Schlagwortarchiv für: Kunst

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„Kleine Anfrage“ – AzP „Mietzinsfreie Überlassung von Räumlichkeiten an Kunst- und Kulturschaffende“

Ich frage die Staatsregierung:

Wie kam es dazu, dass die Staatsregierung nun die langjährige Forderung der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN aufgegriffen hat und im Einzelplan für den Geschäftsbereich des Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst einen Haushaltsvermerk aufgenommen hat, aus dem hervorgeht, dass die Universität München die Ausstellung- und Nebenflächen im Umfang von ca. 170 m² im Gebäude Schellingstr. 3 mietzinsfrei für Kunst- und Kulturschaffende zur Verfügung stellt, ob dies als begrüßenswertes Pilotprojekt für weitere Vorhaben der mietzinsfreien Raumvergabe vonseiten der Staatsregierung an Kunst- und Kulturschaffende verstanden werden kann und wie die Staatsregierung dafür sorgen will, dass die Vergabe solch exzellenter Räumlichkeiten transparent gestaltet wird?

Hier geht’s zur Antwort:

Kunst trifft Verfassung_ 75 Jahre_Sanne Kurz_Grüne Fraktion_Bayerischer Landtag_Ererbte Scholle_leo N.

Kunst trifft Verfassung – ein Rundgang durch die Ausstellung im Landtag

Jede Menge Sachverstand und geballte Kreativität sind bei bei den preisgekrönten Werken unseres Wettbewerbs „Kunst trifft Verfassung“ zusammengekommen. Zehn Beiträge waren von unserer Jury ausgewählt worden. Die Ergebnisse kann man sich nun bei einem kursierten Video-Rundgang ansehen.

Wir hatten anlässlich des 75-jährigen Jubiläums der Bayerischen Verfassung die Menschen in Bayern aufgefordert, sich mit unserer Landesverfassung auseinanderzusetzen und künstlerisch überformte „Sachverständigen-Gutachten“ zu erstellen. Aus allen Einreichungen wurden zehn Werke ausgewählt, die sich dem Text auf ihre jeweils ganz eigene Weise nähern oder daran abarbeiten. Zusammen mit meinem Fraktionskollegen Toni Schuberl und Kurator Adi Hoesle führe ich Euch durch die Ausstellung, die demnächst als Wanderausstellung durch Bayern touren soll.

Folgt mir in den Landtag – hier:


Das Beitragsbild ist Teil des Werks „Ererbte Scholle“ von leo N.

Texte zur Kunst Cover Jahrgang 30 Heft 119_Anti-Antisemitismus_1_1

Kunst und Antisemitismus – eine Übersicht der Vorgänge um die documenta fifteen in Presse-Berichten

Menschen für Kultur begeistern, für Kulturpolitik begeistern, für künstlerische Praxis und Lebenswelten Kulturschaffender begeistern – das ist mir wichtig. Darum habe ich schon vor langem beschlossen, zu einer Fahrt zur Documenta in Kassel einzuladen. Dann trat der Antisemitismus aus seiner Ecke heraus, trat zu uns an den Tisch und wollte sich setzen.

In mir haben sich mit dem Antisemitismus-Debakel um die Documenta Ahnungen und Befürchtungen bestätigt, die ich gehofft hatte, nie bestätigt zu sehen. „Nie wieder“ sagt sich leicht. Wie müssen aber täglich darum kämpfen. Natürlich gibt es zur documenta fifteen auch Wichtiges zur Kunst und zum Globalen Süden zu berichten.

In diesem Artikel aber habe ich zur Documenta einen Pressereader erstellt, in welchem ich einen groben Überblick zum Verlauf des Antisemitismus-Eklats der documenta fifteen geben will. Außerdem Infos zu einem Buch, in dem ich aktuell immer wieder viel lese und das ich zum Thema Antisemitismus in Kunst und Kultur empfehle, Hinweise von Landeszentralen der politischen Bildung zu den unterschiedlichen Erscheinungsformen von Antisemitismus und Links zu Angeboten, mit denen man in sein eigenes, persönliches Umfeld Bildungs-Angebote holen kann, um Stereotypen, Klischees und Vorurteilen, auf denen Hass gegen Jüdinnen*Juden wächst, zu begegnen.

Darkness cannot drive out darkness; only light can do that. Hate cannot drive out hate; only love can do that.

Martin Luther King Jr.

Dinge, die helfen

Was man kennt, wird leichter frei von Vorurteil sein und stärker dem Stereotyp widerstehen, welches sich dem Individuellen überstülpen will. Darum liebe ich Bildung und Kennenlernen. Vielleicht ist etwas für Dich dabei, für die Firma, in der Du arbeitest, für Deinen Sportverein oder Deine Clique? Wir sollten aufhören, bei Bildung nur an Kinder und Jugendliche zu denken! Projekte, die ich mag sind u.a.:

  • YouthNet der Lichterkette e.V. YouthNet ist ein interkulturelles und interreligiöses Netzwerk für München. Es begegnen sich Jugendliche mit christlichem, muslimischem, jüdischem, ezidischem und anderem Hintergrund. Ein Jahr lang kommen junge Menschen zusammen, das Ziel der Treffen ist der gemeinsame Austausch, das kreative Arbeiten und der Umgang in einer offenen und kulturell gemischten Gemeinschaft. Jede*r Teilnehmer*in hat bei YouthNet die Möglichkeit, Instrumente der interkulturellen Kommunikation zu erlernen. Die Fähigkeiten zur Teamarbeit werden gestärkt. Die aktive Integrationsarbeit erhöht die Toleranzbereitschaft aller Teilnehmenden. Junge Menschen können sich bewerben, ältere sich bei den jährlichen Ausstellungen der Jahresprojekte kennenlernen.
  • Shalom Aleikum jüdisch-muslimischer Dialog. Neben der Shalom Aleikum Homepage gibt es einen Instagram– und einen Facebook-Auftritt sowie die digitale Ausstellung Shalom Aleikum Open End. Du kannst Posts teilen oder bei einem der vielen Angebote wie eHabibi teilnehmen. Formate wie ModernEr werfen (kritische) Blicke auf jüdische und muslimische Männlichkeit. Warum nicht mal mit Bekannten zusammen statt Binge-Watching was von Shalom Aleikum gucken oder Bücher von Shalom Aleikum verschenken? Gute und sachliche Betrachtung, viele Perspektiven, Hilfen zur Argumentation, Information und Wissen.
  • Institut für neue soziale Plastik. Der Verein Institut für neue soziale Plastik schreibt über sich: „Der Verein entwickelt künstlerische Projekte zu historischen und politischen Themen. Wir verstehen unsere Arbeit als Beitrag zur Entwicklung demokratischer Kultur. Wir arbeiten gegen Antisemitismus, gegen Rechtsextremismus und aus einer feministischen Perspektive. Wir machen Theater, schreiben Texte, entwickeln Podcasts, Spiele und Ausstellungen. Das alles tun wir gerne mit Partner*innen, die andere Expertisen mitbringen als wir selbst. In der Regel arbeiten wir interaktiv und partizipativ, meistens im öffentlichen Raum.“ – Besonders gut gefällt mir das Projekt Chasak! Gegen Antisemitismus im ländlichen Raum des Vereins, das mit Mitteln kultureller und politischer Bildung gegen Antisemitismus arbeitet und sich zudem mit Antisemitismus in Kunst und Kultur auseinandersetzt.
  • Anne Frank Zentrum. Das Anne Frank Zentrum arbeitet vor allem für, zu und mit Kindern, Jugendlichen und pädagogischen Fachkräften. Trotzdem muss ich sie Euch unbedingt vorstellen, denn die Bildungs-Angebote sind schier unendlich und wirlich gut!
  • Amadeo Antonio Stiftung. Wirklich gute Sacharbeit gegen Antisemitismus. Handlungsempfehlungen, Tips zum Erkennen von antisemitischen Codes und Metaphern, Hilfe dagegen, Opfer von antisemitischen Framings zu werden. Genial z.B. die fünf sehr einfachen Handlungsschritte gegen Antisemitismus, die jede*r umsetzen kann. Und last not least ein Beitrag der Amadeo Antonio Stiftung zu Kunstfreiheit, Antisemitismus und der documenta fifteen. Die Infos kan man übrigens auch weitergeben! Z.B. den Link teilen o.ä.
  • Meet a Jew. Unter dem Motto „Nice to meet Jew“ setzt das Begegnungsprojekt für Jedermann auf Sichtbarkeit von Jüdinnen*Juden, Kennenlernen und Austausch. Meet a Jew listet dabei regionale Angebote gegen Antisemitismus auf, die z.B. zeigen, wo man in Bayern und online Jüdinnen*Juden und Judentum kennen lernenkann, außerdem gibt es etliche bundesweite Angebote, online und in Präsenz sowie zahlreiche Materialien.

Dinge, die erklären

  • Die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg hat meiner Meinung nach eine gute Seite zum Thema Antisemitismus und all seinen Formen. Ihr findet sie hier.
  • Die Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit hat auch ein Themenforum Antisemitismus. Hier findet ihr es.
  • Bei der Bundeszentrale für politische Bildung gibt es sehr viel Lesestoff zum Thema Antisemitismus. Ich empfehle diesen Artikel zum Einstieg.

Dinge, um die es auf der documenta fifteen bezüglich Antisemitismus ging und geht

Obacht: Jetzt kommt sehr viel. Wer lieber weiter Konretes und Positives lesen mag, klickt hier und springt so ans Ende dieses Posts. Wer den Antisemitismus-Eklat nicht mitverfolgt hat, darf natürlich hier bleiben und eine Auswahl der Presseberichte nachlesen, die kürzlich erst in einer Eva-Menasse-gegen-Maxim-Biller Battle gipfelten. Hier also weiterlesen und tapfer sein – oder viel besser chasak we’ematz!

Goodbye Hate!

Mir hat ein Buch wahnsinnig geholfen, beim Thema Antisemitismus in Kunst und Kultur zu fokussieren im Sturm des aufeinander Einschreiens. Es heißt „Über jeden Verdacht erhaben? Antisemitismus in Kunst und Kultur“, Herausgeberin ist Stella Leder. Außer, dass es ein gutes und wichtiges Buch ist, hat mir das Lesen auch Spaß gemacht. Do read! (Hier kannst Du Über jeden Verdacht erhaben online bei einem Deiner lokalen Lieblings-Buchhandlungen finden. Einfach das Herzchen ober auf der Seite anklicken und Deinen Book-Shop vor Ort wählen.)

Hello knowledge!

