Umfrage_Kulturpolitik_Praktikum_SusanneBergbauer

Kultur auf dem Land – Fehlanzeige?

Am Ende ihres Praktikums haben alle Praktis die Möglichkeit, mit einem persönlichen Projekt eine „Duftnote“ in eigener Handschrift zu hinterlassen. Die Praktikantin Susanne Bergbauer hat als Abschluss ihres sechswöchigen Praktikums in ihrem Heimatdorf eine Umfrage zur Kulturpolitik auf dem Land erstellt – hier könnt Ihr den von ihr geschriebenen Post dazu lesen. Super spannend fand ich, dass auch ich aus einer vom Tourismus geprägten Gegend komme – Stichwort Deutsche Weinstraße – und dass auch bei uns die Frage ist, wie man Tagestourismus nachhaltig für Kultur und Umwelt gestalten kann. Lest mal rein, ich fand Susanne Bergbauers Beitrag jedenfalls total interessant! Meine Frage zurück: Wer organisiert jetzt ein Musikfestival dort? Bitte melden!

Einfach mal eine Umfrage machen, wie es den Leuten geht und was sie eigentlich gerne hätten an Kultur bei sich vor Ort. Ist das nicht eine super coole Idee? Wenn Du Susannes Idee nachmachen möchtest, nimm gerne Kontakt mit mir auf. Sicher geht da was! Aber jetzt erst mal Susanne Bergbauers schöner Beitrag:

Wenn das Wetter passt und der Tourismusbetrieb nicht gerade von einer Pandemie eingeschränkt wird, stehen am Marktplatz der kleinen Gemeinde, aus der ich komme, oft Busse voller Touris. Eine wunderschöne Klosterkirche im Rokokostil, die Ruhestätte der Familie von Franz Josef Strauß – es gibt einiges zu sehen. Für viele ein guter Grund, einen ganzen Tag in der 4000-Einwohner-Gemeinde zu verbringen und die Kulturstätten zu bewundern. Als Bewohnerin dieses Dorfs staune auch ich heute noch über die prunkvolle Ausstattung der Kirche – aber was gibt es sonst für Möglichkeiten, vor allem für Bewohner*innen, sich kulturell zu beteiligen?

Was sagen eigentlich die Bewohner*innen dazu?

Im Rahmen meines Praktikums im Büro von Sanne Kurz habe ich viel über die bayerische Kulturpolitik gelernt: Was gut läuft, wo Potential vorhanden ist und vor allem auch, was es für Herausforderungen gibt. Als ich dann bei einem Workshop der Grünen Jugend dabei sein durfte, wo die Kommunalpolitiker*innen über die Probleme im Kulturbereich in ihren Kommunen berichteten, konnte ich einige Parallelen zu meinem Heimatdorf erkennen: Es mangelt an kulturellem Angebot, besonders für junge Menschen.

Um herauszufinden, ob die Bewohner meines Dorfes das auch so sehen, habe ich eine kurze Umfrage über die Meinung zum kulturellen Angebot erstellt und um Verbesserungsvorschläge gebeten.

Begegnungsräume schaffen

Weit über die Hälfte der Teilnehmenden meiner Umfrage geben an, mit dem kulturellen Angebot in der Nähe eher unzufrieden zu sein. Vor allem fehlen Angebote für die Jugend, wie beispielsweise eine Möglichkeit, sich gemeinsam zu treffen und eventuell auch gemeinsam zu feiern. Auch Vorschläge wie ein Kino, kleine Konzerte oder ein Theater würden laut der Umfrage großen Zuspruch bekommen. Ein Beispiel für die Nutzung des kulturellen Angebots ist die örtliche Gemeindebibliothek: Dass es überhaupt eine zugängliche Bücherei gibt, finden alle Teilnehmer der Umfrage gut und ist auch den meisten bewusst – die Nutzungsmöglichkeit wird aber durch die sehr kurzen Öffnungszeiten beschränkt. Wenn man den Raum der Bibliothek beispielsweise auch zum Lernen und Lesen bereitstellen könnte, würde das auch viele junge Leute anlocken, so die Ergebnisse der Umfrage.

Potential und Ideen sind vorhanden – es fehlt ein konkreter Plan und Unterstützung

Dank vieler engagierten Personen im Dorf gibt es aber auch einige gut besuchte Angebote: Ein jährliches Bierzelt, verschiedene Märkte und ein reichliches Angebot an Vereinen, mit dem die Teilnehmer der Umfrage zufrieden sind und sogar gerne noch mehr davon hätten. Trotzdem gibt es viele Vorschläge und Anregungen hinsichtlich des Kulturangebots – auch außerhalb der Vereine – auf die ich während meiner Arbeit gestoßen bin. Zum Beispiel könnte man ein kleines Heimatmuseum, wo die Geschichte des Ortes kennengelernt werden kann, zusammen mit den vielen örtlichen Zeitzeugen, gestalten. Diese Idee wurde nun auch bereits dem Gemeinderat vorgeschlagen.

Vielen fehlt aber ein Rahmen, bzw. eine konkrete Unterstützung und Anlaufstelle beim Kanalisieren der Ideen und bei der Suche und Antragstellung von Fördermöglichkeiten. Zudem entsteht bei vielen Menschen im ländlichen Raum das Gefühl, gegenüber den größeren Städten nicht unbedingt im Fokus der Politik zu stehen.

Durch das Praktikum habe ich jetzt aber viele Ideen und Input sammeln können und Zuversicht gewonnen, dass auch im kleinen Rahmen etwas zu schaffen ist. So erfuhr ich beispielsweise von einer neuen Fördermöglichkeit für kulturelle Projekte im ländlichen Raum, die von der EU zur Verfügung gestellt wird und auf die Entwicklung des ländlichen Raums abzielt. Auch wenn ein bestimmter Prozentteil des Projekts aus eigener Tasche gezahlt werden muss, könnte dies eine sehr hilfreiche Unterstützung für neue Ideen darstellen.

Ich danke Sanne und ihrem tollen Team für die wertvollen Erfahrungen, die ich in meinem Praktikum machen durfte! Trotz Home Office und Pandemiebedingungen hat es mir sehr viel Spaß gemacht, in den Alltag einer stets motivierten Abgeordneten hineinschnuppern zu können.

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