Männer und Frauen sind gleich. Frauen darüber hinaus übrigens keine Minderheit, sondern die Hälfte der Bevölkerung. Wir Grüne sind eine feministische Partei, Gleichstellung Grüne DNA.

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Was bedeutet Feminismus für dich? – Interview mit Sanne Kurz zum Weltfrauentag 2022

Jedes Jahr machen viele Menschen bei mir ein Praktikum. Manche schnuppern dabei nur kurz mal rein und laufen in einem „Shaddowing“ Prozess kurz mit. Die, die sechs Wochen oder gar drei Monate bleiben, können sich auch richtig einbringen. Damit von all diesen sehr unterschiedlichen und durch die Bank großartigen Menschen etwas bleibt, bitte ich alle, einen kleinen Abschiedsgruß bei uns im Team zu lassen. Oft ist das eine kleine persönliche Arbeit, zum Beispiel ein Homepage-Post zu unserer politischen Arbeit im Landtag. Die Arbeiten sind immer „100% Made by the Intern“; ein persönlicher Touch, der mich sehr freut und auch mir immer wieder neue Perspektiven gibt. Lest und hört heute:
„Kultur, Politik, Film, Feminismus – Praktikum bei Sanne Kurz im Bayerischen Landtag“ – ein internationaler, feministischer Podcast mit vielen tollen Frauen zum Weltfrauentag von Katharina Kölbl.

Bayern: 2022 niedrigster Frauenanteil im Landtag bundesweit

Wusstet ihr, dass die Frauenquote im Bayerischen Landtag seit der letzten Landtagswahl nur bei 26,8 % liegt, also nur ungefähr jede vierte abgeordnete Person eine Frau ist? Und dass Bayern damit das Bundesland mit dem niedrigsten Anteil weiblicher Abgeordneten in ganz Deutschland ist? Ich wusste das nicht und fand es bei der ersten Landtags-Plenarsitzung, die ich im Livestream mit angeschaut habe, ziemlich frustrierend zu sehen, wie ungleich die Geschlechterverteilung im Bayerischen Landtag noch immer ist. Das ist aber natürlich nur die Spitze des Eisbergs in unserem patriarchalen System, in dem Sexismus und Misogynie tief verwurzelt sind.

Deswegen habe ich mich unter anderem auch wegen der feministischen Politik der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN für ein Praktikum bei Sanne Kurz entschieden! Als Studentin der Sozialwissenschaften, Feministin und große Musik- und Kulturliebhaberin habe ich das Praktikum sehr genossen und viel Neues gelernt – sowohl für mein Leben, als auch über die Abläufe im Landtag, was für mein Studium interessant ist. Toll fand ich auch, dass ich an einer Tagung zum Thema Diversität und Teilhabe im Film teilnehmen durfte, dir mir nochmal vor Augen geführt hat, wie komplex das Thema ist und mir viel Stoff zum Nachdenken mitgegeben hat auch für die Zeit nach meinem Praktikum. Vielen Dank an Sanne Kurz und das ganze Team für die interessanten Einblicke und tollen Erfahrungen!

Weltfrauentag 2022

Anlässlich des Weltfrauentages 2022 habe ich bei einer Kultur-Veranstaltung von „Unser Theater“ in Schwabhausen mitgewirkt und dafür ein Interview mit Sanne Kurz und zwei weiteren Frauen geführt*, die sich alle auf unterschiedliche Art und Weise für mehr Gleichberechtigung und Feminismus einsetzen. Ich fand die Antworten wirklich spannend und war nach allen Gesprächen sehr motiviert, mich weiter zu engagieren. Die Videos wurden bei der Veranstaltung am 12. März gezeigt, aber hier sind nochmal alle Antworten. Vielleicht motivieren sie ja auch den einen oder die andere!

VorstellungFeminismusVorbilderEngagementHindernisseFrauentag


Wer bist du?


Was bedeutet Feminismus für dich?


Hast du weibliche Vorbilder?


Wie engagierst du dich und was motiviert dich zu deinem Engagement?


Welche Hindernisse und Schwierigkeiten hast du bei deinem Engagement, aber auch in deinem Leben erfahren, gerade weil du eine Frau bist?


Wieso ist ein Frauentag heute noch wichtig?


* Das Interview mit der dritten Person wurde nicht von mir, sondern einer anderen Person, die an der Veranstaltung mitgewirkt hat, geführt und übersetzt, und nur von mir dazugeschnitten.

Mentoring_FFP_Sanne Kurz

Mehr Frauen in die (Kultur-)Politik!

Wir Grüne sind eine feministische Partei. „Mehr Frauen in Machtpositionen!“ ist ein Ziel des bayerischen Landesverbands, der deshalb jedes Jahr ein Förderprogramm für Frauen (FFP), die ihr politisches Engagement ausbauen wollen, anbietet. Teil des FFP ist – neben Workshops und Vernetzungsangeboten – auch eine Mentoring-Programm. In bin beim FFP als Mentorin am Start. Hier ein Bericht von meiner Mentee Florina Vilgertshofer:

Politisches Engagement ist für mich seit meinem Parteieintritt bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN selbstverständlich. Als Vorsitzende des Unterausschusses Kultur im Bezirksausschuss der Maxvorstadt in München setze ich mich für die künstlerische und kreative Vielfalt meines Viertels ein. Da ich selbst in der Kulturbranche tätig bin, ist es mir ein großes Anliegen, die Interessen von Künstler*innen und Kreativen auch auf politischer Ebene zu vertreten. Dass mir beim Frauenförderprogramm der Grünen Bayern (FFP) ausgerechnet Sanne Kurz, die Kulturpolitische Sprecherin der Grünen im Bayerischen Landtag, als Mentorin zugeteilt wurde, finde ich deshalb natürlich ausgezeichnet! 

Mein erstes Treffen mit Sanne im Sommer. Es ist Juli, Restaurants sind wieder geöffnet und auch ein paar Open-Air-Konzerte finden statt. Unser Treffen aber dennoch: online. Ich kenne Sanne bereits durch meine Arbeit für das Münchner DOK.fest, doch im Rahmen des Mentoringprogramms entspinnt sich ein persönlicheres Gespräch. Mich interessiert natürlich brennend, wie die ehemalige Kamerafrau zur Grünen Politik und dann in den Landtag gekommen ist. All das und noch viel mehr erfahre ich in dem eineinhalbstündigen Videocall. Mir sitzt eine unglaublich engagierte Frau gegenüber. Eine Frau, die versteht wie die Kulturszene tickt, die sie vertritt. Außerdem versteht sie, wie die Politik tickt und noch viel wichtiger: wie sie vom einen ins andere vermitteln kann.

Sechs Monate exklusive Einblicke hinter die Kulissen

Die kommenden sechs Monate gewährt mir Sanne Einblick in die Arbeit einer Landtagsabgeordneten. Ich habe die Möglichkeit, bei Sitzungen der Fraktion dabei zu sein, bin in die Kommunikation des Teams eingebunden und bekomme eine Führung durch den Landtag. Am spannendsten ist es für mich allerdings, die Diskussion um kulturpolitische Themen auf Landesebene mitzuerleben: den Fair Green Cultural Deal, der die Weichen für eine nachhaltige Entwicklung der Kulturbranche stellt, die Debatte um die Novellierung des Feiertagsgesetz und die damit einhergehende Diskussion zum Tanzverbot an stillen Tagen. Im Herbst stehen unvermeidlich die strenger werdenden Coronamaßnahmen im Fokus – die Absage der Weihnachtsmärkte, die Ungleichbehandlung von Kulturbetrieben versus Handel und Gastronomie und natürlich die Corona-Hilfszahlungen. 

Dieser Einblick bestärkt mich in meiner politischen Arbeit und vor allem in meiner Themensetzung: Denn Kulturpolitik ist nicht nur für Kulturschaffende, Künstler*innen und Kreative relevant. Wir alle profitierten als gesamte Gesellschaft von einer vielfältigen und lebendigen Kulturszene, die es nur geben kann, wenn die notwendigen politischen Rahmenbedingungen gesetzt werden. Dafür braucht die Szene starke und versierte Stimmen in unseren Parlamenten – so wie Sanne Kurz im Bayerischen Landtag. 