Wer lieber Videos schaut statt zu lesen, dem sei insbesondere mit Blick auf die documenta fifteen dieses Video von Shalom Aleikum – Jüdisch-Muslimischer Dialog empfohlen. Sehr ruhig und differenziert wird Komplexes erklärt:

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„Kleine Anfrage“ – AzP „Ansprechpersonen für Künstlerinnen und Künstler mit Behinderung“

Ich frage die Staatsregierung:
Welche Ansprechpersonen gibt es im Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst für die Belange von Künstlerinnen und Künstlern mit Behinderung bzw. für Inklusion und Teilhabe im Kunst- und Kulturbereich für Kreative, Inhalte und Publikum im Allgemeinen, welche Aufgaben nehmen sie im Einzelnen wahr (bitte mit Angabe der Wochenarbeitsstunden der Beschäftigten und der Eingruppierungen bzw. der Anzahl der VZÄ ggf. gegliedert nach Ansprechpersonen für Kreative mit Behinderung und Ansprechpersonen für Inklusion und Teilhabe im Kunst- und Kulturbereich für Kreative, Inhalte und Publikum im Allgemeinen) und welches Budget steht zur Förderung von Kunstprojekten von Kreativen mit Behinderung sowie für Maßnahmen zur Erlangung von Barrierefreiheit bei Kulturveranstaltungen zur Verfügung?

Hier geht’s zur Antwort:

documenta fifteen

Ich lade ein zur documenta fifteen. Eine Reise von Donnerstag, 28. Juli bis Sonntag, 31. Juli 2022. Mit Freiheit zum Streunen und Angebot zur künstlerischen Praxis rund um die diesjährige Ausstellung in Kassel.

Ich kenne als Sprecherin für Kulturpolitik der Landtags-Grünen künstlerische Praxis auch aus meinem persönlichen Alltag: 25 Jahre lang lebte und arbeitete ich als Filmemacherin, freie Künstlerin und Fotografin; wie bei vielen soloselbstständigen Kulturschaffenden gehörten etliche unterschiedliche Arbeiten zu meinem Job. Ich unterrichtete an der Filmhochschule, machte aber auch Performances mit der Bahnhofsmission, freie Projekte oder Auftragsarbeiten für die Industrie. Kunst hat ja oft viele Standbeine – für mich war das immer eine Chance offen zu bleiben für Neues.

Mandat, Familie, Kunst

Seit meiner Wahl in den Bayerischen Landtag 2018 vermisse ich trotz meiner fachlichen Zuständigkeit diese künstlerische Praxis sehr. Die Zeit, die mir neben meinem Mandat für Kunst und Kultur bleibt, ist leider total knapp. Familie und die vier Kids machen die Work-Life-Balance nicht leichter. Darum war die Idee einer fachlich-kulturpolitischen Reise zur documenta fifteen in Kassel mein Lieblingsmoment des Jahres und eine super leichte Entscheidung.

Ich begreife die Freiheit des Mandats einer Abgeordneten als Pflicht zu Arbeit und Engagement für die Allgemeinheit. Wenn sich dann die Gelegenheit bietet, mit einem wirklich wunderbaren Termin die kulturpolitische Arbeit und ein fantastisches Erlebnis zu verbinden, freut mich das besonders.

Die Documenta war schon immer politisch

Seit Bestehen der Documenta, der weltweit größten Ausstellung für zeitgenössische Kunst, die alle fünf Jahre in Kassel stattfindet, gibt es Wirbel, Trubel und Skandale. Die Documenta war immer schon hoch politisch: Die „Guerilla Girls“ prangerten 1987 eine „95% weiße und 83% männliche“ Documenta an, die NS-Vergangenheit der Führungsetage der ersten Documenta-Ausgaben wird erst jetzt langsam aufgearbeitet, es gab Streit um DDR-Beteiligung, 2007 ließ Ai Weiwei 1.001 Landsleute einfliegen und Joseph Beuys pflanzte 7000 Eichen zwischen documenta 7 und 8. Eine Ausstellung im Deutschen Historischen Museum widmete sich dem Thema „documenta. Politik und Kunst„, der rbb hat eine gute Web-Doku zum Thema „documenta – Politik und Skandale .

Gleichzeitig war die Documenta schon immer in jeder Ausgabe einfach nur dicht und reich an Hier und Heute, an Einblick in künstlerische Tendenzen unserer Zeit und: an internationaler Kunst.  

Willkommen in der Reisscheune der documenta fifteen

Wie all die Jahre gibt es auch bei der documenta fifteen Politisches, Debatten und aufgeladenes Konfliktpotential. Die BDS-Kampagne dominiert die Diskussion, ein klares Statement zum Thema seitens der ruangrupa fehlt bisher, von Absage bis Eklat scheint vieles möglich.

Bei der diesjährigen documenta fifteen, die vom indonesischen Künstlerkollektiv ruangrupa kuratiert wird, wurden Kunst-Kollektive aus aller Welt nach Zeitzonen statt nach Ländern eingeladen. Sie alle luden wieder andere Kollektive zum künstlerischen Arbeiten ein und holten so viele an Bord. Die Grenzen zwischen Kunst und Aktivismus verschwimmen. Alles dreht sich um das Thema „Lumbung“ („Reisscheune“). Der indonesische Begriff steht symbolisch für einen Ort des Zusammenkommens, Austauschs und Teilens.

Ganz in diesem Sinne wird unsere Reise auch interaktiv werden. Gemeinsam mit der Münchner Kunstvermittlerin Julia Richter habe ich ein Programm erarbeitet, das die Gruppe sowohl einen möglichst großen Teil des Angebots ausschöpfen als auch die „Lumbung-Werte“ erspüren lassen soll. Geplant ist, dass Raum für gemeinsames Erleben ebenso wie individuelles Entdecken bleibt und man im Idealfall gemeinsam ein wenig in die künstlerische Praxis der documenta fifteen eintaucht.

Eckdaten

  • Donnerstag, 28. Juli – Sonntag, 31. Juli 2022

Das Angebot beinhaltet:

  • 2-Tages-Karte für die documenta fifteen
  • gemeinsame An- und Abreise mit dem Zug
  • Unterkunft in der Jugendherberge Kassel im 4-Bett-Zimmer mit Frühstück
  • für mobilitätseingeschränkte Menschen steht ein barrierefreies Zimmer zur Verfügung
  • Programm mit der Kunstvermittlerin Julia Richter

Unkostenbeitrag pro Person: 50€.
Anmeldung bis zum 8. Juli 2022 via untenstehender Link. Bei mehr Anfragen als Plätzen entscheidet das Los.


Fotocredit: documenta fifteen, ruruHaus, Foto: Nicolas Wefers, 2020

Adi Hoesle_Braille_75 Jahre Bayerische Verfassung_Kunstwettbewerb_Sanne Kurz

Kunst trifft Verfassung – Einladung zur Präsentation der preisgekrönten Werke

Anlässlich des 75-jährigen Jubiläums der bayerischen Verfassung hatten wir, die Grüne Fraktion im Bayerischen Landtag, letztes Jahr einen Kunstwettbewerb ausgeschrieben. Am 30. April werden die von einer Jury ausgewählten künstlerischen Auseinandersetzungen mit der Verfassung präsentiert. Natürlich im Bayerischen Landtag.

Um 14 Uhr geht es los mit einer Begrüßung durch unsere Grüne Fraktionsvorsitzende Katharina Schulze sowie mit einer kurzen Einführung von Toni Schuberl, unserem Rechtspolitischen Sprecher, und mir. Zehn preisgekrönte Werke wurden von der Jury ausgewählt, sie alle werden zu sehen – oder zu hören – sein.

So unterschiedlich der jeweilige Zugang zum Thema, so spannend und inspirierend sind die künstlerischen „Sachverständigenbeiträge“ allesamt! Ich bin mir sicher, dass die Werke nach der Begehung, bei Umtrunk & Häppchen, Anlass genug geben, um gemeinsam Gedanken auszutauschen. Denn auch mit 75 Jahren liefert die Bayerische Verfassung nicht nur reichlich Material für eine künstlerische Beschäftigung mit ihr, sondern auch Stoff zum Nach- und Weiterdenken.

Alle preisgekrönten Sachverständigen mit ihren Ideen zu Werken finden sich hier.

Alle Infos zur Entscheidung, Kriterien und Jury sind hier zu finden.


Titelbild: „Die Bayerische Verfassung “ von Adi Hoesle – Installation der Bayerischen Verfassung mit Brailleschrift als Wandbild und Videoarbeit in Gebärdensprache

„Der Patriot“ von Christian Schnurer – Performance mit Installation: schwimmenden Skulptur im öffentlichen Raum

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Antrag: Forschungsstand zur Provenienz von Kunst- und Kulturobjekten ’33-’45 und ’45-’89

Der Landtag wolle beschließen:

Die Staatsregierung wird aufgefordert, bis Ende 2022 einen Bericht zum Sachstand der Provenienzforschung an den staatlichen und nichtstaatlichen Museen und Wissenschaftseinrichtungen in Bayern zu NS-Raubkunst und zu Kulturgutentzug aus Enteignungen zur Zeit der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) in den staatlichen und nichtstaatlichen Museen und Wissenschaftseinrichtungen in Bayern vorzulegen und darüber im Ausschuss für Wissenschaft und Kunst zu berichten.

Dabei soll auf die folgenden Schwerpunkte eingegangen werden:

  • Wie ist der Stand der analogen und digitalen Erfassung, Dokumentation und Zugänglichmachung von NS-Raubkunst an staatlichen und nichtstaatlichen Einrichtungen in Bayern für Forschung und private Antragstellerinnen und Antragsteller?
  • Gibt es Vergleichbares für Objekte aus Kulturgutentzug aus Enteignungen in der Zeit der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der Deutschen Demokratischen Republik?
  • Welchen Stellenwert misst die Staatsregierung der Provenienzforschung von Objekten mit ungeklärter Provenienz aus der Zeit der SBZ und DDR bei?
  • Welche Rückführungsanfragen, strittigen Fälle oder Rückführungsvorhaben sind derzeit zu NS-Raubkunst bei den staatlichen und nichtstaatlichen Museen und Wissenschaftseinrichtungen anhängig?
  • Gibt es Fälle von Rückführungsanfragen oder Restitutionen für Kunstwerke aus Kulturgutentzug aus Enteignungen aus der Zeit der SBZ oder der DDR? Mit bisher welchen Ergebnissen?
  • Wie unterstützt die Staatsregierung Privatpersonen, private Sammlungen und Stiftungen bei der Provenienzforschung und etwaigen Restitutionsvorgängen?
  • Wie viele Stellen zur Provenienzforschung gibt es an den staatlichen und nichtstaatlichen Museen, der Landesstelle für nichtstaatliche Museen und staatlichen Wissenschaftseinrichtungen (mit Auflistung des Stellenumfangs und der Eingruppierung)? Sind die Stellen befristet? Wie viele beschäftigen sich mit der Zeit der SBZ und DDR?
  • Ist geplant, die Provenienzforschung zu Kulturgutentzug aus Enteignungen auszubauen?
  • Wie hoch sind die Mittel, abgesehen von den Personalkosten, die für die Provenienzforschung aufgewandt werden?
  • Durch die Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen, wie die Schließung von Museen und Archiven oder eingeschränkte Reisemöglichkeiten, sind Projekte der Provenienzforschung in Zeitnot geraten. Ist an eine Verlängerung laufender Projekte gedacht?
  • Die Pandemie hat die Wichtigkeit der Digitalisierung von Inventaren nochmals verdeutlicht. Wie hoch sind die für die Digitalisierung aufgewandten Mittel? Ist geplant, sie in Zukunft aufzustocken und befristete Stellen zu verstetigen?

