständlich sein. Auch bei Förderungen. Auch bei staatlichen Programmen und Aufträgen. Auch in der kulturellen Bildung, einem wichtigen Standbein für viele Kreative und enormen Faktor für unsere divergierende Gesellschaft in Zeiten von KI und Digitalisierung.

Michael Söndermann berichtet dann auch von den letzten Zahlen, die einer Auswertung harren: die Steuer-Statistiken der Einkommenssteuer-Erklärungen. Hier wird deutlich, wie viele Kinder von einem Einkommen leben. Man sieht, ob eine Person sich die künstlerische Tätigkeit nur „leisten“ kann, weil sie in Wahrheit von Mieteinnahmen lebt oder „reich geheiratet“ hat.

Der Staat ist gefordert, hier die Weichen zu stellen. Das wurde bei dem Treffen einmal mehr deutlich. Wichtigste Punkte zum Mitnehmen:

  • Kunst ist nicht weniger wert, nur weil man davon leben kann.
  • „Gewinnorientiert wirtschaften“ heißt Miete davon zahlen können.
  • Das betrifft alle Ebenen: Nachwuchs, Etablierte und Expandierende. Darum braucht es Angebote für Einstieg, Erhalt und Ausbau de
  • Die Existenz von Personen, die aus intrinsischen Motiven heraus handeln, darf nicht zum Umkehrschluss führen, dass man ihre Leistung, ihren Service, ihre Ideen und ihren schöpferischen Akt beliebig ausbeuten darf.

Ergo:

  • Gute Kreativwirtschaftsförderung muss darum das „Davon leben können“ in den Mittelpunkt stellen.

Foto aus „Damenbesuch bei Kühnemann – Lieder Gespräche Lieder“ Mit der Pianistin Masako Otha und der Politikerin und Filmemacherin Sanne Kurz
Idee, Gesang & Moderation Michaila Kühnemann.
Veranstalter ars musica e.V. im Stemmerhof.

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Degginger Regensburg Sanne Kurz Kultur Kunst Kreativwirtschaft Kulturpolitik Grüne Landtag Bayern

Kreativwirtschaftstour V – Regensburg!

Staunen, staunen, staunen war angesagt beim Besuch des Degginger in Regensburg. Mitten im Herzen der Stadt sieht man hier gut, wie Nachtkultur, Kreativität, Urbanität und Subkultur zu einer lebendigen Stadt beitragen und: Wirtschaftsfaktor sind.

Nebeneffekt: Kreative können Räume nutzen, haben Ausstellungsfläche und Bühne für freie Arbeiten, Bekanntheit Einzelner wird über den Kreativhub hinaus gesteigert.

„Gewinnorientiert tätig sein“ heißt hier: von der künstlerischen und kreativen Arbeit seine Miete zahlen zu können. Wer sehen will, wie hochästhetisch sich das anfühlt, anhört, anschaut: Vorbeischauen lohnt sich im Degginger Regensburg.

Hinter die Kulissen blicken konnten wir mit Sebastian Knopp, Clustermanager Kultur- und Kreativwirtschaft der Stadt Regensburg und selbst ein Gewächs der örtlichen Kreativwirtschaft. Es bestätigte sich, was Carola Kupfer, Sprecherin des Regensburger Buchmarktes und Mitgründerin des BLVKK, Bayerischer Landesverband der Kultur- und Kreativwirtschaft, bei ihrem Besuch im Landtag berichtet hatte: das Degginger ist Raum für mehr Sichtbarkeit, Platz für Vernetzung, Visionen und Vermaktung, Ort für Ideen und Experiment, Hub für Kreative.

Alles abgerundet durch Bühne & Cafè und begleitet durch großartige Social Media Arbeit des Cluster-Teams. Der Besuch im Degginger war uns Ansporn und Inspiration: Lieber Freistaat! So geht es! Du kannst es! Auf geht’s!

Was nehmen wir mit?
* Kunst & Kultur brauchen Raum. Auch in Innenstädten. Zum Proben, Arbeiten, Ausstellen. Zum Produzieren, Fotografieren, Lernen, Nachdenken. Unterstützung von Raum für Kunst & Kultur ist Unterstützung des Standortes.
* Nachts sind Städte lebendig dank Kunst & Kultur. Es ist unsere Aufgabe als Politik, hier erfolgreiche Konzepte wie Nachtbürgermeister*innen bekannt zu machen und einzufordern.
* Die Vernetzung von Nachwuchs und Etablierten hilft allen. Sie zu fördern bedeutet kreatives Wachstum für alle.
* Die Kultur- & Kreativwirtschaft als wichtige Branche der Kommunen im Freistaat braucht das Bekenntnis zur Unterstützung mit Hauptamtlichen vor Ort, aber auch mit Kapazitäten und Ansprech-Personen im Ministerium

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Sanne Kurz MdL Politik Grün

Kreativwirtschaftstour – VI Leipzig

Von vielen Seiten hatten wir Sachsen empfohlen bekommen. – Sachsen?! Zu DDR Zeiten Hort (staatlicher) Kultur auch in der Fläche, damals durchzogen aber auch von Subkultur, die die Menschen so gut es ging fern staatlicher Kontrolle wagten.