Mitmachen beim Frauenförderprogramm Grüne Bayern hat sich für mich gelohnt

Auch wenn das FFP natürlich viel zur kurz war, habe ich aus diesen sechs Monaten sehr viel mitgenommen – auch dank meiner unglaublich engagierten und offenen Mentorin Sanne Kurz. Jeder Grünen Frau, die sich weiterbilden, vernetzen und politisch aktiv(er) werden will, aber nicht ganz genau weiß, wie oder auf welcher Ebene, kann ich deshalb nur empfehlen: bewirb dich für das Frauenförderprogramm – es lohnt sich! 

Pro Quote FIlm Logo Interview mit Sanne Kurz

Interview mit ProQuote Film: Gamechanger – Sanne Kurz

12.11.2021

ProQuote Film setzt sich für mehr Diversität in der Film- und Medienbranche ein und kämpft für die gleiche Verteilung von Mitteln und den Einsatz von mehr Frauen* vor und hinter der Kamera. ProQuote Film hat mich für die Interviewreihe „Gamechanger“ eingeladen, wo ich über das Frausein in der Filmbranche erzählte und warum eine Frauenquote wichtig ist.

Nur 30 Prozent der Sitze im Rundfunkrat des BR, in dem ich Mitglied bin, sind von Frauen besetzt. Hier wird mal wieder deutlich, wie wichtig die Stärkung der Repräsentation von Frauen* in der Medienwelt ist – nicht zuletzt weil genau hier Vorbilder für junge Frauen entstehen.

ProQuote Film ist die Stimme der Filmschaffenden in Deutschland, die sich für Geschlechtergerechtigkeit engagieren wollen. Die NGO organisiert für diesen Zweck beispielsweise den „Quotenkongress Womxn for Womxn“, bei dem ich zu Gast auf dem Panel „Pro Quote. Systemfehler Männerquote“ sein durfte. Besonders gefreut hat mich die Interviewanfrage von ProQuote Film. Ich bin schon sehr lange Mitglied, war als Filmemacherin dabei und kämpfe jetzt in Rundfunkrat und Bayerischem Landtag weiter für Gleichstellung in Film und Medien. Einen Einblick in diesen Weg von mir als Frau, als Mutter, als Filmemacherin und Politikerin teilen zu dürfen, war mir eine große Ehre. Die Gamechanger Interviews sind alle super lesenswert, wie ich finde – reinklicken lohnt.

Hier findet ihr den Link zu meinem Interview aus der Serie Gamechanger:

Studie Zukunft Nachwuchs_Produzentenverband_Filmset_Sanne Kurz_Gruene_Landtag_Bayern

Nachwuchs Motor des Filmschaffens

„Zukunft Nachwuchs“: der Produzentenverband bietet mit dieser Studie eine Übersicht zur Perspektive von Hochschulabsolvent*innen und Quereinsteiger*innen in der deutschen Filmbranche. Die wichtige Handreichung für Förderungen, Sender und Politik leuchtet einen wenig erforschten Bereich der Branche aus: rund ein Fünftel der Kinoumsätze gingen 2019 auf Nachwuchsproduktionen zurück, obwohl hier deutlich weniger als ein Fünftel der Mittel ausgegeben werden. Mangelnde Chancengleichheit, finanzielle Unsicherheit und die Folgen der Pandemie bleiben große Herausforderungen. – Ein Bericht zur Vorstellung der Studie beim Münchner Filmfest 2021.

Dem deutschen Filmnachwuchs sollen durch Förderung und Kooperation möglichst viele Chancen zur Innovation geboten werden. Wie es um die ökonomischen und kreativen Perspektiven von Nachwuchsfilmschaffenden steht, untersucht der Produzentenverband in seiner Studie „Zukunft Nachwuchs“, gefördert von FFA und VGF, durchgeführt von Goldmedia.

Förderung aus verschiedenen Quellen

Bedenkt man, dass 2019 rund 20% der Kinoumsätze auf Nachwuchsproduktionen zurückging, wird die große Bedeutung und das Entwicklungspotenzial des deutschen Filmnachwuchses deutlich. Etwa 8% des Fördervolumens in der Filmbranche entfielen 2019 auf Nachwuchsproduktionen. Neben Regional- und Bundesförderungen sowie Filmverleihern sind auch die öffentlich-rechtlichen und privaten TV-Sender wichtige Partner für die Filmschaffenden. Trotz dieser wichtigen Unterstützung sieht sich der Nachwuchs im Berufsalltag häufig großen Herausforderungen gegenüber.

Chancengleichheit, Finanzierung und Sichtbarkeit als Herausforderungen für die Zukunft

Die meisten Befragten sind freiberuflich oder selbstständig tätig. In vielen Filmhochschulen ist der Anteil der weiblichen Absolvent*innen in den letzten Jahren stark angestiegen. Die Kunsthochschulen bilden beim Blick auf die, die Diplom machen, sogar leicht mehr Frauen aus als Männer. Doch das Ende des Studiums ist für viele ernüchternd. Unter anderem in Bereichen wie Produktion können Frauen deutlich seltener als ihre männlichen Kollegen mit dieser hauptberuflichen Tätigkeit ihren Lebensunterhalt verdienen, so zeigt die Studie. Öffentliche Mittel wie die aus den Filmfördertöpfen sollten aber allen Geschlechtern gleich zur Verfügung stehen.

Neben der fehlenden Chancengleichheit beklagen die Befragten besonders häufig die mangelnde Risikobereitschaft der Branche hinsichtlich Nachwuchsprojekten sowie die langen Finanzierungszeiträume. Die Wünsche der befragten Filmschaffenden sind ein schnelleres und transparenteres Fördersystem sowie mehr kreativer Freiraum. Zudem werden Nachwuchsfilme in aller Regel von den TV-Sendern nicht zur Prime Time übertragen – auch in Sachen Sichtbarkeit des Filmnachwuchses ist also viel Luft nach oben.

Notwendigkeit von Reformen: schnelleres, transparenteres Fördersystem, mehr kreativer Freiraum

Die Corona-Pandemie hat die Filmbranche hart getroffen. Die Folge für 52% der Nachwuchsfilmschaffenden: Drehverschiebungen – für knapp 16% sogar: komplette Drehabsagen. Die finanzielle Förderung freiberuflicher Filmschaffender als wichtigste Gegenmaßnahme, z.B. mit dem von uns Grünen geforderten fiktiven Unternehmerlohn wäre nicht nur nice to have, sondern in vielen Fällen überlebensnotwendig.

Die langfristigen Auswirkungen der Pandemie auf die Budgets der Förderinstitutionen sind derzeit kaum absehbar. Während andere europäische Länder vorangehen, hinkt Deutschland bei den Konzepten zur Stärkung der Filmwirtschaft noch hinterher. Hier ist ein inklusiver Branchendialog von Nöten, um die Nachwuchsförderung auf nachhaltige Weise zu reformieren und die kreativen Potenziale unseres Nachwuchses auszuschöpfen.

Bild Vielfalt im Film_Studie_Diskriminierung_Film

Vielfalt im Film!

Wahnsinnig viele Menschen, die Diskriminierung erfahren haben, in einem Bereich, in dem man so eng zusammenarbeitet wie beim Film – das bringt mich ernsthaft zum Nachdenken. Man bekommt ja auch Jobs oft wegen persönlicher Kontakte. Welche Perspektive haben da die, die Diskriminierung erfahren haben oder immer noch erfahren? Wie geht es ihnen und wie können sie arbeiten? Ein Einblick dank einer aktuellen Studie.