Begründung

Provenienzforschung wird in Bayern eine Generationenaufgabe bleiben. Dies lässt auch der aktuelle Tätigkeitsbericht des Forschungsverbunds Provenienzforschung Bayern erkennen. Zahlreiche Anfragen aller demokratischen Parteien belegen spätestens seit dem Fall Gurlitt das rege Interesse an Provenienzforschung. Die Versäumnisse der Vergangenheit, die auch mit fehlendem Engagement bei der Aufarbeitung begründet sind, dürfen sich nicht wiederholen. Der Freistaat hat nach dem Fall Gurlitt im Jahre 2013 erhebliche Bemühungen unternommen, um die Herkunft von Objekten mit NS-Vergangenheit in bayerischen Museen aufzuklären. Der Forschungsverbund Provenienzforschung Bayern berichtet seit 2015 üblicherweise jährlich über seine Tätigkeit. Vor der Einrichtung des Forschungsverbundes lagen der Staatsregierung laut Schriftlicher Anfrage der Fraktion FREIE WÄHLER (Drs. 17/4877 vom 16.02.2015, „Raubkunst aus der DDR“) zu Kulturgutentzug aus Enteignungen zur Zeit der SBZ und der DDR keinerlei Erkenntnisse vor. Während die Provenienzforschung zu Raubkunst und Enteignungen von jüdischem Eigentum zur Zeit des Nationalsozialismus in deutschen Museen mittlerweile zum Standard gehört, sind Zahl und Umfang und die anschließende „Verwertung“ enteigneter Kulturgüter durch die DDR auch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung kaum erfasst. Private Sammlungen in der Sowjetischen Besatzungszone und später in der DDR mussten Kunstwerke abgeben, die dann oftmals in den Westen verkauft wurden. Um das Devisengeschäft anzukurbeln, ließ die DDR-Führung seit den 1950er Jahren und noch bis zum Sommer 1989 ausgewählte westliche Kunsthandlungen ins Land mit dem Ziel, aus Enteignungen stammende Objekte in den Westen zu verkaufen. Oft wurde die Herkunft der Objekte gezielt verschleiert. Auch wenn die Objekte unter Einhaltung von Gesetzen in das Eigentum westlicher Museen übergegangen sind, stellt sich die Frage der ethischen Rechtmäßigkeit.

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„Kleine Anfrage“ – AzP „Schlechterstellung der Kunst und Kultur bei den Corona-Maßnahmen“

Ich frage die Staatsregierung:


Ist die Schlechterstellung der Kunst und Kultur bei den Corona-Maßnahmen hinter Gastronomie, Bergbahnen und Einzelhandel eine politische Entscheidung, die trotz der grundrechtlich geschützten Kunstfreiheit und trotz des einstimmig beschlossenen 3-Stufen-Plans der Kulturminister*innen der Länder vom 05.02.2021 getroffen wurde, wenn nein, welche wissenschaftliche Erkenntnis liegt der Auflagen-Kombination für den Kulturbereich mit 25% Maximal-Auslastung, 1,5 m Abstand, 2G+ und FFP2 Maskenpflicht am Platz im Vergleich z.B. zu möglicher Vollauslastung, 2G und keine Maskenpflicht am Platz in der Gastronomie zu Grunde, wie bewertet die Staatsregierung die Schlechterstellung der Kultur vor dem Hintergrund des Verfassungsranges des Kulturstaats und des verfassungsrechtlichen Willkürverbots, das Ungleichbehandlung nur bei Vorliegen eines sachlichen Grundes zulässt?“

Hier geht’s zur Antwort:

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Kulturfonds: warum es Reformen braucht und man trotzdem jetzt Anträge stellen sollte

Seit es den Kulturfonds in seiner jetzigen Form gibt, betonen wir Grüne, dass Fördermittel immer für alle Menschen in Bayern zugänglich sein sollten. Rund 2 Millionen Menschen in Bayern sind nämlich quasi komplett von der Beantragung ausgeschlossen. Mal heißt es „Gibt es da denn Bedarf?“, mal werden Ängste geschürt, die bösen Menschen aus Nürnberg und München könnten die guten bayerischen Euros alle wegsaugen. Dabei haben andere Flächenländer gute Lösungen gefunden, Mittel gerecht zu verteilen – für alle. Auch in Bayern gibt es solche Lösungen, leider aber nicht bei der CSU, sondern nur im FW-geführten Bildungsministerium unter Piazolo. Wichtig ist jetzt: Anträge stellen!

Um es vorweg zu nehmen: Unten geht’s um Geld! Geld, das alle Menschen in Bayern beantragen dürfen. Auch Du! Und das möglichst viele beantragen sollten. Warum es so wichtig ist, dass viele immer wieder die Arbeit der Antragstellung auf sich nehmen, will ich vorab kurz erklären:

Viele, viele unserer Grünen Anträge zu Verbesserungen beim Kulturfonds werden abgelehnt. Begründung zumeist „Es läuft doch alles wunderbar!“ – oder, auch sehr beliebt, „Es gibt doch gar keinen Bedarf!“. Diesen September habe ich allen Ernstes hochrangige Menschen der CSU zweifeln hören: „Wenn es jetzt eine Öffnung des Kulturfonds für München und Nürnberg gäbe, würden sich da denn überhaupt Leute bewerben?!“.

Kulturfonds ist seit Jahren reformbedürftig

Ja! Ja, würden sie! Die Leute. – Sie tun es auch, immer wieder. Oder versuchen es zumindest und scheitern an mangelnden Online-Bewerbungsverfahren, an altertümlichem Kategorie-Denken und fehlgeleiteter Telefonberatung oft schon beim ersten Kontakt. „Alles super beim Kulturfonds! Fast 100% Förderzusagen!“ hören wir dann jedes Jahr – obwohl beim genaueren Hinsehen immer wieder Projekte dabei sind, wo in Wahrheit Bürgermeister X oder Landrätin Y dahinter steckt oder der Kulturfonds schlicht missbraucht wird, um Fördermittel in den eigenen Stimmkreis umzuleiten. Ganz einfach am Landtag vorbei. Denn wo sonst ein gewähltes Parlament über Haushaltsmittel entscheidet und zum Beispiel transparente Jurierungs-Prozesse einfordern kann, entscheidet beim Kulturfonds die Staatsregierung, basierend auf je einem (geheimen) Gutachten. – Statistiken darüber, wie viele Menschen von den Bezirksregierungen bereits am Telefon abgewimmelt werden, die gibt es indes leider nicht, wie meine Anfrage zum Kulturfonds zeigt.

Reformen bräuchte es neben Bewerbungsverfahren, Beratung, Transparenz und Antragsberechtigung dringend auch beim altertümlichen Sparten-Denken. Denn „Spartenübergreifendes“ ist derzeit nur aus „obigen Sparten“ erlaubt, und moderne Formen wie Poetry Slam im Literaturbereich („Sind Sie jetzt Performance? Oder Literatur? Weil Performance, das fördern wir leider nicht, gell.“), wie Video-Walks, Performatives oder interaktive Arbeiten („Theater ist das ja jetzt nicht direkt, oder?“) finden schwer oder gar keinen Raum. Gefördert wird bisher nur „Theater, Museum, zeitgenössische Kunst (Investitionen beim Bau und Ausbau von Ausstellungsräumen und von „Künstlerhäusern“, Ausstellungen, Symposien und ähnliche Projekte, Atelierförderprogramm für bildende Kunst), Musikpflege, Laienmusik, Archive, Bibliotheken, Literatur, Internationaler Ideenaustausch – sowie besagte „innovative Vorhaben und spartenübergreifende Projekte aus den oben genannten kulturellen Förderbereichen“[Quelle].

Hoffnung auf Wandel bringt der Kulturfonds, Bereich Bildung, im FW-geführten Ministerium unter Piazolo

Ich verspreche, wir Grüne werden weiter dranbleiben, um den Kulturfonds strukturell zukunftsfest als Instrument der Kulturförderung für ganz Bayern aufzustellen. Bis dahin gilt es weiter Druck zu machen und laut zu zeigen: Der Bedarf ist da. Darum:

Bitte werbt doch in Euren Städten, Gemeinden und Communities für die Beantragung von Projektmitteln für den Kulturfonds, Bereich Bildung. Der Kulturfonds, Bereich Bildung, gehört zum Piazolo-Ministerium. Antragsberechtigt ist *ganz Bayern*, ohne Ausnahme. Gefördert werden Projekte mit kulturellem Schwerpunkt und mit besonderem Nachdruck auf Wirkung in der Fläche des Landes.

Deadline ist der 1. Februar.

Infos auf der Seite des Ministeriums hier.

PS.

Digitale Antragsverfahren und Online-Einreichung wurden, na logo, auch schon gefordert. CSU so: „Passt doch alles“. Bissi Digitalisierung gab’s dann auch. Peinlich nur: Das „interaktive E-Paper“ zum Kulturfonds, das den Ruf der Opposition nach Digitalisierung besänftigen sollte, ist leider, leider nur eine im Browser durchklickbare PDF mit zwei, drei anklickbaren Links drin. Puh. Dicke Bretter! Wir bleiben dran.

Axt angelegt an der Vielfalt der Kultur in Bayern: Ein offenes Wort zum Begleitausschuss um Zuge der dauerhaften Benachteiligung der Kultur in der Pandemie im Kulturstaat

„Axt angelegt an der Vielfalt der Kultur in Bayern“ – Offener Brief an den Bayerischen Staatsminister für Wissenschaft und Kunst

Axt angelegt an der Vielfalt der Kultur in Bayern: Ein offenes Wort zum Begleitausschuss im Zuge der dauerhaften Benachteiligung der Kultur in der Pandemie im Kulturstaat

Sehr geehrter Herr Staatsminister Sibler,
lieber Bernd,


es war ein kluger Schachzug, die Protestierenden einzuladen. Ihnen im Ministerium ein Forum zu geben, nicht nur Verbände, sondern auch Einzelpersonen, die im Zentrum des Aufbegehrens gegen die sich stetig enger ziehende Schlinge um den Hals der Kultur in Bayern stehen, zu hören. – Ja, Hilfe wird besser, wenn man miteinander redet. Aber wo hören wir noch die starke Stimme der Kultur, wenn sie sich nur noch in einem Hinterzimmer zur Wehr setzt?

