Schlagwortarchiv für: Neujahrsgruß und Weihnachtskarte

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Miteinander reden

Mein Vater hat am 24. Dezember Geburtstag. Wie jedes Jahr besuchten wir ihn mit der ganzen Familie zum Fest.

Tief in der Nacht auf unseren Nachzügler aus Berlin wartend, stand ich allein am Bahnhof in der schönen Pfalz am Rhein. Jemand hatte bepflanzte Blumenkästen an die Eisengitter gehängt. Die riesige Schnäppchenwerbung des Gartencenters klebten leider noch am Plastik der Kübel. Ich machte mich ans Werk, Preisschilder entfernen. Es war die Nacht zum Heiligen Abend.

Ein Mann kam auf mich zu. Er streckte seine Hand zu mir aus, darin zwei Euro. Für mich. Unsere Blicke trafen sich. Ein peinlicher Moment entstand.

Die Geste ließ mich tief berührt zurück. Wie oft helfe ich spontan, wo ich Not vermute? Wie oft zögere ich zu lange? Verletze ich mit meiner Hilfe Stolz oder mit meinem Warten Menschen? Rette ich Stolz, weil ich helfe, Würde zu bewahren?

Die zwei Euro nahm ich nicht. Ich lächelte den Mann an. Wir sprachen miteinander, bis sein Zug kam. Ein unsichtbares Band entstand.

Ein Jahr der menschlichen Gesten, Zeit zum Reden und zum Bande knüpfen wünscht

Sanne Kurz

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Als ich ein Kind war, hatte ich Angst – Neujahrsgruß 2021

Jedes Jahr nutze ich die Zeit über den Jahreswechsel, um mit lieb gewordenen alten Bekannten wieder Kontakt aufzunehmen oder einfach nur Hallo zu sagen. Ich teile meist sehr persönliche Gedanken, die mir in der stillen Zeit kommen und hoffe immer, es nervt niemanden zu sehr. Meine Karte im Januar 2021.

Als ich ein Kind war, hatte ich Angst.

Meine Ängste waren geprägt von den Krisen meiner Zeit: das AKW, dessen Kühltürme ich täglich sah, die in der Nähe stationierten Pershing-II-Raketen mit Atomsprengköpfen.

Meine Kinder leben mit neuen Gefahren. Sie verarbeiten es mit „Corona-Fangen“: „Es gibt drei Fänger: einer ist Corona, einer Herzinfarkt, einer Krebs. Wenn du berührt wirst, bist du tot.“ – Puh. Ich musste schlucken, als ich das beim Essen munter präsentiert bekam.

Corona beschäftigt uns alle rund um die Uhr. Existenzen, die vernichtet werden, Einsamkeit, Krankheit, Tod. – Oft trifft es die Schwächsten am härtesten.

Das Spannungsfeld aus Landtags-Marmorsaal und völlig Verzweifelten, die mir schreiben, ist schwer auszuhalten. Herz und Bauch der Stadt stehen still. Ich höre zu, schreibe mit, bringe ein – so oft es geht.

Ob meine Kinder weniger absonderliche Spiele spielen würden, wenn ich mehr Zeit für sie hätte? Ob ich genug tue, um ihnen ihre Ängste zu nehmen?

Ich wünsche uns allen ein Jahr mit ausreichend Zeit, um über Ängste und Zweifel zu sprechen. Ein Jahr, in dem Gemeinschaft und Nähe wieder möglich und normal sind.

Es grüßt voll Hoffnung

Sanne Kurz

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Auf den zweiten Blick – Neujahrsgruß 2020

Das neue Jahr ist für viele Menschen Neustart und Einstieg. – Das Datum 1.1. ist willkürlich, andere Kulturen feiern das Beginn des neuen Jahres zu anderen Zeiten. Aber das Innehalten, die Pause, der Break ist für alle wichtig. Um dieses Innehalten zu nutzen, schreibe ich um die Jahreswende herum Neujahrskarten. Was dieses Jahr Zustande kam, seht Ihr hier.

AUF DEN ZWEITEN BLICK

Auf dem Foto sieht man die Söhne meines Bruders.
Ich will sie der Einfachheit halber Ben & Max Kurz nennen:
ein Mann in Uniform und ein Baby im Plüschanzug.

Für mich ist die Idee, Soldat zu werden, weit, weit weg. Trotzdem bewegt mich dieses Bild, weil es mit meinen Vorurteilen spielt: Ich schaue hin, sehe Ben und denke an die USA, den Irak-Krieg, Rap. Die deutsche Flagge und den Namen Kurz sehe ich erst auf den zweiten Blick.

Im Sommer vor Max‘ Geburt wurde Max‘ Mama sehr krank. Sie lag lange im Koma, im 7. Monat schwanger mit Max. Mutter und Kind haben es geschafft. Sie sind gesund. So ist das Bild für mich auf diesen zweiten Blick Leben, das sich Bahn bricht.

Warum Ben beim Militär arbeiten möchte? Warum wir Stereotype in uns tragen? Warum niemand die Krankheit kommen sah? Wie man mit chronischer Krankheit weiter lebt? – Ich weiß es nicht.

Ich weiß: Wir reden zu wenig miteinander, nehmen uns zu wenig Zeit füreinander. Ich wünsche uns allen ein Jahr mit Zeit zum Miteinander, Zeit zum Gespräch und:  Zeit für den zweiten Blick.


Meine Karten aus den Vorjahren findet Ihr hier:

  • Neujahrsgruß 2019
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Wunschkonzert – Neujahrsgruß 2019

Das Ende eines Jahres: zurücklehnen und die Dinge Revue passieren lassen. Zeit dafür finde ich während des Tagesgeschäfts selten. Deshalb schätze ich die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr sehr, um etwas zur Ruhe kommen. Reflektieren, was drückt, wofür bin ich dankbar. Welche kleinen Schritte will ich im nächsten Jahr gehen und was möchte ich verändern? 

Wunschkonzert

Nie wieder waren Ursache und Wirkung auf so wunderbare Weise verknüpft wie bei den Kaugummi-Automaten meiner Kindheit. Die Neugier unendlich, die Vorfreude groß, der Wille, das Ding zu drehen und etwas mit in die Welt zu nehmen, unendlich.

Ein erfüllendes und gutes Jahr mit reichlich Zeit und Energie, Dinge zu drehen und damit in die Welt zu gehen wünscht 


Susanne Kurz