Mit dem Ende der DDR verschwand eine Diktatur. Im Schwebezustand, der nach 1989 für viele Menschen vor Ort herrschte, war für Kunst und Kultur oft wenig Platz. Für viele musste erst ein mal das Leben im neuen System definiert und möglich werden.

Dinge wie das Kulturraumgesetz entstanden. Aber auch starke Akteurs-Verbände von Kunst- und Kulturschaffenden, die Fragen stellten und – noch besser: Antworten gaben. Gemeinsam schuf man eine Bottom-Up Struktur:

Der Landesverband Kultur und Kreativwirtschaft Sachsen e.V. wurde so Träger des Projekts Kreatives Sachsen:

„Kreatives Sachsen – das Sächsische Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft ist deutschlandweit die erste Fördereinrichtung, die – aus der Branche für die Branche – von Verbänden der Kultur- und Kreativschaffenden selbst getragen wird. Mit sieben Mitarbeiter*innen ist das Zentrum von den drei Standorten Chemnitz, Dresden und Leipzig aus landesweit unterwegs.

Ziel ist eine unternehmerische Professionalisierung der Kreativschaffenden durch eine gründungs-, festigungs- und wachstumsorientierte Beratung und Begleitung. Die Orientierungsgespräche werden von Expert*innen durchgeführt, die sowohl eigene Erfahrungen als Kultur- und Kreativschaffende haben, als auch eine geeignete Qualifikation als Berater*in vorweisen. Die Beratungen sind speziell auf die Bedarfe der Branche und ihrer Akteur*innen zugeschnitten. – Wir legen großen Wert auf Peer-Learning-Konzepte und Transferformate, die es Kultur- und Kreativschaffenden ermöglichen, im lokalen, regionalen sowie internationalen Austausch Wissen und Erfahrungen zu teilen.“

Ins Leben gerufen von der Branche selbst, unterstützt vom sächsischen Wirtschaftministerium, mitfinanziert aus Steuermitteln auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.

„Mit freundlicher Unterstützung des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst.“

Und, last not least: „Show this page in English“ – OMG. Warum können wir das nicht? Liebe Staatsministerien, die ihr zersplitterterweise für Kreative zuständig seid:

sechs Zeilen zur Kultur und Kreativwirtschaft + alle wurschteln munter alleine vor sich hin = it doesn’t cut it.

Alle Zitate von: Kreatives Sachsen, abgerufen zuletzt im August 2019

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Kreativwirtschaftstour VII – Würzburg

Antje Molz von der Würzburger festkultur nahm den weiten Weg zu uns nach München in den Landtag in Kauf. Im Gepäck hatte sie ein dickes Portfolio einer reichen Kulturlandschaft in und um Würzburg in Unterfranken:

Das StraMu mit über 100.000 Besucher*innen jährlich, ein Africa-Festival, Hafensommer, Mozartfest, Umsonst&Draußen, eine vibrierende Theater-Szene in freier und institutioneller Trägerschaft, Konversionsflächen, die geradezu zur Nutzung auffordern – und mehr.

Außer, dass wir natürlich ganz bald nach Würzburg müssen, um all das mit eigenen Augen zu sehen und die Akteurinnen und Akteure in Würzburg persönlich kennen zu lernen, nahmen wir mit, dass all dieses lebendige Kulturschaffen wenig bekannt ist. Nischenpopularität und unterfränkische Berühmtheit ist schön – aber ausbaufähig. Hier wäre auch der Freistaat gefordert, finanzieren sich die Aktivitäten vor Ort doch zum Großteil aus kommunalen Mitteln, obwohl sie zur Wertschöpfung im Freistaat beitragen und somit auch das Staatssäckel munter füllen.

Wenig überraschende Erkenntnis: Umsonst & Draußen wird mitfinanziert aus dem Bildungsministerium. Es bestätigt sich mal wieder, dass man mit guten Kulturideen nicht eine Stelle zur Ansprache hat, sondern mühsam hausieren gehen muss – gottlob hier mit Erfolg.