Wenn sich in einer einseitigen, intransparenten Dynamik die eine Seite einladend gibt und den Takt der Termine und Treffen bestimmt, die andere Seite gefangen zwischen vermeintlichen Mitbestimmungsrechten, die nirgends verbrieft sind, Treffen, deren Protokolle und Absprachen nicht öffentlich sind, und der Angst, schlicht gar nicht mehr gehört und gefragt zu werden, gefangen ist, dann verstummt Protest und öffentlicher Diskurs. Protest nur noch im „Begleitausschuss“, dem König der Runden Tische? Wer darf da rein und mitmachen? Wer muss draußen bleiben? Wer entscheidet über rein und raus? Welche Rechte hat der Ausschuss? Wurde der Name so gewählt, um demokratische Mitbestimmung vorzugaukeln? Oder hat man es erfolgreich geschafft, Gegenwehr von den Straßen und Titelseiten in die warmen Konferenzsäle zu schaffen?

Die Mehrheitsverhältnisse sind klar auf Seiten der Betroffenen. Verbände wie Einzelpersonen – Künstlerinnen und Künstler, Veranstalterinnen und Veranstalter – stellen die Mehrheit im ministeriellen Begleitausschuss. Es ist gut, dass die Akteurinnen und Akteure institutionalisiert auf höchster Ebene Gehör finden und einbezogen werden. Sie brauchen aber auch Rechte. Sie brauchen einen kämpferischen, durchsetzungsstarken Fürsprecher. Denn wo am Ende doch der Apparat und die Staatsregierung entscheiden und die Gehörten keinerlei Entscheidungsbefugnisse haben, braucht es im Gegenzug eine laute Stimme des Anwalts der Kultur:

Ich erwarte und fordere, dass sich ein Kunst-Minister als eben dieser oberste Anwalt für die Kultur in seinem Land, die Kultur in Bayern, in die Bresche wirft, an vorderster Front kämpft, sich für seine Sache, die Kultur im Kulturstaat Bayern, stark macht!

Dazu gehört es für mich unbedingt zu verhindern, dass Baumärkte zuerst öffnen, dass 2G+ bei 25% Belegung im Theater im 1. OG gilt bei gleichzeitigen 2G und 100% Belegung in der Theaterkneipe im EG, dass in Ski-Gondeln, weniger strenge Regeln gelten als bei Märchen-Performances am Lagerfeuer für Kinder und Jugendliche, als bei Lesungen im Park oder performativen Video-Walks, die sich „Führung“ statt „Kunst“ nennen müssen, damit sie mit weniger strengen Regeln stattfinden dürfen.

Kämpfen denn hier im Kulturstaat Bayern nur andere Kabinettsmitglieder für ihr Ressort? Oder ist es der Ministerpräsident, an dem es scheitert und dem Kultur schlicht egal ist?

Wie sonst ist es erklärlich, dass Freizeitparks laut Pressemitteilung vom 14.12.2021 sogar innen – innen! – mit 2G öffnen dürfen und keineswegs nur 25% des Publikums einlassen dürfen? Was heißt es für einen Kulturstaat, dass Werbeveranstaltungen mit 2G durchgeführt werden dürfen bei 100% Auslastung, Kultur aber mit 2G+ und 25% Auslastung gegängelt und in den wirtschaftlichen Ruin getrieben wird? Und nein, die Geistertickets decken gerade bei kleinen Kulturveranstaltungen nicht die gigantischen Löcher im Weihnachtsgeschäft ab, die die Pandemie wie klaffende Wunden nun schon den zweiten Winter ins Herz unserer kulturellen Vielfalt in Bayern reißt.

Ist dem Ministerpräsidenten unsere Verfassung, gerade erst 75 Jahre alt geworden, schnuppe? Oder haben wir es mit einem CSU-FW-Kabinett zu tun, wo sich nur das Wirtschaftsministerium Gehör verschaffen kann und der Kunstminister Wogen glättend, tröstend und erklärend durchs Land zieht?

Du siehst, mir ist wirklich der Geduldsfaden gerissen. Die Lage ist dramatisch. Für das so wichtige Weihnachtsgeschäft kommt jede Hilfe zu spät. Selbst auf Bundesebene – noch ohne Kultur in der Verfassung – hat es die Kunstfreiheit in die Debatte zum Gesetzentwurf geschafft (1). Auch auf europäischer Ebene wird die Kultur als Bildungsort, aber auch als Lebenselixier einer Gesellschaft, die für die einen Kraft gibt wie Religion für die anderen, möglichst gleich gestellt, jedenfalls aber nicht permanent schlechter gestellt.

Ihr Kunstministerinnen und Kunstminister übernehmt als Anwaltschaft die Verteidigung der Kultur! Das ist Eure Aufgabe und Pflicht! Die französische Kulturministerin Roselyne Bachelots forderte Ende November 2021 mit Verschärfungen und Eintreffen der fünfte Welle die Menschen Frankreichs auf, „in die Kulturstätten zu gehen, denn man braucht Kultur, Aufführungen und Kino, um bei guter Gesundheit zu sein“.

Der geschätzte bayerische Kunstminister a.D. Hans Maier forderte in seiner Rede am Königsplatz zur Lage der Kultur, es „müssen sich ihre Freunde in der Öffentlichkeit zu Wort melden. Sie müssen zum Aufstand blasen.“ Er sprach von „Ludwig I., der mit seinen Festplätzen, Monumenten und Sammlungen das moderne Bayern geprägt hat.“ – wie prägt Dr. Markus Söder das Land? Mit Freizeitparks und Skilift-Gondeln, die auch im Innenbereich weniger Infektionsschutzauflagen haben als Kultur im Außenbereich?

Jetzt ist nicht die Zeit des Anträge Schreibens und des parlamentarische Routinen Abwartens. Es brennt.

Wenn die Verwaltungsvorschriften enthalten, was die Pressemitteilung verspricht, ist die Axt an der kulturellen Vielfalt Bayerns angesetzt. Bitte sei Anwalt der Kultur und hilf mit, das zu verhindern.

Herzlichst grüßt

Sanne Kurz

(1) https://dserver.bundestag.de/btd/20/002/2000250.pdf

SanneKurz_KulturpolitischeFahrt__documenta fifteen_ruruHaus_Kassel_2021 Photo Foto von Nicolas Wefers

Fahrt zur documenta fifteen in Kassel

„Komplett jenseits des Bekannten“ – So wird die documenta fifteen, die erstmals von einer Gruppe geleitet wird, beschrieben. Alte Hierarchien der Kunst sollen aufgebrochen werden und ein Raum für kollektive Zusammenarbeit, Lebensrealität und Teilhabe entstehen. Mit dem Künstlerkollektiv ruangrupa, das die documenta im Jahr 2022 kuratiert, ist nun eine Gruppe von Menschen für die Betreuung der Ausstellung zuständig, die einen etwas anderen Blick für das Herkömmliche besitzt.

Das Konzept, auf dem die documenta fifteen beruht, lautet „lumbung“. Es wurde von dem indonesichen Künstlerkollektiv ruangrupa entworfen, dessen Kuratorium für die Ausstellung auf den Grundsätzen der Kollektivität, gerechten Verteilung und Ressourcenaufbau basiert.

Wir wollen eine global ausgerichtete, kooperative und interdisziplinäre Kunst- und Kulturplattform schaffen, die über die 100 Tage der documenta fifteen hinaus wirksam bleibt. Unser kuratorischer Ansatz zielt auf ein anders geartetes, gemeinschaftlich ausgerichtetes Modell der Ressourcennutzung – ökonomisch, aber auch im Hinblick auf Ideen, Wissen, Programme und Innovationen.“

ruangrupa

„Lumbung“ – übersetzt „Reisscheune“- bezeichnet einen in den ländlichen Gebieten Indonesiens gemeinschaftlich genutzten Bau, in dem die Ernte einer Gemeinde als gemeinsame Ressource für die Zukunft zusammengetragen, gelagert und gemeinsam verteilt wird. Nach dem Prinzip der Reisscheune geht es um eine nachhaltige, soziale Arbeitsweise, bei der sich die Beteiligten gegenseitig helfen und fördern, ohne den eigenen Gewinn in den Vordergrund zu stellen. Diese Gemeinschaftlichkeit soll auf der documenta durch kollektive Entscheidungsfindung, Auflösung von Zentralisierung, verschiedene Nachhaltigkeitsmodelle und Interdisziplinarität verwirklicht werden.

Nachhaltigkeit, Diversität und kollektive Arbeitsweisen sollen die documenta fifteen prägen

Ruangrupa ist eine 2000 gegründete und in Jakarta ansässige gemeinnützige Organisation. Sie fördert durch die Verbindung von Künstler*innen und andere Disziplinen wie Sozialwissenschaften, Politik, Technologie oder Medien die künstlerische Idee im urbanen und kulturellen Kontext, um kritische Betrachtungen und Sichtweisen auf urbane Probleme der Gegenwart in Indonesien zu eröffnen. Ruangrupa ist stark mit der indonesischen Kultur verbunden, in der Freundschaft, Solidarität und Gemeinschaft eine zentrale Rolle spielen. Diese Werte sollen mit dem Kuratorium der Künstlergruppe nach Kassel gebracht werden und somit auch auf der documenta ein neues Bewusstsein schaffen.

Kein Schaulaufen der internationalen Kunstszene

Die Ausstellung soll dabei nicht nur das allgemeine Kunstpublikum anlocken. Sie soll eine Vielzahl von Communities ansprechen sowie lokales Engagement und Partizipation, die mir bei meinem eigenen künstlerischen Schaffen auch immer sehr wichtig ist, fördern. Durch die internationale Vernetzung verbunden mit regionaler Ressourcenfindung entsteht eine Verflechtung sozialer Beziehungen und Transaktionen, die in einer langsamen und organischen Entwicklung schließlich eine öffentliche Form finden.