Diskriminierung – eine Definition

„Diskriminierung ist eine grobe Verletzung der Menschenrechte. Diskriminierte Menschen werden aufgrund individueller oder gruppenspezifischer Merkmale systematisch an der Ausübung ihrer Menschenrechte gehindert.“, sagt Anmesty International zu Diskriminierung. „Im alltäglichen Sprachgebrauch wird unter Diskriminierung ein benachteiligendes Handeln und ein abwertendes Sprechen verstanden, dessen Grundlage die Annahme vermeintlicher Andersartigkeit ist. […] Diskriminierung umfasst mehr als [nur die] Formen des direkten und absichtsvollen Sprechens und Handelns von Einzelnen oder Gruppen.“, sagt die Bundeszentrale für politische Bildung. „Diskriminierung bezeichnet eine Benachteiligung oder Herabwürdigung von Gruppen oder einzelnen Personen nach Maßgabe bestimmter Wertvorstellungen oder aufgrund unreflektierter, z. T. auch unbewusster Einstellungen, Vorurteile oder emotionaler Assoziationen.“, so fasst es Wikipedia nochmal schön zusammen. Klingt sehr anders als ein „Stell Dich nicht so an!“ oder ein „War doch nicht so gemeint…“?! – Genau! Und darum muss man es ernst nehmen und was tun!

Vielfalt rocks!

Wo Vielfalt und Diversität gelebt werden, finden gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, Diskriminierung und Intersektionalität, die mehrfache Diskriminierung z.B. von Frauen mit Migrationshintergrund, keinen Raum.

Menschen oder Menschengruppen können diskriminiert u.a. wegen: Hautfarbe und Aussehen, Ethnie, Geschlecht (einschließlich Schwangerschaft, sexueller Orientierung, Elternschaft, Geschlechts-Identität u.v.a.m.), sozialer oder geographischer Herkunft, Religion, Alter, Krankheit, genetischer Disposition und körperlicher wie geistiger Beeinträchtigung, Sprache, Familiensituation und vielem anderem mehr.

Die BRD hat wie viele andere Staaten eine Antidiskriminierungsstelle, die Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Ich selbst wandte mich 2011 hilfesuchend ans Team: dass man auf Xing keine Kameraleute findet, wenn man „Kameramann“ in die Suchmaske eingab, fand ich ganz schön daneben. Es schränkte mich, so dachte ich, in meiner freien Berufsausübung ein, wenn so ein großes Karriereportal wie Xing keine geschlechtsneutrale Suche umsetzt – was Crew- United z.B. tut: Männer, Frauen und diverse Personen gleichberechtigt randomisiert im Ergebnis anzeigen. Damals wurde die Verantwortung auf die Suchenden abgeschoben, blockte Xing ab (inzwischen geht es! ?) und verwies die Antidiskriminierungsstelle darauf, dass man nur um Gleichstellung „bitten“ könne. Mir wurde auch schon mal gesagt, dass mein Reel super sei, man aber „mit Frauen“ leider schlechte Erfahrungen gemacht habe. Holla! – Das ist doch soooo 80ies, oder? Oder nicht? Die Studie Vielfalt im Film schaut im 21. Jahrhundert mal nach:

Die Online-Umfrage

Crew-United erzählte uns von dieser Studie, die in Planung war. Eine Umfrage zu Diversität und Gleichberechtigung in der Filmindustrie. Einer Branche, die zu weiten Teilen mit öffentlichen Mitteln finanziert ist, in der aber auch private Mittel oft aus Töpfen kommen, wo man nach „Diversity Policies“, „Sustainability Standards“, „Abuse and Harassment Protection“ und „Safe Workplace“ fragt, zumindest nach #MeToo. Eine Branche, in der man viele lange Tage, Wochen und Monate gemeinsam verbringt, gemeinsam reist, auf gute Gruppendynamik angewiesen ist. Gemischte Gruppen sind die Superheroes, liest man ja immer. Diversität und Gleichberechtigung, genau unsere Grünen Themen! Dachte ich und auch die Grüne Fraktion war sofort mit an Bord. Wir finanzierten die Studie mit, um mit den Ergebnissen politisch arbeiten zu können. Und dann? Dann zeigten die Ergebnisse sehr ernste Missstände auf, die sich durch die ganze Filmbranche ziehen, vor und hinter der Kamera. Puh! Was tun? hier erst mal die Eckdaten zum Studien-Team und der Methode:

Die Umfrage „Vielfalt im Film“ hat Daten zur Diskriminierung vor und hinter der Kamera erhoben. Durch die Studie liegen nun erstmals Antidiskriminierungs- und Gleichstellungdaten (ADGD) in der deutschsprachigen Filmindustrie vor. Erarbeitet wurde die Studie von Vielfalt im Film, zusammen mit Citizens For Europe (CFE) und Crew United, die Durchführung erfolgte gemeinsam von CFE mit Crew United. Crew United fungiert als Datenbank und Jobbörse, die von vielen Filmschaffenden genutzt wird. Die Diskriminierungsstelle im Bund und die Landtags-Grünen, haben die Studie mit vielen anderen Sponsoren finanziell unterstützt. Über 6000 Filmschaffende in 440 Berufen rund um die Filmbranche haben von Juni bis Oktober 2020 an der Umfrage teilgenommen. Jetzt liegen die Ergebnisse vor, anhand derer wir wichtige Fragen beantworten können.

  • Wie steht es um die Themen Vielfalt und Diskriminierung?
  • Welche Personengruppen sind überrepräsentiert?
  • Welche Personengruppen sind unterrepräsentiert?
  • Wie häufig tritt Diskriminierung auf?
  • Welche Formen der Diskriminierung treten auf?

Erst mal war mir eine politische Einordnung wichtig. Hier geht’s zu meiner Pressemitteilung zum Thema „Vielfalt im Film“. Dann geht es na klar an die parlamentarische Arbeit. Erstmals eingebracht haben wir Erkenntnisse der Studie bei meiner Rede in der Plenarsitzung vom 20.05.21 zur Debattenkultur – denn vielfältige Debattenkultur hilft enorm, jeder Diskriminierung die Rote Karte zu zeigen!

Studie Vielfalt im Film: die Ergebnisse

Die Ergebnisse der Studie sind erschreckend, aber leider wenig überraschend. Über 80% der Cis-Frauen haben in den letzten zwei Jahren im Arbeitsumfeld sexuelle Belästigung erfahren. Achtzig Prozent! Hallo?! Liebe Männer: Habt Ihr Töchter, Freundinnen, Schwestern? Wollt Ihr einfach hinnehmen, dass es denen so geht?!

Aber weiter: vier von zehn Filmschaffenden aus der LSBTIAQ+ Szene gehen mit ihrer sexuellen Orientierung (40%) und/oder ihrer Geschlechtsidentität (34%) nicht offen um. Vor allem weil sie negative Konsequenzen fürchten. People of Color haben seltener eine Festanstellung und verdienen weniger. Dasselbe gilt für weiße und besonders für farbige Frauen, die rassistisch benachteiligt werden. Intersektionalität, Diskriminierung wegen mehrerer Faktoren, ist neben der Gleichstellung also ein ebenso großes Thema wie Diversität!

Menschen mit Behinderung und/oder Beeinträchtigung sind unterrepräsentiert. Zudem werden Personengruppen wie arabische Menschen, muslimische Menschen, Sinti*zze und Rom*nja  und weitere Gruppen, meist nur klischeehaft dargestellt bzw. vor der Kamera eingesetzt, so geben 75% der Befragten an. Das bedeutet im Klartext: Du bist Schauspielerin und wirst z.B. asiatisch gelesen?! Dann wirst Du als Putzfrau oder Prostituierte besetzt, eher nicht als Chemie-Professorin – löbliche Ausnahmen bestätigen uralte Muster und Vorbilder wie Dr. Mai Thi Nguyen-Kim (#spreadsomesciencelove „maiLab„) zeigen, dass man na klar asiatische Wissenschaftlerinnen der Chemie sehr erfolgreich platzieren kann!

Krasses, wirklich beunruhigendes Ergebnis: Diskriminierungserfahrungen werden in zwei von drei Fällen nicht gemeldet, Grund dafür sind fehlende Konsequenzen oder eine Zunahme von Angriffen nach einer Meldung.