Es war ein so begeisterter Austausch mit Antje Molz, dass wir Foto machen und Hausaufgaben mitnehmen fast vergaßen. Ihre Vision, die wir mitnehmen:

  • fest geschriebener prozentualer Anteil eines Haushalts für Kunst und Kultur
  • Modellversuch Bedingungsloses Grundeinkommen für im Kunst- und Kulturbereich tätige Menschen
  • Sichtbarkeit und Wertschätzung

Danke für Mühe & Zeit – bis bald in Würzburg!

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Geld für schöpferischen Akt Kreativität Ideen Honorare Gagen Kultur und Kreativwirtschaft Bayern Landtag

Kreativwirtschaftstour IV – BZKK

Es war ein mal ein Land. Dort gab es eine Menschen, die lebten von Einsatz von Kopf und Händen. Sie lebten davon, weil sie Ideen hatten. Was sie taten, nannte man den schöpferischen Akt.

…so oder so ähnlich könnte die Geschichte der Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayern beginnen. Es ließ sich dann auch gut an, was zu Beginn mit Workshops vor Ort, Abfrage der Bedarfe der Akteurinnen und Akteure und einer sehr schicken Broschüre begann.

Das Bayerische Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft wurde gegründet. Als Teil von Bayern Innovativ. Und angedockt an ein Ministerium, dass den Teilmarkt „Design“ aus der Kultur und Kreativwirtschaft heraus nimmt.

Wenig Ressourcen, sich stetig wiederholende Unsicherheit über Laufzeiten, wenig Personal für ein Land mit 15 Millionen Menschen – und am Ende gar eine Staatsregierung, die das passende Referat im Ministerium bei einer Regierungsumbildung schlicht vergaßen – all das machte dem BZKK den Garaus. – So schien es mit bei Antritt meines Mandats.

Umso dankbarer war ich, dass der Leiter des BZKK, Oliver Wittmann, gleich persönlich im Landtag vorbei kam, um mir seine Sicht auf die Dinge zu berichten. Ich traf ihn mitten in den Verhandlungen zum Doppelhaushalt 2019/2020. Im Gespräch bestätigten sich meine Sorgen. Auch wenn die Betroffenen alles tun, was in ihrer Macht steht:

Projekt basierte Förderung macht für eine so erfolgreiche und wichtige Branche keinen Sinn. Wie sollen unbesetzte Stellen qualifiziert besetzt werden, wenn Monate lang nicht klar ist, ob und wenn ja wie es weiter gehen wird?

  • Kultur und Kreativität muss endlich als Dienstleistung für die Gesellschaft anerkannt werden – und auch so vergütet werden. Auch wenn Menschen nicht im öffentlichen (= in kommunaler oder staatlicher Hand befindlich) oder intermediären (= Vereine, Initiativen…) Sektor von, mit und für Kultur und Kreativität leben und arbeiten.
  • Es braucht das Bekenntnis, dass Experimente und Misserfolg möglich sein müssen. Sie schaffen den Bumus, auf dem diese ganze, große Branche wächst.
  • Die bayerische Kultur- und Kreativwirtschaft verdient eine Förderstrategie, die der Größe, Wertschöpfung und dem erwirtschafteten Umsatz gerecht wird.
  • Die Kultur- und Kreativwirtschaft dabei zu zerteilen und zu zerstückeln ist nicht zielführend.
  • Auf die besondere Struktur der Branche mit ihren vielen kleinen und kleinsten Unternehmen und frei tätigen Personen muss gezielt Rücksicht genommen werden.
  • Projektförderung muss Dauerförderung werden
  • Solange wie jetzt die Zuständigkeiten in Ministerien weit zersplittert sind, muss die Staatsregierung sicherstellen, dass Ministerien hier besser kooperieren!

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Petra Kleine Neue Sicht Ingolstadt Sanne Kurz MdL

Kreativwirtschaftstour III – Ingolstadt

Neue Sicht Logo

Superviel Spaß macht es, wenn man in Sachen Kulturpolitik unterwegs ist und auf lauter enthusiastische, begeisterte Menschen stößt. Herzen voller Energie, Köpfe voller Ideen – aber na klar auch Hände voller Arbeit:

Wir waren dabei bei der Gründung von Neue Sicht e.V. in meinem Betreuungs-Stimmkreis Ingolstadt.

All die bestehenden und sich gründenden Verbände vor Ort sind nötig, um in einem starken Landesverband Legitimation und Stimme zu haben. In anderen Bundesländern existieren bereits tragfäige Bottom-Up Strukturen.