Save the Date! Sanne Kurz bietet eine Fahrt zur documenta 15 in Kassel im Sommer 2022 an

Ich biete vom 28. bis 31. Juli 2022 eine gemeinsame Fahrt zur documenta fifteen in Kassel an. Weitere Informationen folgen hier auf der Homepage und in meinem Newsletter.

ruangrupaf.l.t.r. / v.l.n.r. Reza Afisina, Indra Ameng, farid rakun, Daniella Fitria Praptono, Iswanto Hartono, Ajeng Nurul Aini, Ade Darmawan, Julia Sarisetiati, Mirwan Andan, 2019, Photo / Foto: Jin Panji
ruangrupa
f.l.t.r. / v.l.n.r. Reza Afisina, Indra Ameng, farid rakun, Daniella Fitria Praptono, Iswanto Hartono, Ajeng Nurul Aini, Ade Darmawan, Julia Sarisetiati, Mirwan Andan, 2019, Photo / Foto: Jin Panji
Gewinner 75 Jahre Verfassung wettbewerb Bayerischer Landtag Sanne Kurz

Kunstwettbewerb „75 Jahre Verfassung – Kunst trifft Verfassung“: Preisgekrönte Werke

Heute vor 75 Jahren, am 8.12.1946, trat sie in Kraft: unsere Bayerische Verfassung. Und endlich stehen sie auch fest: unsere Sachverständigen zum Verfassungsjubiläum. Nach langem Abwägen und Ringen kürte unsere Jury zehn Menschen aus Bayern, sie erstellen ein Gutachten in künstlerischer Form zur Bayerischen Verfassung. Die eindrucksvollen Gewinnerarbeiten berühren alle Bereiche der Kunst – von einer Sound-Installation bis hin zu einer interaktiven Performance. Wir danken für die zahlreichen Bewerbungen und freuen uns über die kreativen Beiträge!

Anlässlich des 75. Jubiläums der Bayerischen Verfassung riefen wir Grüne Fraktion Bayern den Wettbewerb „75 Jahre Bayerische Verfassung – Kunst trifft Verfassung“ ins Leben, um neue Impulse für unsere politische Arbeit mit und zu der Bayerischen Verfassung zu bekommen. Nach mehreren Stunden Debatte der zahlreich eingegangenen Bewerbungen, wurden am heutigen Jubiläumstag, an dem vor 75 Jahren unsere Bayerische Verfassung in Kraft trat, folgende Gewinner*innen ernannt:

zu Art. 161 Abs.2 i.V.m. Art. 106 Abs.1 BayVerf

  • Bildende Kunst (noch ohne Titel) von Yaelle Caroline Bigot

zu Art. 7 BayVerf, Art. 13 BayVerf, Art. 14 BayVerf, Art. 48 BayVerf

  • „Die Bayerische Verfassung “ von Adi Hoesle – Installation der Bayerischen Verfassung mit Brailleschrift als Wandbild und Videoarbeit in Gebärdensprache

zu Art. 118 BayVerf, Art. 118a BayVerf

  • „Ererbte Scholle “ von Lisa Renz-Hübner – Kollektiv LeoN. Interaktive Performance in einem stillgelegten Sägewerk

zur Verfassung als Ganzes

zur Verfassung als Ganzes, insbesondere aber zur Präambel und Art. 141

  • „75 Jahre Bayerische Verfassung- VERFASSTHEIT  IN BAYERN“ von Dorette Jansen – Filmische Auseinandersetzung mit der Bayerischen Verfassung

zu Art. 124–127 BayVerf, Art. 128–141 BayVerf, Art. 142–150 BayVerf

  • „Menschenwürde“ von Maneis – Bildende Kunst

zu Art. 100 BayVerf

zu Art.1 (2) BayVerf , Art.126 (2) BayVerf , Art.125 (3) BayVerf , Art. 166 (2) BayVerf , Art. 167 (2) BayVerf

  • „Der Patriot“ von Christian SchnurerPerformance mit Installation: schwimmenden Skulptur im öffentlichen Raum

zu Art. 3a BayVerf

zu Art. 98- 123 BayVerf

Alle preisgekrönten Sachverständigen stellen ihre Werke vor bei der Vernissage von Grüne Fraktion Bayern Landtag am 30. April 2022. Infos hier.

Infos zur Jury und Entscheidungskriterien finden sich hier.

75 Jahre Jubiläum Wettbewerb Verfassung Bayern Grüne Fraktion Landtag (1)

75 Jahre Bayerische Verfassung. Ein Wettbewerb und seine Jury.

Eine Verfassung regelt, wie wir miteinander leben möchten, wie wir Konsens und Dissens klären, wie wir Gemeinschaft und Werte leben. Bayern hat eine eigene Verfassung, die uns Richtschnur und Wegweiser sein kann. Aber Wegweiser wohin? Was zeichnet unsere Verfassung aus? Und ist es nicht unsere Aufgabe als Politik, unser gemeinsames Regelwerk in angemessenen Abständen zu prüfen?

Sachverständige werden im Bayerischen Landtag oft gehört. Meist sind es Menschen, die sich beruflich eine tiefe und weitreichende Expertise zu einem Thema geschaffen haben. Die Verfassung ist aber ein Thema, mit dem sich alle Menschen eines Landes befassen sollten. Was also, wenn es um ein Thema geht, bei dem unser aller Expertise gefragt ist?

Das war die zentrale Frage, die sich mein Kollege Toni Schuberl, Sprecher für Rechtspolitik, und ich stellten, als wir gemeinsam mit unserer Grünen Fraktion im Bayerischen Landtag den Wettbewerb „75 Jahre Verfassung“ ins Leben riefen.

Sachverständigengutachten „von allen“ oder zumindest mit der Chance für alle, dabei zu sein. Die Idee eines Wettbewerbs, bei dem getreu Beuys‘ Motto „Jeder Mensch ist ein Künstler“ alle Bürger*innen Bayerns Gelegenheit haben sollten, sich mit einer Idee als Gutachter*in für ein künstlerisches Gutachten zur Bayerischen Verfassung zu bewerben.

Sachverständigen-Gutachten in künstlersicher Form liefert Impulse für unsere politische Arbeit

Gutachten, die uns, so unser Plan, neue Impulse für unsere politische Arbeit mit und zu der Bayerischen Verfassung geben würden. Wir wurden nicht enttäuscht. Fast 30 Bewerbungen erreichten uns aus allen Ecken Bayerns. Kollektive und Einzelpersonen, partizipative Projekte und Einzelansichten. Immer verknüpft mit der Idee eines Kunstwerks – dem Sachverständigen-Gutachten in künstlerischer Form – und der Diskussion eines Aspekts, Artikels oder auch einer Fehlstelle in unserer Bayerischen Verfassung.

Wir stellten eine Jury aus Politik, Kunst und Fachpresse zusammen. Unterstützt wurden wir von einem Team, das uns alles wirklich toll vorbereitete, aufbereitete und bei der Sitzung die Diskussion leitete. Fun Fact: die Tatsache, dass bei der Jurysitzung mehr Susannes anwesend waren als Männer.

Typisch Grün: eine Jury mit mehr „Susannes“ als Männern an Bord!

Aspekte unserer Überlegungen und Diskussionen in der Jury waren dreiteilig:

  1. die Ausführungen zur Verfassung, die in der Bewerbung festgehalten wurden und die damit einhergehenden Verbindungen zum eingereichten künstlerischen Projekt.
  2. Das künstlerische Vorhaben als solches wurde aus künstlerischer Perspektive genauso heiß diskutiert wie
  3. der politische Input, den das Werk über die beschriebene und geforderte „Befassung mit der Verfassung“ hinaus noch gab und gibt.

Nach mehreren Stunden Debatte, Diskussion und Abwägen hatten wir dann unsere Liste: 10 Sachverständige für ein Gutachten in künstlerischer Form zur Bayerischen Verfassung waren gefunden. Was würden sie erarbeiten? Wie im Dezember ihre Gutachten präsentieren? Wir sind sehr gespannt und freuen uns auf die Präsentation!

Ausdrücklich bedanken möchten wir uns bei der Jury, die ehrenamtlich viele Seiten Material sichtete, anhörte, diskutierte und bewertete!

Danke an unsere wunderbaren Jurymitglieder:

Sowie für die Fraktion der Landtags-Grünen mein MdL Kollege Toni Schuberl, Rechtspolitischer Sprecher der Fraktion, und ich, Sanne Kurz, Kulturpolitische Sprecherin.

Präsentation und Vernissage von „75 Jahre Verfassung – Kunst trifft Grün“ ist am 30. April 2022 im Landtag. Infos hier.

Zur Liste der Preisgekrönten geht es hier.

Kunst trifft Verfassung_Wettbewerb_Gruene Fraktion Bayern_Landtag_Sanne Kurz

Kunst trifft Verfassung – Wettbewerb

Verfassungsjodeln – das machte ich vor meiner Zeit im Bayerischen Landtag. Gemeinsam mit meiner Kollegin, der Münchner Künstlerin Christiane Huber, die damals zu Heimat und Kommunikation arbeitete, erarbeiteten wir in unseren kostbaren Ruffinihaus-Zwischennutzungs-Monaten eine performative Arbeit zur Bayerischen Verfassung, die hernach u.a. im Ruffinihaus auf Balkonen des Innenhofes bei einem politischen „Dreikönigs-Frühschoppen“ und im Lovelace bei der „Langen Nacht der Demokratie“ präsentiert wurde. Seither bin ich noch größerer Verfassungs-Fan als zuvor – I ❤️ Verfassung. Yeah. Als mein Kollege Toni Schuberl die Idee zu einem „Verfassungs-Wettbewerb“ hatte, war ich, na logo, sofort Feuer und Flamme. Lest hier, wie Ihr mitmachen könnt. 10x 1.500€ Vergütung winken.

Ausschreibung

In einem vom Krieg gezeichneten, endlich von den Nazis befreiten Land wurde 1946 die Bayerische Verfassung verhandelt, per Volksentscheid bestätigt und am 8. Dezember 1946 in Kraft gesetzt.
Aus diesem neuen, demokratischen Staat leiten sich so die Rechte der Einzelperson und ein Gemeinschaftsleben ab, so schreibt der Rechtswissenschaftler Hans Nawiasky, der als Flüchtling in der Schweiz den Krieg überlebte und den Text maßgeblich mitprägte.
75 Jahre Bayerische Verfassung: Für die Grüne Fraktion im Bayerischen Landtag ein Grund zum Feiern!
Wir lieben unsere Verfassung mit ihrer starken Gemeinwohlorientierung und den zahlreichen Elementen der Bürgerbeteiligung. Die Rechte unserer Verfassung gelten für jede und jeden gleichermaßen, ohne Einschränkung oder Relativierung. Sie war, ist und bleibt die Grundlage unserer Demokratie und einer weltoffenen Gesellschaft in Bayern. Mit ihrer Betonung auf direkte Volksrechte in der Gesetzgebung ist unsere Verfassung auch mit 75 Jahren noch junggeblieben.
Wir Grüne im Bayerischen Landtag, die vor 35 Jahren auch dank dieser Verfassung, erstmalig in den Bayerischen Landtag einzogen, nehmen den runden Geburtstag zum Anlass, die Jubilarin im Geiste zu besuchen und mit ihr zu feiern! Ganz nach dem Motto: Putzt die Fenster daheim bei unserer Bayerischen Verfassung! Schmückt die Zimmer! Zieht Euch Festtagskleidung an! Welche Gäste sitzen mit am Tisch? Wie sieht es im Haus unserer Jubilarin aus? Was steht vielleicht schon lange ungenutzt in einer Ecke und müsst dringend mal wieder hervorgeholt werden? Wo ist der Lack ab? Was sind die Schätze unseres 75-jährigen Geburtstagskindes? Welche Musik läuft zum Fest? Feiern wir in Garten oder Natur oder lieber drinnen? Was müssen wir unbedingt bewahren? Wo dürfte sie ruhig mutiger sein als damals?
Um mit Euch und Ihnen zu feiern, möchten wir dazu Stimmen von Fachleuten hören!
Die Expert*innen unserer Verfassung sind die Bürger*innen Bayerns.
Darum bitten wir Sie und Euch, in diese Verfassung hineinzuschauen. In sie einzutauchen und uns Ihren oder Euren „Sachverständigenbeitrag“ zukommen zu lassen in Form einer künstlerischen Bearbeitung.