Die Veranstalter*innen wiesen darauf hin, dass die Studie nicht repräsentativ für die gesamte Filmbranche sei, weil nur Personen aus der Gruppe der rund 250.000 Nutzer*innen von Crew United an der Umfrage teilnahmen.

Zur Vorstellung der ausgewählten Ergebnisse der Umfrage unter Filmschaffenden zu Vielfalt und Diskriminierung vor und hinter der Kamera geht’s hier:

Das Video

Trailer auf YouTube zu den Ergebnissen der Studie, mit Dolmetscher
für deutsche Gebärdensprache und englischen Untertiteln

Und jetzt? – So geht’s weiter!

Die Aufmerksamkeit für die Themen Gleichstellung und Diskriminierung hat in den letzten Jahren stark zugenommen, vor allem wegen des Prozesses gegen Harvey Weinstein und des darauf folgenden Aufschrei in den Medien. Unter dem #MeToo haben zahlreiche Betroffene ihre Geschichten erzählt. Die Anlaufstelle Themis wurde gegründet. Mit #ActOut haben sich etliche Schauspieler*innen zu Wort gemeldet. Bei uns in der Fraktion ging es mit dem Querpolitischen Vernetzungstreffen in Kooperation mit der QMS queer Media Society voran. Mit der Studie können jetzt Gleichstellungs- und Antidiskriminierungsmaßnahmen erarbeitet werden, die weit über „mehr Sichtbarkeit für Diversität“ hinaus gehen sollten.

Wir als Grüne Fraktion im Bayrischen Landtag wollen die Ergebnisse der Studie auch nutzen, um die bayerische Filmförderung der Vielfalt unseres Lebens anzupassen und eben dieser Vielfalt auch im bayerischen Filmgeschäft mehr Raum zu geben.

„Lasst uns Filme zeigen, was die Welt uns zeigt: Fülle, Vielfalt, Farbenreichtum.“

Liv Lisa Fries, Vielfalt im Film | Vielfalt und Diskriminierung vor und hinter der Kamera
Filmförderung Familienfreundlichkeit Sanne Kurz Grüne Bayerischer Landtag

Filmförderung: Erziehungszeiten anerkennen!

Elternschaft ist meist etwas Beglückendes. Für viele Frauen bedeutet sie allerdings in beruflicher Hinsicht einen gewaltigen Schritt zurück oder gar das Aus. Das gilt nicht zuletzt auch für die Filmbranche, in der das Geschlechterverhältnis an den Filmhochschulen noch ungefähr ausgewogen ist. Nach Ende des Studiums geht es mit der Frauen-Repräsentanz in der Branche allerdings nach wie vor bergab – auch weil Erziehungszeiten nicht adäquat anerkannt werden. Höchste Zeit, das zu ändern.

71% aller Mütter in Bayern arbeiten in Teilzeit. Deutlich mehr als im Bundesdurchschnitt. Dass man in Teilzeit nur schwer Filme machen kann, sollte allen klar sein. Besonders schwer ist die Doppelrolle Eltern sein und Filme machen zum Berufseinstieg: beim Debütfilm. Dass dann die Zeit tickt und eine starre Deadline nach dem Studium Elternschaft null-komma-null berücksichtigt, hilft nicht. Corona hat das alles nur noch schlimmer gemacht. Die CSU-FW-Regierung, selbsternannte „Familien-Koalition“, hat hier auf ganzer Linie versagt.

Als Filmemacherin und Mama von zwei Mädels und zwei Jungs habe ich ihn selbst erlebt: den Spagat zwischen Kamera und Kita. Denn durch die Strukturen in den Fördergremien werden in Bayern schon lange Eltern – und insbesondere Frauen, die sich die Erziehungszeit oder Care-Arbeit meist alleine aus den Rippen schneiden, bestraft. Teilzeit arbeitende Papas in Bayern übrigens: magere 4% – sorry an die Papas, die sich sehr wohl reinhängen! Ihr seid mit gemeint und habt unsere volle Solidarität!

Deadline im Nacken – für junge Filmschaffende in der Familiengründungsphase eine enorme Belastung

Bei der Nachwuchsförderung tickt die Uhr – wer spätestens fünf Jahre nach seinem Abschluss noch keinen Förderantrag für den Erstlingsfilm gestellt hat, hat Pech gehabt. Fünf Jahre Vorbereitungszeit mag erst mal einigermaßen üppig klingen. Doch wer jemals in Filmbusiness reinschnuppern durfte weiß: die Zeit rast:

Eine gefühlte Ewigkeit liegen die Bücher in Redaktionen, nochmal tausend Jahre lang trägt man sie von Produktion zu Produktion, von Festival zu Festival, Pitch zu Pitch, um das Orga-Team auf die Beine zu stellen und Mitstreiter*innen zu finden, dann geht es erst los mit der Finanzierung, die (Landes-Film-Förderung um Landes-Film-Förderung) oft in winzigen Baby-Steps geschlossen wird. Während all der Zeit muss man na klar auch von irgendetwas leben: also arbeiten gehen, Geld für Brötchen und Miete verdienen, und irgendwann auch noch mal schlafen.

Das Geld-Zeit-Paradoxon

Wer dabei den Start ins Berufsleben, Day-Job und das Kümmern um Kinder unter einen Hut bringen muss, der weiß, dass Zeit eigentlich immer schneller weg ist als man bis drei zählen kann. Auch beim Quereinstieg, der eine Förderung über die Kategorie „andere Nachwuchsfilme“ ohne Filmhochschulstudium erlaubt, ist die Soll-Altersgrenze von 40 Jahre in der Familiengründungsphase schneller überschritten als man denkt.

Für jene, die das Problem „Geld-Zeit“ – ich nenne es gerne das Kultur- und Medienberuf-Paradoxon – nicht kennen, habe ich mal ein kleines Schaubild vorbereitet. So verstehen es hoffentlich alle:

Zeit-Geld-Problem Filmförderung Film Politik Sanne Kurz Grüne Bayern Landtag

Pandemiebedingte Zusatzbelastung

So, dann haben wir also eine Stall voll Kinder. Zu wenig Geld, keine Zeit – weil ein bisschen erfolgreich sind wir ja schon, sonst hätten wir auch längst aufgegeben – und dann schlägt uns die Nachwuchsförderung die Tür vor der Nase zu, genau dann, wenn durchstarten gut gewesen wäre und in Zeiten lebenslangen Lernens eigentlich immer eh viel zu früh. – Keine Nachwuchsförderung heißt: Mit Bully Herbig und Captain America um Gelder streiten. Yeah! Spaß.

Und dann kommt da noch Corona: jetzt in Pandemiezeiten, wo Homeoffice, Homeschooling, geschlossene Kitas, Drehstopps, ausgefallene Nebenjobs und permanente Drehplanverschiebungen das Jonglieren des Alltags zusätzlich massiv erschweren, da soll es keine Erleichterungen bei der familienfreundlichen Filmförderung geben?

Realitätsverweigerung der Regierung wird auf dem Rücken junger Familien ausgetragen

Da werden Eltern und ins besondere Frauen von der CSU-FW-Koalition der Unerbittlichkeit zurück in den Regen geschickt und im Nachwuchsbereich Film um Jahre zurückgeworfen? Oder vielleicht sogar für immer in die Wüste geschickt?

Die Anrechnung von Erziehungszeiten – die man ja nicht mit Müßiggang und süßem Nichtstun verbringt, ganz im Gegenteil – müssen auf die Antragsfristen automatisch angerechnet werden. nicht nur, aber besonders in Corona-Zeiten! Anerkennung von Erziehungszeiten ist übrigens kein Hexenwerk: das bayerische Ministerium für Wissenschaft und Kunst macht es seit neuestem (auch hier hatten wir familienfreundliche Förderung zunächst erfolglos gefordert) selbstverständlich, auch beim Wissenschaftszeitvertrags-Gesetz sind Erziehungszeiten längst Grund für eine Veränderung von Fristen. Elternschaft darf kein Nachteil sein!