Jetzt setzen Akteurinnen und Akteure der Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayern nach. – Danke für Euer Engagement und viel Erfolg bei der Landesverbands-Gründung!

Petra Kleine Ingolstadt Neue Sicht Sanne Kurz MdL Grüne
Petra Kleine Neue Sicht Ingolstadt Simone Schimpf Sanne Kurz

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Augsburg-Rathaus-by_Gerd Eichmann

Kreativwirtschaftstour II – Augsburg

In Augsburg hat man die Zeichen der Zeit erkannt und fördert das gewaltige Potential der Kultur- und Kreativwirtschaft kräftig. So war unser Besuch denn auch Chefsache und wir konnten Augsburgs 2. Bürgermeisterin Eva Weber persönlich zusammen mit Colin Martzy im Augsburger Rathaus treffen.

Immerhin 10,3% aller in Augsburg ansässigen Unternehmen waren 2013 der Kultur- und Kreativwirtschaft zuzuordnen. Über 1000 Erwerbstätige erwirtschafteten einen Jahresumsatz von knapp einer Milliarde Euro. Soviel wie der gesamte Einzelhandel zusammen.

Spannend war es zu sehen, wie unterschiedlich die Bedarfe vor Ort sind. Eine Lösung für alle Kommunen gibt es für die Unterstützung der Kultur- und Kreativwirtschaft nicht.

Wichtig auch der Austausch zur Förderfähigkeit von Honoraren von Künstlerinnen und Künstlern. So steht beispielsweise beim Bayerischen Kulturfonds der Passus „die Erschaffung von Kunstwerken sind aus Mitteln des Kulturfonds nicht förderfähig“ – was bedeutet, ein Comiczeichner und eine Texterin, die gemeinsam eine Graphic Novel erschaffen, dürfen nur beim Kauf von Stiften und Papier gefördert werden – überspitzt gesagt. In anderen Branchen wird die (Neu-)Erschaffung von Produkten selbstverständlich und oft gar explizit gefördert.

Wir setzen und klar für die Förderfähigkeit von Honoraren für Künstlerinnen und Künstler ein. Hier geht es zu unseren Anträgen zum Kulturfonds, in denen wir u.a. diese Forderung stellen.

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Kreativwirtschaftstour I – München

25.03.2019

Mit #kreativmuenchen, der Münchner Anlaufstelle für die Kultur- und Kreativwirtschaft, kam ich zum ersten Mal in Kontakt, als ich einen Arbeitsraum suchte. Das Ruffinihaus stand zur Zwischennutzung bereit. Als Mitglied des Paul Klinger Künstlersozialwerks hatte ich Glück und erhielt den Zuschlag gemeinsam mit anderen Künstlerinnen und Künstlern aus den Sparten Literatur, Film, Grafik, Musik und Tanz.

Das „Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft“ der Landeshauptstadt München trat für mich als Akteurin der Szene vor allem in Erscheinung als „nette Leute hinter der Theke“ – mit Rat & Tat von „hoppla, Brandschutz!“ bis zu „ja klar geht das!“.

kreativmuenchen muenchenkreativ sanne kurz kompetenzteam Jürgen enninger kultur kreativwirtschaft 01

Umso neugieriger war ich dann als frisch gebackene Abgeordnete, Team und Strukturen hinter den Kulissen etwas besser kennen zu lernen. Ein Antrittsbesuch bei Jürgen Enninger und seinem Team:

Raumsuche, Austausch, Vernetzung, Branchentreffen, Qualifizierungsangebote, Crowdfunding Beratung, Vorträge, Beratungsfrühstücke und mehr – und das nicht nur für München, sondern für die gesamte Metropolregion. Dabei beraten Menschen mit eigener Erfahrung in kreativen Berufen Ratsuchende – ein gelungener Ansatz.

Besonders spannend für uns hier in München die gute Kooperation dreier Referate für maximalen Impact: Kulturreferat, Kommunalreferat und Referat für Arbeit und Wirtschaft arbeiten Hand in Hand, um die Balance zwischen Kunst&Kommerz hin zu bekommen. – Mit Erfolg, wie wir bei unserem Besuch finden.

Eine Vision, die das Angebot perfekt machen würde:
Akteurinnen und Akteure in einer Bottom-Up Struktur mit gleichberechtigter Mitbestimmung in Planung, Ausrichtung, Perspektivenfindung und Zielsetzung verstärkt mir einbeziehen. – An anderen Orten haben wir das schon gefunden.

Im Vergleich zur Landesebene hat man hier jedoch auf alle Fälle bereits Bahnbrechendes geleistet. Aktuell sind im Freistaat bis zu acht (!!) Ministerien für Kunst,Kultur & Kreativität zuständig. Kooperation – Fehlanzeige. – Wir wollen das ändern!

