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Wenn Du von Deiner Kreativität lebst, und nicht vom Kellnern, ist es Kreativwirtschaft.

Knapp 400.000 Menschen in Bayern arbeiten in der Kultur- und Kreativwirtschaft. Das sind so viele wie z.B. in der Automobilindustrie. Nach Bruttowertschöpfung gemessen – also Wert pro reingestecktem Geld – ist die Branche die drittstärkste im Land.

Bist Du Frei oder Solo-Selbstständig, lebst Du wie viele in dem Segment. Weiteres Kennzeichen: 70% Kleinunternehmertum und Mini-Job in 2 der 11 Teilmärkte, 50% Kleinunternehmertum und Mini-Job in weiteren 7 der 11 Teilmärkte.

So viele Beschäftigte wie die Automobilindustrie. Drittwichtigste Branche im Land. Aber keine Mindesthonorare.

Warum die Kultur- und Kreativwirtschaft trotzdem so viel dreht, so Wertschöpfung generiert und hier in Bayern so viele Jobs schafft? Weil es eine Menschen-Branche ist: Kreativität geht nicht automatisiert, Kulturelle Bildung kann keine Maschine, Kultur ist etwas, was Menschen mit Menschen schaffen. Wenn so viele Menschen mit Menschen arbeiten, ein Sektor so dienstleistungsintensiv ist, bräuchte es, um prekäre Strukturen aufzubrechen, dringend verbindliche Mindestgagen und Mindesthonorare für die gesamte Branche.

Das wäre nicht mal schlecht für’s Finanzministerium: die meisten der Umsätze der Kultur- und Kreativwirtschaft gehen nicht an große internationale Konzerne. Mittelstand, Kleinunternehmertum und Start-Up prägt das Bild. Regionale und lokale Wertschöpfungsketten füllen das bayerische Steuersäckel oft gleich mehrfach. Nebenbei wird das Fundament des Kulturstaats Bayern fester zementiert.

Hand in Hand: Herzstück von Kultur- und Wirtschaftspolitik

Die immense Wichtigkeit der Branche zu fördern, so wie man jeden anderen Wirtschaftszweig fördert, ist Ziel guter Wirtschaftspolitik und guter Kulturpolitik.

Dabei braucht es:

  • soziale Absicherung für alle Formen der Beschäftigung in dem Sektor,
  • einen Innovationsbegriff, der sich auch aus immaterielle Innovation bezieht,
  • Fair Art & Creativity – ein klares öffentliches Bekenntnis zu Mindestgagen und Mindesthonoraren, wobei öffentliche Stellen bei Aufträgen und Förderprogrammen vorangehen sollten und Fördertöpfe an Mindestverdienst angepasst werden müssten,
  • institutionalisierte Koordination aller der Branche zuarbeitenden staatlichen Stellen mit klaren, transparenten Verantwortlichkeiten, dazu gehört beispielsweise eine regelmäßige, dauerhafte Kooperation der unterschiedlichen Ministerien ebenso wie z.B. eine zentral verantwortliche Ansprech-Stelle für Kulturelle Bildung,
  • Förderung nicht Gewinn orientierter Wirtschaftstätigkeit analog zur angewandten Forschung als Inkubator der Branche
  • Anerkennung des Bottom-Up-Prinzips mit dem Bekenntnis zu der Tatsache, dass die Akteurinnen und Akteure der Branche die größte Expertise auf dem Gebiet ihrer Tätigkeit haben und daher die Wirtschaftsförderung der Branche mit gestalten müssen

Die Ideen sind da. Zeit für Aufbruch.