Dabei soll insbesondere eingegangen werden auf die folgenden Fragen:

  • Unser Land hat sich verändert – muss sich die Verfassung verändern?
  • Was ist besonders wertvoll in unserer Verfassung und wie können wir sie schützen?
  • Welche Leitlinien und Grenzen sollte unsere Verfassung ziehen?
  • Wie halten wir unsere Verfassung jung?
  • Was kann raus – was muss rein?

Mein Kollege Toni Schuberl, Rechtspolitischer Sprecher in unserer Fraktion, und ich freuen uns auf zahlreiche Bewerbungen!


Kriterien und Richtlinien

Berechtigte zur Bewerbung:

Die Expert*innen unserer Verfassung sind für uns die Bürger*innen Bayerns. Mitmachen, sich mit unserer Verfassung beschäftigen und sich darum bewerben, uns als Sachverständige mit ihrem Blick und ihrer Expertise bei der Arbeit zu unterstützen, dürfen daher getreu dem Joseph-Beuys-Satz “Jeder Mensch ist ein Künstler” alle Personen, die sich mit der Bayerischen Verfassung künstlerisch beschäftigen möchten und die in Bayern leben. Gruppeneinreichungen sind möglich.

Ablauf der Expertisen-Sammlung:
Bis zum 01.10.2021 können sich alle in Bayern lebenden Menschen als Sachverständige bewerben, um für uns ihre Expertise zur Bayerischen Verfassung abzugeben. Dabei kann ein selbst gewählter Teil, Artikel oder Aspekt der Bayerischen Verfassung Gegenstand der Auseinandersetzung sein. In der Bewerbung sollen Art und Umfang der geplanten künstlerischen Auseinandersetzung deutlich werden, ebenso wie gegebenenfalls ausgewählte Teile, Artikel oder Aspekte der Bayerischen Verfassung. Eine Jury wählt aus den eingehenden Bewerbungen 10 Personen aus, die ihre Expertise in einer künstlerischen Befassung mit der Bayerischen Verfassung in Form der von ihnen bei der Bewerbung vorgeschlagenen Arbeit umsetzen. Die Bewerbung selbst enthält lediglich eine Projekt-Beschreibung, nicht das künstlerische Werk selbst. Die Auswahl aus den Bewerbungen erfolgt bis zum 15.10.2021. Die ausgewählten Sachverständigen setzen sich künstlerisch mit einem von ihnen gewählten Teil, Artikel oder Aspekt der Bayerischen Verfassung auseinander. Die finale Abgabe der Sachverständigen-Expertise erfolgt durch die 10 ausgewählten Bewerber*innen in Form einer künstlerischen Arbeit mit Präsentation am 11.12.2021 Update: pandemiebedingt wurde die Präsentation verschoben auf 29./20. April 2022. Weitere Informationen folgen.


Art der Einreichung
Einzureichende Bewerbungsunterlagen sind:

  • Name, Adresse, E-Mail, Telefon der einreichenden Person, bei Gruppeneinreichungen der Kontaktperson
  • Lebenslauf, bei Gruppeneinreichungen Informationen zur Gruppe (max. 1 Seite DIN A4)
  • Begründung der Bewerbung als Sachverständige*r
  • Beschreibung der geplanten künstlerischen Auseinandersetzung mit einem Teil, Artikel oder Aspekt der Bayerischen Verfassung
  • Ggf. ergänzend Arbeitsproben bisheriger künstlerischer Tätigkeit und/oder Ansichtsmaterial der geplanten künstlerischen Arbeit in Form von Skizzen, Texten, Fotos, Audios, etc.
  • Zeitplan der geplanten Umsetzung der künstlerischen Auseinandersetzung
  • Gesamt-Dateigröße der Bewerbungen max. 5GB. Beiträge mit Dateigrößen über 250MB bitte per Download-Link einreichen.
  • Bewerbungen sind mit Plänen jeglicher Form der künstlerischen Auseinandersetzung möglich: literarisch, musikalisch, skulptural, Bildende oder Darstellende Kunst, virtuell, interaktiv, performativ, filmisch, Medienkunst, Grafik u.v.a.m. – es sind keine Grenzen im Genre gesetzt. Abgabe bereits bestehender Werke ist möglich. Abzugeben sind von den 10 ausgewählten Bewerber*innen:
  • Mindestens eine Datei oder eine physische Arbeit, die das eingereichte Kunstwerk darstellt bzw. sichtbar, hörbar, erlebbar macht. Arbeiten mit Sprache benötigen eine deutschsprachige Version. – Maximal 25 Dateien oder physische Arbeiten, die das eingereichte Kunstwerk/die eingereichten Kunstwerke erlebbar machen.
  • Ggf Name des Werkes/der Werke.
  • Bearbeiteter Artikel, Aspekt oder Teil der Verfassung mit Begründung auf max. einer Seite DIN A4, warum dieser Teil, Artikel oder Aspekt der Verfassung ausgewählt wurde und wie Werk und Teil, Artikel oder Aspekt der Verfassung in Zusammenhang stehen

Rechte
Im Falle eines Gewinns der Ausschreibung gehen die zeitlich uneingeschränkten nicht-exklusiven Nutzungsrechte der zu erstellenden oder bereits erstellten künstlerischen Auseinandersetzung mit der Bayerischen Verfassung an die Landtagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN über. Die aus den eingereichten Werken von unserer Jury ausgewählten Arbeiten werden im Zusammenhang mit der Ausschreibung „75 Jahre Bayerische Verfassung: Kritik – Fortentwicklung – Tradition – Umbruch“ und im Kontext der Arbeit der Fraktion zur Bayerischen Verfassung genutzt. Beispiele der Nutzung sind Publikationen, Print, Online, audio-visuelle Medien, Veranstaltungen, live Präsentation, Ausstellung etc.
Die zu erstellenden Werke sind weiterhin durch die Einreichenden bzw. Urheber*innen nutzbar und Rechte daran weiterhin an Dritte abtretbar.
Mit Bewerbung um Teilnahme als Sachverständige*r stimmt die sich bewerbende Person diesem Verfahren und der Rechteübertragung zu.
Die Jury setzt sich zusammen aus externen Künstler*innen, Verfassungsexpert*innen und anderen qualifizierten Personen sowie, zum kleineren Teil, aus Vertreter*innen der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Bayern.

Vergütung
Die von der Jury für die Arbeit der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ausgewählten Bewerber*innen erhalten als Aufwandsentschädigung für Ihre zu erstellenden künstlerischen Beiträge je eine Vergütung in Höhe von 1.500 Euro. Die Höhe dieser Summe orientiert sich an Kosten für Sachverständige. Eine darüber hinaus gehende Gage oder Erstattung von Materialkosten ist leider nicht möglich.

Deadlines
Deadline der Einreichung ist der 01.10.2021. Ausschlaggebend ist das Datum des Poststempels oder das Eingangsdatum der Mail mit Datei-Links.
Deadline der finalen Präsentation der künstlerischen Auseinandersetzung mit der Bayerischen Verfassung ist der 11.12.2021

E-Mail-Adresse: 
sanne.kurz@gruene-fraktion-bayern.de

Postanschrift: 
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Bayerischen Landtag
Stichwort: Verfassung
Max-Planck-Straße 1
81675 München

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

gasteig interim HP8 Bibliothek stadtbibliothek halle E Trafo Halle München OpenLibrary

Interim Gasteig

Öffentlich bauen, dabei 1. im Kostenplan und 2. im Zeitplan bleiben?! Ja, das geht! In München, wo die Bauarbeiten für den Interim des Gasteig für die Nutzung in der Zeit der Sanierung in vollem Gange sind. Ich durfte die Baustelle des Interims „Gasteig HP8“ jetzt besichtigen.

Damit der Gasteig, das größte Kulturzentrum Europas mit rund 1.800 Veranstaltungen und 1,8 Millionen Besucher*innen pro Jahr, der in unmittelbarer Nachbarschaft zum neuen Konzerthaus stehen wird, saniert werden kann, muss er leer sein. In Sendling hat man ein wunderbares Ausweichquartier für den Interim „Gasteig HP8“ gefunden, am 8. Oktober wird eröffnet! Auch dabei: ein Konzertsaal, die „Isarphilharmonie“.

Die Münchner Philharmoniker, die Münchner Volkshochschule (MVHS), das Münchner Kammerorchester MKO, die Hochschule für Musik und Theater München, die Stadtbibliothek und natürlich der Gasteig werden im „neuen Gasteig“ ein Zuhause finden und ziehen für die Dauer der sechsjährigen Sanierung ins Interim Gasteig HP8 und die Isarphilharmonie.

70 Mio. für den Interim insgesamt, davon 40 Mio. für den Konzertsaal

Der Bau des Interims kostet kostet die Stadt 70 Millionen Euro, Meiner Meinung nach ist das sehr gut investiertes Geld und jeden Cent wert! Der kreative Umgang mit der denkmalgeschützten Halle E, einer ehemaligen Industrie-Halle, deren Innerem Generalkonservator Prof. Mathias Pfeil eine „fast sakrale Ausstrahlung“ bescheinigt, gibt ebenso Anschluss an die Metropolen dieser Welt mit urbanem Industrial-Feeling und doch warmem, lebendigem Herz.

An diese Halle E, die wachgeküsste ehemalige Trafo-Halle, ist unmittelbar die Isarphilharmonie angekoppelt. Auf mehreren Ebenen durchlässig, eng verbunden wie große Schiffe, die gemeinsam im Hafen liegen, bleiben doch viele Blickachsen frei, die ins Innere ziehen, wo der eigentliche Saal als Raum-im-Raum in der Außenhülle hängt. Merkt Ihr schon?! Ich bin begeistert! Und das nicht nur, weil München hier einen der wenigen Welt-Spitzen-Akustiker, Toyota Yasuhisa, verpflichten konnte, und auch nicht nur, weil der gesamte Bau der Isarphilharmonie mit rund 40 Millionen im Kostenrahmen geblieben ist.