Materialien:

Weitere Stationen meiner Kreativwirtschaftstour:

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Kultur und Kreativwirtschaft Sanne Kurz Landtag Bayern

Kreativwirtschaft: Hier starten!

Die Kultur- und Kreativwirtschaft verbindet die 11 Teilbranchen Musikwirtschaft, Buchmarkt, Kunstmarkt, Filmwirtschaft, Rundfunkwirtschaft, Darstellende Künste, Architekturmarkt, Designwirtschaft, Pressemarkt, Werbemarkt, Games und wird oft im 12. Posten erweitert um „Sonstiges“, um allen Kreativen gerecht zu werden. Teil einer Branche oder „Wirtschaft“ zu sein ist von Vorteil, da so eine Sichtbarkeit entsteht, die Kunst- und Kulturschaffende als Einzelne nicht entfalten könnten.

Kreative, Künstlerinnen und Künstler bilden das Rückgrat der Branche. Große Überschneidungen gibt es mit der Veranstaltungswirtschaft. Die vielen kleinen Teile – über 90% der Branche sind im Bereich Kleinunternehmen oder Freiberuflichkeit aktiv – schaffen ein großes Ganzes. Und dieses große Ganze ist in Bayern ein erheblicher Wirtschaftsfaktor, bei Umsatz, sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten und Bruttowertschöpfung.

So viele Beschäftigte, wie die Automobilindustrie

Der intermediäre Sektor und der öffentliche Sektor zählen nicht zur Kultur- und Kreativwirtschaft. Alles, wo man mit dem schöpferischen Akt Geld verdient, zählt dazu. Das böse Wort „gewinnorientiert“ bedeutet hier:

  • ich will mit meiner Kreativleistung meine Miete zahlen können
  • ich bekomme für meine Kreativleistung eine angemessene Vergütung

Daraus erwächst die natürliche Forderung nach Mindesthonoraren, wie sie es in anderen Bereichen und für zahlreiche nicht-kreative freie Berufe auch gibt. Daraus erwächst aber auch wie für jeden anderen Wirtschaftsbereich der Bedarf nach Innovation, nach Wissenschaft- und Forschung als Basis der Kultur- und Kreativwirtschaft. Das bedeutet, so wie technologische Innovation und technologische Grundlagenforschung und technikorientierte angewandte Forschung selbstverständlich von der öffentlichen Hand gefördert werden, braucht es das auch im nicht-technologischen Innovations-, Wissenschafts- und Forschungsbereich, beispielsweise an Kunsthochschulen, mit der Möglichkeit zur künstlerischen Promotion oder der Basis-Finanzierung freier künstlerischer Wissenschaft- und Forschung.

Kunst, Kultur und Kreativität sind Wirtschaftsfaktor. Kunst, Kultur und Kreativität sind Wissenschaft & Forschung.

Last not least bedeutet die Zuordnung aller privatwirtschaftlichen Kultur- und Kreativschaffenden zu einer Branche: Ein Staat kann, sollte und muss diese Branche gezielt fördern. Wirtschaftsförderung ist meist deutlich mehr Mitteln ausgestattet als Kunst- und Kulturförderung. Von speziellen Nachwuchs- und Kick-Off Programmen bis hin zu Förderung von Wachstum und Weiterentwicklung, von Raum für Branche, Einzelpersonen und Start-Ups, bis zu Unterstützung bei Vertrieb und Marketing, von Vernetzung untereinander bis hin zur Öffnung neuer Märkte dank Vernetzung mit anderen Branchen gibt es viel zu tun.

Leider war da die bayerische Staatsregierung wenig beflissen bisher. 2018 hat man gar das Referat für Kultur- und Kreativwirtschaft im Wirtschaftsministerium – hoppla – wegrationalisiert.

Söder rationalisierte Referat für Kultur- und Kreativwirtschaft einfach weg

Wir hakten Anfang Dezember nach mit einer Anfrage zum Thema. Ab Januar 2019 geht es dann los mit unserer Kreativwirtschaftstour: Was läuft in Bayern in welcher Kommune wie? Wo haben es Kreative leichter? Wo gibt es welche Hürden? Wie machen es andere? Welche Bedarfe sind bei weitem nicht gedeckt? Was wäre dringlich und Landesaufgabe, um die Branche voran zu bringen? Was wünschen sich Akteurinnen und Akteure vor Ort? – Stay tuned!

Materialien:

Kreativwirtschaftstour von Sanne Kurz, GRÜNE Abgeordnete im Bayerischen Landtag:

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