Elternschaft darf kein Nachteil sein!

Einen entsprechenden Antrag haben wir Grüne heute in den Wirtschaftsausschuss eingebracht – doch die CSU-FW-Regierung sieht keinen Handlungsbedarf. Statt fabuliert die Berichterstatterin der CSU-Fraktion gönnerhaft von großzügigen geltenden Fristen und verkennt dabei die bittere Realität für viele.

Und so wundert es nicht, wenn nur die Hälfte der an Filmhochschulen ausgebildeten Frauen auch in ihrem Beruf arbeiten. Wie man so Steuermittel verschwenden kann, ist mir ein Rätsel. Familienfreundliche Nachwuchsförderung würde übrigens keinen Cent extra kosten. Sie wäre nur gerechter.

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Antrag: Familienfreundliche Filmförderung in der Pandemie und danach: Elternzeiten bei den Fristen für Nachwuchsförderung anerkennen!

Der Landtag wolle beschließen:

Vor dem Hintergrund, dass der Freistaat Bayern Mehrheitsgesellschafter der FilmFernsehFonds Bayern GmbH (FFF Bayern) ist, wird die Staatsregierung aufgefordert, für mehr Familienfreundlichkeit während und nach der Coronapandemie eine Änderung der Richtlinien für die Bayerische Film- und Fernsehförderung (Vergaberichtlinien) dahingehend zu veranlassen, dass

  1. im Bereich „Nachwuchsfilm“ Punkt 3.5.2 „Erstlingsfilme von Absolventen der Hoch- schule für Fernsehen und Film (HFF) und der Macromedia können mit einem Gesamtbetrag von bis zu 850.000 Euro pro Jahr gefördert werden. Die Förderung kann entweder als Zuschuss oder als erfolgsbedingt rückzahlbares Darlehen erfolgen. Der Antrag zur Förderung eines Erstlingsfilms kann nur innerhalb von fünf Jahren nach Studienabschluss gestellt werden. Erstlingsfilme müssen nicht programmfüllend sein. Dem Antrag ist das Abschlusszeugnis der Hochschule beizufügen.“ ergänzt wird um den Satz „Bei Nachweis von Erziehungszeiten verlängert sich die Frist zwischen Studienabschluss und letztmöglicher Antragstellung automatisch um die Erziehungszeiten.“
  2. im Bereich „andere Nachwuchsfilme“ der Satz „sollten das 40. Lebensjahr noch nicht vollendet haben“ ergänzt wird um den Satz „Bei Nachweis von Erziehungszeiten wird die Soll-Altersgrenze um die Erziehungszeit erweitert.“
  3. für die Jahre 2021 und 2022 pandemiebedingt sämtliche Fristen im Nachwuchsbereich bei Nachweis der Elternschaft von Kindern im schulpflichtigen Alter oder jünger ausgesetzt werden.

Begründung:

Die Coronapandemie mit Homeschooling und geschlossener Kinderbetreuung hat Eltern und insbesondere Frauen in Ausbildung, Berufsstart und Berufsleben um Jahre zurückgeworfen. Studien zeigen: Meist sind es Frauen, die pandemiebedingt Care-Arbeit übernehmen und ihr eigenes Leben zurückstellen. Die Arbeit an Projekten verzögert sich so insbesondere für Frauen zum Teil um Monate, wenn nicht Jahre.

Frauen sind an Hochschulen gleich stark vertreten wie Männer. Ihrem Studienabschluss folgt jedoch oft eine Phase der Familiengründung. Schon Erziehungszeiten für zwei Kinder katapultieren Betroffene harsch in die Realität der Filmförderlandschaft. Für die wichtige Nachwuchsförderung, die Eintrittskarte in die Welt des professionellen Arbeitens, ist dann oft der Studienabschluss zu lange her. Die ersten Schritte ins Berufsleben bleiben so aus.

Frauen sind hier besonders betroffen: Zum einen sind Frauen nach wie vor unterrepräsentiert sowohl von der Anzahl der Einreichungen, als auch von der Anzahl der Bewilligungen und der durchschnittlichen Höhe der bewilligten Budgets her. Zum anderen sind sie in der Branche unterrepräsentiert. Nicht nur die FFF-geförderte Studie der Malisa Stiftung „Audiovisuelle Diversität? Geschlechterdarstellungen in Film und Fernsehen in Deutschland“ (2017), sondern auch zahlreiche andere wissenschaftliche Untersuchungen wie die FFA-Studie (FFA=Filmförderungsanstalt) „Gender und Film – Rahmenbedingungen und Ursachen der Geschlechterverteilung von Filmschaffenden in Schlüsselpositionen in Deutschland“ (2017), „Frauen in Kultur und Medien. Ein Überblick über aktuelle Tendenzen, Entwicklungen und Lösungsvorschläge“ (Deutscher Kulturrat im Auftrag der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, zugleich Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin Monika Grütters, 2016) oder „Produzentinnen in Deutschland: Relevanz und Strukturdaten“ (2020) sprechen alle eine klare Sprache. Die Zahlen werden sich nicht ändern, wenn wir die Strukturen nicht ändern. Frauen bekommen Kinder. Frauen stillen Kinder. Frauen tragen noch immer einen Großteil der Care-Arbeit. Diese Familienarbeit ist eine Leistung für unsere gesamte Gesellschaft. Sie darf nicht nur zu unüberwindbaren Hürden führen, wie beim längst überholten Fest- halten an überkommenen Fristritualen, nein: Diese Leistung muss auch gewürdigt und gefördert werden, indem man bewusst Hürden abbaut und den Eltern ihre Erziehungsleistungen anerkennt. Mit einer Anpassung der Nachwuchsförderung packen wir das Problem an der Wurzel und mildern pandemiebedingte Härten für Eltern und Familien auch für die Zukunft. In Wissenschaft und Forschung ist die familienfreundliche Anerkennung von Erziehungszeiten längst Usus.

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Antrag: Familienfreundliche Filmförderung in der Pandemie und danach: Elternzeiten bei den Fristen der Nachwuchsförderung anerkennen!

Der Landtag wolle beschließen:

Der Freistaat Bayern als Mehrheitsgesellschafter des FilmFernsehFonds Bayern GmbH veranlasst für mehr Familienfreundlichkeit während und nach der Corona-Pandemie eine Änderung der Richtlinien für die Bayerische Film- und Fernsehförderung (Vergaberichtlinien) dahingehend, dass

  1. im Bereich „Nachwuchsfilm“ Punkt 3.5.2 „Erstlingsfilme von Absolventen der HFF und der Macromedia können mit einem Gesamtbetrag von bis zu 850.000 Euro pro Jahr gefördert werden. Die Förderung kann entweder als Zuschuss oder als erfolgsbedingt rückzahlbares Darlehen erfolgen. Der Antrag zur Förderung eines Erstlingsfilms kann nur innerhalb von fünf Jahren nach Studienabschluss gestellt werden. Erstlingsfilme müssen nicht programmfüllend sein. Dem Antrag ist das Abschlusszeugnis der Hochschule beizufügen.“ ergänzt wird um den Satz „Bei Nachweis von Erziehungszeiten verlängert sich die Frist zwischen Studienabschluss und letztmöglicher Antragstellung automatisch um die Erziehungszeiten.“
  2. im Bereich „andere Nachwuchsfilme“ der Satz „sollten das 40. Lebensjahr noch nicht vollendet haben“ ergänzt wird um den Satz „Bei Nachweis von Erziehungszeiten wird die Soll-Altersgrenze um die Erziehungszeit erweitert.“
  3. für die Jahre 2021 und 2022 werden pandemiebedingt sämtliche Fristen im Nachwuchsbereich bei Nachweis der Elternschaft von Kindern im schulpflichtigen Alter oder jünger ausgesetzt.

Begründung:

Die Corona-Pandemie mit Home-Schooling und geschlossener Kinderbetreuung hat Eltern und insbesondere Frauen in Ausbildung, Berufsstart und Berufsleben um Jahre zurückgeworfen. Studien zeigen: meist sind es Frauen, die pandemie-bedingt Care-Arbeit übernehmen und ihr eigenes Leben zurückstellen. Die Arbeit an Projekten verzögert sich so insbesondere für Frauen zum Teil um Monate, wenn nicht Jahre.