Ich durfte jetzt endlich die Baustelle besichtigen. Gerade wurde Estrich gegossen. Max Wagner, der Geschäftsführer der Gasteig München GmbH, und Mirjam Krauss, Assistenz der Geschäftsführung, haben mir eine persönliche und intensive Führung gegeben.

„Mit der Isarphilharmonie eröffnen wir eine zukunftsweisende Konzertstätte mit exzellenter Akustik.“

Valery Gergiev – Chefdirigent der Münchner Philharmoniker, in Gasteig HP8: Philharmonie, MVHS und Stadtbibliothek vorerst in Sendling (muenchen.de)

Seit Ende 2019 wird gebaut, das erste Konzert findet bei der Eröffnung am 8. Oktober 2021 statt, danach folgt eine ganze „Eröffnungswoche“ mit zahlreichen Konzerten und weiteren Angeboten. Hier geht’s zum Programm. Mit dem Gasteig HP8 entsteht ein neuer Raum für Bildung und Kultur, für Musik, Theater, Tanz, Film, Bücher, Kulturvermittlung und kulturelle Bildung. Der Konzertsaal der Isarphilharmonie mit seinem dunklen Holz vermittelt Lagerfeuer-Feeling und Nähe. Star-Akustiker, Direktzufahrt für zwei LKW an die Bühne, Platz für 1900 Besuchende bietet er on top. Wer mag, kann auch hinter dem Orchester sitzen und der Leitung des Ensembles ins Gesicht blicken.

Gasteig HP8 Interim Konzertsaal München gasteig-4-1024x768
Konzertsaal der Isarphilharmonie

Es entsteht ein vielfältig nutzbarer Konzertsaal, Stimm- und Übungszimmer, Backstage-Fläche und ein öffentliches Foyer, die Halle E. Außerdem gibt es eine Open Libary, die ganze Philharmonie soll ein offenes Haus werden.

Berauschendes Kulturerlebnis mit Industrie-Flair und Urbanität

München macht vor, wie’s geht. Für die Dauer des Umbaus ist der Gasteig HP8 die ideale Lösung, um Kultur erlebbar zu machen. Hernach alles modular rückbaubar, oder – my favourite – dauerhaft nutzbar. Ein Herz mit Feuerwerk, mit Verdichtung und Nähe, Weite und Überblick.

Alle Infos zum Neuen Gasteig, Interim Gasteig HP8 und Konzertsaal Isarphilharmonie hier.

2021-07-Paul Klinger Künstlersozialwerk KSK Hilfe Beratung sozialversicherung Künstlerin Künstler Kreative

Warum Ehrenamt? Ich und das Paul-Klinger-Künstlersozialwerk e.V.

Wie viele Menschen in unserem Land bin ich ehrenamtlich aktiv. Unter anderem bin ich im Vorstand des Paul-Klinger-Künstlersozialwerk e.V. Warum ich mich dort ehrenamtlich engagiere, was das Paul-Klinger-Künstlersozialwerk e.V. überhaupt macht und in welchen Vereinen ich außerdem tätig bin, erfahrt Ihr hier!

Wer ist das Paul-Klinger-Künstlersozialwerk e.V.?

Vor mehr als 45 Jahren wurde der gemeinnützige Verein gegründet. Seine Mitglieder, über 1200, sind Kreative aller Art: Schauspieler*innen, Fotograf*innen, Bildhauer*innen, Designer*innen und zahlreiche Menschen mit anderen künstlerischen und kreativen Tätigkeitsfeldern. Das Künstlersozialwerk hilft Künstler*innen in ganz Deutschland, finanziert nur durch Spenden und Mitgliederbeiträge. Das Paul-Klinger-Künstlersozialwerk e.V. wurde vor 45 Jahren gegründet, als Dinge wie die Künstlersozialkasse KSK noch Zukunftsmusik waren.

Kunst und Prekariat

Das Paul-Klinger-Künstlersozialwerk e.V. unterstützt Künstler*innen mit professioneller Fachberatung in den Bereichen Künstlersozialkasse (KSK), Unfall, Krankheit, Rente, Sozialberatung, Familie, Erziehungsgeld, Rechts-und Steuerberatung, Coaching oder Versicherung. Da in der Szene immer wieder Halb- und Falschwissen die Runde macht, oder man Soziales einfach ignoriert, ist es wichtig, Aufklärungsarbeit zu leisten. Ich selbst hatte mich nie mit sozialer Absicherung befasst. Mein Riester-Vertrag dümpelte bei 15€ Jahresbeitrag, Rentenansprüche hatte ich mir in Höhe von knapp über 200€ erwirtschaftet. Obwohl ich immer gearbeitet und nebenbei vier Kinder erzogen habe.

Weil es vielen so geht, ist es fast normal, dass Kreative nicht mit 65 in Rente gehen, sondern quasi arbeiten, bis sie umfallen. Weil die Rente nicht reicht. Auch wenn man wegen Krankheit oder Unfall nicht arbeiten kann, reicht die (Erwerbsminderungs-/Unfall-/Verletzten-)Rente oft nicht. Darum haben wir Grüne in der Pandemie auch so gekämpft, um für Menschen, die unter 50% künstlerisches Einkommen haben, Hilfen zu bekommen: Weil die, die sich z.B. 30% künstlerisch zu ihrer Rente oder zu ihrem „Day-Job“ hinzuverdienen, das ja nicht zum Spaß machen!

Dass auch die von der GroKo gefeierte „Grundrente“ für die allermeisten Kreativen nicht kommen wird? Geschenkt! Denn Grundrente ist gar nicht für wirklich Arme gedacht: Grundrente bekommt in Deutschland nur, wer mindestens 33 Jahre lang im Jahresdurchschnitt 30% des Durchschnittslohns verdiente. Das haben Kreative oft nicht, weil es für Kreativleistung (außer Architektur) keine Honorarordnung gibt und (Selbst-)Ausbeutung à la „Da könnte doch eine Band mal was machen“ leider immer noch Normalfall ist.

30% des Durchschnittslohns. Im Jahr 2021 wären das z.B. 1038€ – jeden Monat. Das klingt nach wenig, ist für Künstler*innen aber oft schwer zu erwirtschaften. Denn wie auch der 2. Bayerische Kultur- und Kreativwirtschaftsbericht beweist, ist bei etlichen Kreativen Prekariat Alltag, sind z.B. im Bereich Darstellende Kunst oder im Kunstmarkt der Bildenden Künste rund 70% der Beschäftigten als Kleinunternehmen oder im Minijob tätig.

Darum steht das Paul-Klinger-Sozialwerk e.V. mit seiner Fachberatung den Künstlerinnen und Künstlern zur Seite.

Im Newsletter wird alle 14 Tage über Neuigkeiten, aktuelle Veranstaltungen, Wettbewerbe und Weiterbildungsangebote informiert.

Alle sechs Monate kommt eine neue Ausgabe der Mitgliederzeitschrift Klinger Report raus. Hier geht’s zur 54. Ausgabe des Klinger Reports vom Dezember 2020:

Außerdem organisiert das Paul-Klinger-Künstlersozialwerk monatliche Treffen, ist Mitglied in der Allianz der Freien Künste und engagiert sich mit aktiver Öffentlichkeitsarbeit für die Anliegen von Künstlerinnen und Künstlern. Dafür wurde die Kampagne WirKünstler ins Leben gerufen. Im Zentrum: „das eigene künstlerische Selbstwertgefühl“, das es gerade in Zeiten, in denen die Kultur um Sichtbarkeit kämpfen muss, nicht wirklich leicht hat.

Hilfe anfragen

Falls Du jetzt interessiert bist an der Arbeit des Vereins, kommen hier die wichtigsten Links und der Kontakt

Die E-Mail-Adresse: info@paul-klinger-ksw.de
Die Telefonnummer:  089 – 57 00 48 95
Die Adresse:
Paul-Klinger-Künstlersozialwerk e. V., Winzererstraße 32, D-80797 München

Warum ich im Vorstand bin?

Die Arbeit des Vereins ist unerlässlich für Künstler*innen aller Art. Aufklärung und Beratung ist vor allem für freischaffende und freiberufliche Kreative wahnsinnig wichtig. Für die meisten von uns sind Finanzen, Elternzeitformulare, Rentenkram und Versicherungen ein echt ödes Thema, aber für Freie ohne geregeltes Einkommen und mit gleichzeitig so niedrigem Umsatz, dass man nicht mal eben eine Buchhaltung beauftragen kann, ist es der Horror. Bei mir gab es z.B. Erziehungsgeld in einer Höhe, als hätte ich nie gearbeitet – nur weil im Jahr vor der Geburt Projekte verschoben wurden. Die Aufträge waren da! Die Umsätze nicht. Wenn man dann Finanzamt & Co erklären muss, warum man mal sehr viel, mal fast nichts verdient, hilft es, starke Partnerschaften zu haben, wie z.B. das Paul-Klinger-Künstlersozialwerk.

Durch meine Arbeit als kulturpolitische Sprecherin der Grünen Fraktion im Bayrischen Landtag kenne ich die Situation der Kulturschaffenden gut. Eine strukturelle Verbesserung der Lebensumstände, z.B. durch Mindestgagen und FairArtFunding ist mir ein Her­zens­an­lie­gen. Die öffentliche Hand muss hier unbedingt mit gutem Beispiel voran gehen, um Wandel zu ermöglichen!

Weil Vereine die Riesenberge an Arbeit größtenteils ehrenamtlich stemmen, habe ich mir vorgenommen, so viel zu unterstützen, wie gerade geht. Deshalb bin ich Vorstandsmitglied beim Paul-Klinger-Künstlersozialwerk. Und was soll ich sagen: Täglich zu erleben, wie viele sich einsetzen in ihrer Freizeit für andere, das befriedigt ungemein, gibt Kraft und Hoffnung.

Im Parlament sitzen Menschen mit allen möglichen unterschiedlichen Biographien. Anwälte, Lehrkräfte, Pflegekräfte, Menschen mit Unternehmen und Leute aus Sozialverbänden. Wie alle anderen Menschen in unserem Land auch, sind die meisten Abgeordneten Mitglied in Vereinen. Weil uns Grünen Transparenz wichtig ist und Biografien genauso wie Mitgliedschaften, Ämter oder persönliche Kontakte die eigenen Entscheidungen beeinflussen können, habe ich Euch zusammengestellt, wo ich dabei bin:

Wer war eigentlich Paul Klinger?