Frauen sind an Hochschulen gleich stark vertreten wie Männer. Ihrem Studienabschluss folgt jedoch oft eine Phase der Familiengründung. Schon Erziehungszeiten für zwei Kinder katapultieren Betroffene harsch in die Realität der bayerischen Filmförderlandschaft: für die wichtige Nachwuchsförderung, die Eintrittskarte in die Welt des professionellen Arbeitens, ist dann oft der Studienabschluss zu lange her. Die ersten Schritte ins Berufsleben bleiben so aus.

Frauen sind hier besonders betroffen: zum einen sind Frauen nach wie vor unterrepräsentiert sowohl von der Anzahl der Einreichungen als auch von der Anzahl der Bewilligungen und der durchschnittlichen Höhe der bewilligten Budgets her. Zum anderen sind sie in der Branche unterrepräsentiert. Nicht nur die fff-geförderte Studie der Malisa Stiftung „Audiovisuelle Diversität? Geschlechterdarstellungen in Film und Fernsehen in Deutschland“ (2017), sondern auch zahlreiche andere wissenschaftliche Untersuchungen wie die FFA-Studie „Gender und Film

Rahmenbedingungen und Ursachen der Geschlechterverteilung von Filmschaffenden in Schlüsselpositionen in Deutschland“ (2017), „Frauen in Kultur und Medien. Ein Überblick über aktuelle Tendenzen, Entwicklungen und Lösungsvorschläge“ (Deutscher Kulturrat im Auftrag von Kulturstaatsministerin Monika Grütters, 2016) oder „Produzentinnen in Deutschland: Relevanz und Strukturdaten“ (2020) sprechen alle eine klare Sprache. Die Zahlen werden sich nicht ändern, wenn wir die Strukturen nicht ändern. Frauen bekommen Kinder. Frauen stillen Kinder. Frauen tragen noch immer einen Großteil der Care-Arbeit. Diese Familien-Arbeit ist eine Leistung für unsere gesamte Gesellschaft. Sie darf nicht nur zu unüberwindbaren Hürden führen, wie beim längst überholten Festhalten an überkommenen Frist-Ritualen, nein: diese Leistung muss auch gewürdigt und gefördert werden, indem man bewusst Hürden abbaut und Eltern ihre Erziehungsleistungen anerkennt. Mit einer Anpassung der Nachwuchsförderung packen wir das Problem an der Wurzel und mildern pandemiebedingte Härten für Eltern und Familien auch für die Zukunft.

Rundfunkrat Bayerischer Rundfunk Gleichstellung Geschlechter Bayerischer Landtag Sanne Kurz

Gesetzentwurf: Novelle Bayerisches Rundfunk- und Mediengesetz

2021 sollte der Rundfunkrat alle gesellschaftlichen Gruppen repräsentieren – und niemanden bevorzugen. Derzeit erinnert die Zusammensetzung des Rates eher an ein Gremium der 1950er: Männer und Mauscheln – geht! Möglich wurde das durch die Aufweichung des bayerischen Rundfunk- und Mediengesetzes und eine Gesetzeslücke bei der Unvereinbarkeits-Regelung. Wir Landtags-Grüne wollen mit unserem Gesetzentwurf die Gremien gerechter machen.

Achtung: wer Transparenz und Gerechtigkeit will, bekommt nicht immer alles in mundgerechten Häppchen geliefert. Beim Bayerischen Rundfunk- und Mediengesetz gilt wie bei einem spannenden Beziehungsstatus „it’s complicated“! Damit Du nicht verzweifeln musst, gibt es hier gleich mal zwei Links zu den Haupt-Themen, die wir Grüne im Landtag Bayern gerne verbessern möchten:

Geschlechtergerechtigkeit und Parität im Rundfunkrat

Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist im männerdominierten BR-Rundfunkrat, ebenso wie im Medienrat, weit von der Realität entfernt. Sämtliche Vorsitzenden und stellvertretenden Vorsitzenden der Ausschüsse und der Vollversammlung des Rundfunkrates sind männlich – von Geschlechtergerechtigkeit fehlt hier jede Spur! Eine einzige Frau – die Schriftführerin – macht den so mit 8 Männern besetzten Ältestenrat auch nicht zu einer Paritäts-Veranstaltung. Dabei wissen doch alle: gemischte Teams arbeiten einfach viel besser und haben bessere Ergebnisse! Im Medienrat ist die Situation nur marginal besser: 14 Vorsitzposten, davon 3 von Frauen besetzt.

Die fehlende Geschlechterparität in den Gremien des Rundfunk- und Medienrats ist auf eine bewusste Aufweichung der vom Bundesverfassungsgericht im sogenannten „ZDF-Urteil“ vorgeschriebenen Paritäts-Regelung im bayerischen Rundfunkgesetz und im Mediengesetz zurückzuführen. – Wer das Gesetz in Bayern damals wohl angepasst hat, damit Frauen endlich mehr Gehör finden…hm…let me think…wer hat hier nochmal die letzten Jahrzehnte regiert?!

Jahrzehntelanges CSU-Versagen

Wir Grünen haben jedenfalls keine Geduld mehr, weitere Jahrzehnte zu warten, bis Männer und Frauen endlich überall gleichgestellt sind! Und hey: das Bundesverfassungsgericht findet das auch! Darum fordern wir in unserem Gesetzesentwurf eine Änderung von Rundfunk- und Mediengesetz. Aktuell ist zwar eigentlich vorgesehen, dass bei neuen Mitgliedern im Rundfunkrat auf einen Mann kein Mann folgen darf. Es steht da aber „soll“ im Gesetzestext. Stellt Euch mal vor, wir hätten das bei Ampeln: „Du sollst bei Rot bitte halten. Also…wenn’s grad passt und nicht stört. Folge der Soll-Regelung: Ein DIN-A4 Blatt mit Floskeln genügt, und schwupp, schon sitzen neue Männer drin, im Rat.

Beliebte Ausreden, warum man leider einen Mann schickt:

  • „Wir haben leider nur Männer“ (Dabei setzt sogar die katholische Kirche, die im Rundfunkrat gut vertreten ist, dank öffentlichen Drucks immer mehr auf Gleichstellung.)
  • „Alle unsere Präsidenten sind männlich“ (Hey, schon mal was von paritätischer Führung gehört? Keiner sagt, dass es keine Präsidentinnen geben darf und keiner schreibt vor, dass man unbedingt den Präsidenten schicken müsste – eine andere Person dürft Ihr auch in den Rundfunkrat schicken!)
  • „Keine Frau wollte“ (Ja, Leute, da muss man Frauen von Anfang an empowern, fördern, coachen. Klar machen, dass es wichtig ist. Und ihnen Jobs abnehmen und Zeit schenken! Dass man neben Care-Arbeit und Vollzeit-Job vielleicht nicht noch ehrenamtlich in ein Gremium will, nur weil das Bundesverfassungsgericht Parität vorschreibt, ist klar. Es sagt aber niemand, dass man als entsendender Verband nicht z.B. Kinderbetreuungskosten erstatten dürfte, um so den Weg für mehr Frauen frei zu machen – auch ohne Rundfunkrat übrigens.)

Die „Wenn wir die Augen einfach zu machen, dann wird das schon irgendwie, irgendwann gerecht“- Haltung ist jedenfalls so gar keine Lösung.

Zukunft gestalten statt Mangel verwalten

Stattdessen muss Parität bei der Besetzung gelten – Punkt. Auch die Führungsebene braucht dringend eine dicke Prise Geschlechtergerechtigkeit! Frauen in Führung – eh klar! Dabei fordern wir Grüne noch nicht mal Mindest-Parität, sondern „nur“ 50/50: Posten der Vorsitzenden und stellvertretenden Vorsitzenden von Ausschüssen und Voll-Gremium in Rundfunk- und Medienrat gilt es in Zukunft gleichberechtigt unter Frauen und Männern aufzuteilen.

Gleiches Recht für alle im Rundfunkrat?

Was ebenso unverständlich bleibt: Wieso gelten im Bezug auf die Unvereinbarkeit – sehr schick Inkompatibilität genannt – für den Rundfunkrat unterschiedliche Regeln für sogenannte „staatsnahe“ und „staatsferne“ Personen? Wieso dürfen sich also eine „staatsnahe“ Personen, wie z.B. Abgeordnete, durch eine Gesetzeslücke schummeln und sich so Zugang verschaffen, wo für andere gilt „in Deinem Fall bitte draußen bleiben“?

Was ist die Inkompatibilitätsregel?

Eigentlich soll durch diese Unvereinbarkeits-Regel verhindert werden, dass wirtschaftliche oder private Interessen der Mitglieder die Entscheidungen im Rat beeinflussen. So dürfen etwa aktuelle Angestellte des Bayerischen Rundfunks nicht im Rundfunkrat sitzen, bei ehemaligen angestellten gilt eine Sperrfrist. Auch Menschen, die für Privatfunk arbeiten haben in einem Gremium, das über Wohl und Wehe unseres Öffentlich Rechtlichen entscheidet und auch sensible Interna und Strategien bespricht, laut Gesetz nichts verloren. – Wenn …

… ja, wenn sie nicht Landtagsabgeordnete sind!

Echt ärgerlich wurde dieses Schlupfloch, als bei der Neuentsendung der vom Bayerischen Landtag entsandten Mitglieder nach der Landtagswahl 2018 eine Person, die im Landtag sitzt, in den Rundfunkrat entsendet wurde, die:

alleinvertretungsberechtigter Gesellschafter einer privaten Mediengruppe ist. So der Handelsregister Auszug, den ich im Zuge der Debatten um diesen Fall extra besorgt hatte.

Interessenskonflikt ist eigentlich verboten. Trotzdem sitzt dieser Mensch noch als Mitglied des BR-Rundfunkrates in jeder Sitzung, hört mit, entscheidet mit, wählt mit. Obwohl hier eine Interessenkollision mehr als naheliegend sein sollte, greift die Unvereinbarkeitsregelung in diesem Fall nicht. Denn es handelt sich ja um eine „staatsnahe“ Person, die vom Landtag entsandt worden ist.

Wäre dasselbe Rundfunkratsmitglied vom Bauernverband oder der Kirche entsandt worden, dann wäre ihm die Mitgliedschaft aufgrund Inkompatibilität verwehrt worden. – Wem das zu kompliziert ist, der kann es im Gesetzestext nochmal nachlesen:

Art. 5a – Allgemeine Regelungen für Rundfunkrat und Verwaltungsrat

  • (1) 1Dem Rundfunkrat und dem Verwaltungsrat dürfen vorbehaltlich Art. 6 Abs. 3 Satz 1 Nr. 1, 2 und 5 (…) nicht angehören:
    • 1.Mitglieder des Europäischen Parlaments, des Deutschen Bundestags oder eines Landesparlaments,
    • 2.Mitglieder der Europäischen Kommission, der Bundesregierung oder der Regierung eines Landes,
    • 3.hauptamtliche kommunale Wahlbeamte und Vertreter der kommunalen Spitzenverbände auf Leitungsebene,
    • 4.Mitglieder im Vorstand einer politischen Partei auf Bundes- oder Landesebene,
    • 5.Angestellte oder ständige Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks,
    • 6.Personen, die den Organen eines anderen öffentlich-rechtlichen Rundfunkveranstalters oder einer Landesmedienanstalt angehören.

Art. 6 Kontrollrecht und Zusammensetzung des Rundfunkrats, Verordnungsermächtigung (gekürzt auf die in Art. 5a erwähnten Ausnahmen – Volltext siehe Link)

  • (…)
  • (3) 1Der Rundfunkrat setzt sich zusammen aus:
    • 1.zwölf Vertretern des Landtags, die dieser entsprechend dem Stärkeverhältnis der in ihm vertretenen Parteien und sonstigen organisierten Wählergruppen nach dem Verfahren Sainte-Laguë/Schepers bestimmt; jede Partei und sonstige organisierte Wählergruppe stellt mindestens einen Vertreter;
    • 2.einem Vertreter der Staatsregierung;
    • (…)
    • 5.je einem Vertreter des Bayerischen Städtetags, des Bayerischen Landkreistags und des Bayerischen Gemeindetags;
    • (…)

Sehr Ihr das Problem?! – Deshalb fordern wir in unserem Gesetzesentwurf, dass die Unvereinbarkeitsregelung auf alle potenziellen Mitglieder des Rundfunkrates ausgeweitet wird – egal, ob staatsfern oder nicht!

Wieso wir eine regelmäßige Überprüfung der Zusammensetzung brauchen

Aktuell sitzt im Rundfunkrat des BR genau eine Person für Migrationsverbände – 1 von 50. Das entspricht 2%. In Bayern leben aber über 25% Menschen mit Migrationshintergrund. LGTBIQ* Personen sind im Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks, anders als in den Rundfunkräten einige anderer Landesrundfunkanstalten, überhaupt nicht vertreten. Auch die Jugend ist mit einer Person eher schlecht als recht repräsentiert. Außerdem bin ich mit meinem 46 Jahren die zweitjüngste in dem sehr männlichen, sehr überalterten Gremium. Und nein, die Jugendvertretung ist nicht jünger als ich – seufz.

Damit die Anforderungen des Bundesverfassungsgerichturteils zum ZDF-Staatsvertrag – das darüber hinaus allgemeine Regeln zur Staatsferne in Gremien von Rundfunkanstalten aufstellt – erfüllt werden, muss die Zusammensetzung des Rundfunkrats regelmäßig überprüft werden. Dabei sollte im Vordergrund stehen: Werden alle gesellschaftlichen Gruppen gleichmäßig im Rundfunkrat repräsentiert? Wichtig ist, dass diese Überprüfung nicht wie bisher nach Gutdünken und persönlicher Einschätzung erfolgen sollte. Wir brauchen eine institutionalisierte und regelmäßige Überprüfung der Zusammensetzung des Rundfunkrates. Nur so kann garantiert werden, dass der Rundfunkrat immer einen Querschnitt der Bevölkerung abbildet.


Die Erste Lesung zu unserem Gesetzesentwurf – aus der Landtagssitzung vom 2. Dezember 2020 – hier zum Nachhören:

funk_Ard_ZDF_Die_da_oben_Genderstern_Bundestag

Tagesschau und Bundestag – zwei Exkurse zu geschlechtergerechter Sprache

Kennt Ihr den Witz? Sitzen drei Chemiker an einer Bar, einer davon ist schwanger. – Dieser Witz zeigt das Problem des generischen Maskulins auf. Also einer Sprache, die alle Geschlechter mit der maskulinen Bezeichnung miterfassen will. – Wie Bundestag und Tagesschau mit dem Problem umgehen, lest Ihr hier.

Ich habe im Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks laut protestiert, als dort von ganz oben aus der Etage der Führungskräfte (in der wilhelminischen Ära aka „Boy-Group“) mit dem Verbot des sogenannten Gendersterns ein einfacher Weg versperrt wurde, Sprache inklusiv für alle zu formulieren.

Vorbildfunktion ist uns egal – sagen die Chefs.

Nein, man wolle kein Vorbild sein, so der männliche Intendant und der männliche Direktor noch im Dezember. Frauen einfach unsichtbar lassen. Ist das eine Art? Ist das höflich?

Es würde ja schon helfen, wenn Frauen als Frauen erkennbar wären. – In dem Bild hier aus der Tagesschau-App sieht man schön das Problem:

Na, warst Du auch irritiert? Wer ist die Frau auf dem Foto, wenn „die Biologen“ etwas Tolles entdeckt haben? Die Sekretärin??

Ist die Person im Bild die Sekretärin? Und wo ist der andere Biologe?