Geboren wurde Paul Karl Heinrich Klinksik aka Paul Klinger am 14. Juni 1907. Schon zu Schulzeiten spielte er in Schulaufführungen mit. Sein Vater, Bauingenieur, war gegen einen künstlerischen Beruf und schickte ihn auf die Technische Hochschule in München. Dort traf er einen alten Schulkameraden wieder, der ihn überredete Theaterwissenschaften zu studieren. Nachdem Klingers Vater starb , fehlten ihm die finanziellen Mittel, um weiterzustudieren, deshalb wandte er sich ganz dem Beruf des Schauspielers zu. Er spielte auf der Bayrischen Landesbühne, in Düsseldorf, Berlin und an vielen anderen Theatern. 1933 gab er sein Filmdebüt und drehte in seiner Karriere über 70 Filme. Mit großer Begeisterung arbeitete er auch als Synchronsprecher. Klinger erkrankte an einem schweren Herzleiden und starb am 14. November 1971 auf einer Gewerkschafterversammlung.

Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral – Warum Kultur Mehrwert ist

„Ein Netz, das trägt“ – so heißt der Titel der Webinarreihe, in der wir Landtags-Grünen den sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft beleuchten. Kultur leistet viel für unsere Gesellschaft. Verhallt der Ruf nach all dem, was Kultur leisten kann, wenn Kulturschaffende nicht wissen, wie sie ihre Miete zahlen sollen?

Die goldenen 80er waren es, die der Kulturförderung den Neoliberalismus bescherten. Eine an privatwirtschaftlichen Kriterien ausgerichtete, reichweitenorientierte Kulturpolitik hat unbefristete Arbeit in großem Stil vernichtet und Debatten um Inhaltliches oder die gerechte Verteilung der Mittel erstickt. Oft verbringt man mehr Zeit mit dem Styling von Anträgen oder der Selbstvermarktung als mit Inhalten. Und weil mit dem Anblasen der Jagd auf den Markt keineswegs die adäquate Wirtschaftsförderung einherging, die manch anderen Branchen zuteil wurde, sind breite Schichten Kulturschaffender mittlerweile im Prekariat verwurzelt und fristen ein Leben in dauerhafter Selbstausbeutung.

Selbstausbeutung als Geschäftsgrundlage?!

Unter dem Brennglas der Pandemie erleben wir Heerscharen kurzfristig oder unständig Beschäftigter, Soloselbständiger und Freier, die nicht wissen, wo an der Hand im Mund noch abbeißen. Und wir erleben als Publikum, als Gesellschaft auch, wie sehr sie uns fehlt: die Kultur. Das zweckfreie Tanzen, das gemeinsame Abtauchen im Kino, das Bühnenerlebnis. Vor allem aber fehlen uns gesellschaftliche Diskurs- und Debatten-Orte.

Kunst und Kultur schaffen Mehr-Wert für alle

Kunst und Kultur als Ort des Zusammenkommens, des Auslotens und Austauschs machen uns als Gesellschaft stark. Was ändert sich, wenn eine Generation ohne Kino und Konzert heranwächst, ohne Theater und Tanzen, Museum und Malerei? Wer verliert? Wer gewinnt? Oder büßen wir alle gemeinsam mit den kulturellen Diskurs-Orten auch massiv an gesellschaftlicher Resilienz ein?

Ein Abend um Überleben und Widerstandsfähigkeit.

Sanne Kurz Grüne Bayern Landtag Kultur Politik Webinar Veranstaltung

Meine Gäste:

Logo Bayerischer Landtag Sanne Kurz Grüne Fraktion Bayerischer Landtag Kultur Film

Antrag: „Arbeit bezahlen statt Stillstand – Stipendienprogramm für alle ausweiten“

Der Landtag wolle beschließen:
Der Kreis der Antragsberechtigten des Stipendienprogramms zur Unterstützung von Künstlerinnen und Künstlern wird ausgeweitet auf alle professionell künstlerisch tätigen Künstlerinnen und Künstler in Bayern. Im Sinne des lebenslangen Lernens und Wachsens sollen so insbesondere auch Eltern nach der Familienphase noch einen Zugang zu den Projektstipendien gewährt werden.

Zum kompletten Antrag inklusive Begründung geht’s hier!

Die Kunst ist frei – wenn sie im Baumarkt stattfindet.

Kunstfreiheit? Da war doch was! Seit letztem Montag dürfen meine Kinder jeden 2. Tag in Schule und Kita. Endlich wieder! Kinder älter als 4. Klasse warten noch immer. Kommenden Montag, 1.3., machen hier in Bayern dank Markus Söder „endlich“ die Baumärkte wieder auf. Baumärkte. Hier erfahrt Ihr, warum.

Baumärkte. Wahnsinnig wichtig, dass man da öffnet. Genau: verderbliche Ware und so.

Markus Söder öffnet damit sehenden Auges in steigende Infektionszahlen hinein. Die dritte Welle rollt, wir alle bleiben zu Hause, damit bald wieder Musik und Leben überall möglich sind. Und er öffnet: Baumärkte! Wer mich kennt, weiß, dass ich auf Baustellen groß wurde, Spachtel, Betonmischer und Kreissäge liebe und 1000 Mal lieber im Baumarkt abhänge als auf edlen Empfängen.

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Aber: Im Gegensatz zum Recht auf Bildung, im Gegensatz zur im Grundgesetz verankerten Kunstfreiheit gibt es nun mal kein Grundrecht auf Hammer und Nagel!

Kein Grundrecht auf Hammer und Nagel

Wieso also Baumärkte öffnen? Mein Kollegen Toni Schuberl, Rechtspolitischer Sprecher unserer Grünen Fraktion, wunderte sich da genauso wie ich. Darum fragte er mal nach:

Habt Ihr Euch diese Begründung des Staatssekretärs angehört? Des Mannes aus dem Aiwanger-Ministerium, das für Kultur- und Kreativwirtschaft zuständig ist?! – Ich bin sprachlos – und auch echt wütend: Die Frauen-Förderpartei FW mit ihren drei null Ministerinnen versteht eben, was Frauen brauchen: weil Frauen im Kinderzimmer ja auch die meiste Zeit verbringen – kenn ich selbst total gut! Wickeln, Stillen, Aufräumen, Saugen, Wäsche falten, Hausaufgaben kontrollieren… Da hebt es die Laune, wenn es schön weiß ist und nach Farbe riecht – hm – toller Duft, Ladies, oder???

Grundrecht auf Kunstfreiheit? – Egal!

Beim Öffnen und Lockern auf Kinderrechte oder Grundrechte achten?! – Papperlapapp! Es geht schließlich ums Glück. Männer, die wieder in Baumärkte dürfen, und Frauen, die mit gepflegten Fußnägeln in geweißelten Räumen rumstehen. Mensch, wann verstehen das endlich auch wir Grüne mal!

Grundrecht auf Baumarkt! – Yeah!

Jedenfalls, liebe Leute: Grundrecht auf Baumarkt – fest in der bayerischen Verfassung verankert! Der Grundrechtsexperte der FW hat’s erklärt. Hauptsache alles schön weiß hier.

Ich habe mit zorngerötetem Kopf jedenfalls mal einen Antrag getippt, in dem das mit der Kunstfreiheit noch mal aufgegriffen wird. Der Kollege Schuberl übernimmt die Sache mit dem Grundrecht. Baumärkte?! Gern, wenn sie an der Reihe sind. Bis dahin bestelle ich Farbe dort online.

Bet Rourich Cinematography Cinematographer DP DoP

Eine Quote für die Kunst: Geschlechtergerechtigkeit für Frauen in Kultur und Medien

Weil es im Koalitionsvertrag steht, hat die Bundestags-GroKo schnell vor der Wahl noch eine Debatte zur Verbesserung der Situation von Frauen in Kultur und Medien auf die Tagesordnung gesetzt. In 15 Minuten war die Sache abgefrühstückt. Darum ging es:

Von „“Geschlechtergerechtigkeit als personalpolitischem Ziel“ sprachen die GroKo-Rednerinnen, und forderten „mehr flexible Kitas“ – das sind mal mutige Ideen! Als gäbe es unter männlichen Kulturschaffenden keine Väter, die – o Wunder! – trotz Vaterschaft Beruf, Karriere und Führungsposition easy hinkriegen. Wir Grüne haben da wenig Hoffnung und forderten heute zum wiederholten Male eine Quote:

„Es gibt sie bereits, die Quote. Eine Männerquote nämlich. Die Kunst ist frei – vorausgesetzt, man ist männlich.“

Erhard Grundl, Kulturpolitischer Sprecher
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Bundestagsfraktion

Wir Grüne fordern eine Frauenquote für eine geschlechtergerechte Kulturbranche und gleiche Chancen für Frauen und Männer in Kultur und Medien. Ob Führungsebene, Projektförderung, Ausstellung oder Filme der Öffentlich-Rechtlichen: Frauen machen zwar den Großteil der erfolgreichen Absolvent*innen in kulturbezogenen Studienfächern aus – auf der Entscheidungsebene kommen sie aber nicht an.

Darum haben wir Grüne im Rundfunkrat des BR erfolgreich für die Wahl einer Intendantin gekämpft. Sehr gut geeignete Bewerberinnen gab es viele. Viel zu viele Jahre wurden bereits verschenkt. Jahre, in denen männliche Wissenschaft, männliche Kritik, männliche Juries, männlich dominierte Regierungen und Männerbünde in der Lehre Frauen-Verhinderungs-Politik betrieben. Das Umdenken hat eingesetzt. Auch bei Männern. Ich bin es meinen Töchtern und Söhnen schuldig, dass ihre Zukunft nicht von ihrem Geschlecht abhängt:

3 von 130 Orchestern dirigiert eine Frau

Nur 22% der deutschen Theater werden von einer Frau geleitet, nur 30% der Inszenierungen an diesen Bühnen sind von Frauen, und in mageren 14% der Produktionen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks führen Frauen Regie. Von 130 (Ein-Hundert-Dreißig!) Orchestern in Deutschland werden sage und schreibe drei – DREI! – von Frauen dirigiert.

Da ist sie, die Quote! Es gibt sie nämlich schon. Es ist eine Männerquote: Die Kunst ist frei, vorausgesetzt sie ist männlich.

Ich bin davon überzeugt, dass wir es all den großartigen Frauen im Kulturbereich schuldig sind, uns für Chancengleichheit, für eine Frauenquote einzusetzen.

Den Antrag der Kolleg*innen von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN aus dem Bundestag findet Ihr hier:

Picture of Bet Rourich with camera taken by Jose Haro.


Thank you, my friend from Catalunya, amazing cinematographer Bet Rourich, for letting me use your image! Almost 20 years ago we met during Kodak’s Budapest Cinematography Masterclass BCM. Artists have always been collaborating across borders. Travel restrictions due to the pandemic make this inspiring work hard and many jobs and projects impossible. Needed help does not always take the often international character of creative work in account. Now being a Green Member of Parliament, I try all I can to make ends meet, pushing governments to try harder and match the urgent needs of artists. – To better days, Bet!

Picture of Bet and Sanne by Amandi Wong.

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