Bei „die Biologen“ denkt man – etliche Studien zeigen das – an?! – Richtig: Männer! „Die Biologin und ihr Kollege“ würde obendrein Sprache bereichern. Findest Du nicht auch?

Nicht vorkommen und nicht sichtbar sein bedeutet, keine Vorbildfunktion zu haben. Wir können es uns aber als Gesellschaft nicht länger leisten, auf junge Talente zu verzichten, nur weil sie weiblich sind und ihnen bestimmte Perspektiven wegtrainiert werden, kaum dass sie lesen können.

Ich erwarte von einer Tagesschau, aus der das Bild stammt, hier endlich mehr Engagement!

Etwas mehr bemüht sich der Deutsche Bundestag. Er gibt insbesondere auch Menschen mit Geschlechtseintrag divers und jenen, die sich nonbinär verorten u.v.a. mehr, eine Stimme. Gar nicht schwer:

Mit „*“ oder „:“ versuchen wir im Deutschen Menschen, die weder weiblich noch männlich sind, auch in geschriebener Sprache ebenso wie Frauen und Männer zu berücksichtigen. Beim Sprechen macht man eine kleine Pause, die man glottalen Plosiv oder Glottisschlag nennt. Bundestag macht’s, Duden akzeptiert’s – wie steht’s mit Dir Bayerischer Landtag?

Wir Grüne werden weiter dafür kämpfen, dass alle Menschen unserer Gesellschaft sichtbar und hörbar sind.

Diskussion zum Tagesschau-Bild unter meinem Facebook-Post zum funk „Die da oben“ Bericht.
Debatte zum Bundestags-Gendern hier unter meinem Facebook-Post.

Bet Rourich Cinematography Cinematographer DP DoP

Eine Quote für die Kunst: Geschlechtergerechtigkeit für Frauen in Kultur und Medien

Weil es im Koalitionsvertrag steht, hat die Bundestags-GroKo schnell vor der Wahl noch eine Debatte zur Verbesserung der Situation von Frauen in Kultur und Medien auf die Tagesordnung gesetzt. In 15 Minuten war die Sache abgefrühstückt. Darum ging es:

Von „“Geschlechtergerechtigkeit als personalpolitischem Ziel“ sprachen die GroKo-Rednerinnen, und forderten „mehr flexible Kitas“ – das sind mal mutige Ideen! Als gäbe es unter männlichen Kulturschaffenden keine Väter, die – o Wunder! – trotz Vaterschaft Beruf, Karriere und Führungsposition easy hinkriegen. Wir Grüne haben da wenig Hoffnung und forderten heute zum wiederholten Male eine Quote:

„Es gibt sie bereits, die Quote. Eine Männerquote nämlich. Die Kunst ist frei – vorausgesetzt, man ist männlich.“

Erhard Grundl, Kulturpolitischer Sprecher
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Bundestagsfraktion

Wir Grüne fordern eine Frauenquote für eine geschlechtergerechte Kulturbranche und gleiche Chancen für Frauen und Männer in Kultur und Medien. Ob Führungsebene, Projektförderung, Ausstellung oder Filme der Öffentlich-Rechtlichen: Frauen machen zwar den Großteil der erfolgreichen Absolvent*innen in kulturbezogenen Studienfächern aus – auf der Entscheidungsebene kommen sie aber nicht an.

Darum haben wir Grüne im Rundfunkrat des BR erfolgreich für die Wahl einer Intendantin gekämpft. Sehr gut geeignete Bewerberinnen gab es viele. Viel zu viele Jahre wurden bereits verschenkt. Jahre, in denen männliche Wissenschaft, männliche Kritik, männliche Juries, männlich dominierte Regierungen und Männerbünde in der Lehre Frauen-Verhinderungs-Politik betrieben. Das Umdenken hat eingesetzt. Auch bei Männern. Ich bin es meinen Töchtern und Söhnen schuldig, dass ihre Zukunft nicht von ihrem Geschlecht abhängt:

3 von 130 Orchestern dirigiert eine Frau

Nur 22% der deutschen Theater werden von einer Frau geleitet, nur 30% der Inszenierungen an diesen Bühnen sind von Frauen, und in mageren 14% der Produktionen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks führen Frauen Regie. Von 130 (Ein-Hundert-Dreißig!) Orchestern in Deutschland werden sage und schreibe drei – DREI! – von Frauen dirigiert.

Da ist sie, die Quote! Es gibt sie nämlich schon. Es ist eine Männerquote: Die Kunst ist frei, vorausgesetzt sie ist männlich.

Ich bin davon überzeugt, dass wir es all den großartigen Frauen im Kulturbereich schuldig sind, uns für Chancengleichheit, für eine Frauenquote einzusetzen.

Den Antrag der Kolleg*innen von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN aus dem Bundestag findet Ihr hier:

Picture of Bet Rourich with camera taken by Jose Haro.


Thank you, my friend from Catalunya, amazing cinematographer Bet Rourich, for letting me use your image! Almost 20 years ago we met during Kodak’s Budapest Cinematography Masterclass BCM. Artists have always been collaborating across borders. Travel restrictions due to the pandemic make this inspiring work hard and many jobs and projects impossible. Needed help does not always take the often international character of creative work in account. Now being a Green Member of Parliament, I try all I can to make ends meet, pushing governments to try harder and match the urgent needs of artists. – To better days, Bet!

Picture of Bet and Sanne by Amandi Wong.

katja-wildermuth BR Intendantin Intendant Bayerischer Rundfunk

„…die Intendantin, Frau Dr. Katja Wildermuth…“

An diese Worte wird man sich gewöhnen müssen, denn ab 1. Februar 2021 ist die Unternehmensspitze des BR mit einer Frau besetzt. Mit einer Frau, die Inhalte kann, die Programmstrukturen kann, die Führung kann, die Bayern kann. – Die aber auch weiß, was anderswo gut funktioniert und dass die Welt nördlich des Mains nicht aufhört. – Eine Notiz zu einem Neubeginn.

Nach 70 Jahren Bayerischer Rundfunk, BR, reiht sich in die lange Galerie männlicher Intendanten endlich eine Chefin für unseren Rundfunk. Die Personalie Katja Wildermuth ist für den BR und die ARD wichtig, weil Öffentlich Rechtlicher Rundfunk die Perspektiven aller Menschen unserer Gesellschaft abbilden soll – und 50% der Menschen dieser Gesellschaft sind weiblich. Bei Führung in Medien allgemein und bei Öffentlich-Rechtlichen im Besonderen ist noch viel Luft nach oben.

Dass es extrem viele, sehr gute weibliche Führungspersönlichkeiten gibt, zeigte unsere Suche, zeigten alle Kräfte, die bei der Suche nach einer Intendantin halfen. Mit ihrem Service-Tweet rief das #Frauennetzwerk des BR laut die Namen von zig Frauen in die Welt. Auch wir hatten rund 60 weibliche Personen auf unserer Liste und – nein – niemand hatte als Qualifikation, dass sie Mal Regierungssprecherin von CSU/CDU Führungspersonal war…

Starke Wahl. Starke Intendantin.

48 abgegebene Stimmen, davon 38 für Dr. Katja Wildermuth, als dieses Ergebnis bekannt wurde lagen drei Monate Verhandeln, Nachdenken und mit tollen Frauen reden hinter uns. 38 Stimmen für eine starke Intendantin – genau so hatten wir uns das gewünscht. 38 Stimmen – das sind viele Stimmen für die beste Bewerberin und viele Stimmen für Frauen in Führung!

Es warten Herkulesaufgaben

Heute geht es los. Die erste Herkulesaufgabe wird sein, die bestehenden Sparvorgaben für den BR mit der Rundfunkbeitrags-Blutgrätsche aus Sachsen-Anhalt zu vermählen, die tausenden von Angestellten und einem Millionen-Publikum die angemessene Finanzierung für unseren Rundfunk verwehrt.

Bye-bye 50ies, welcome 2021

Der zweite Kraftakt ist die Neuaufstellung der Rundfunkanstalt – oder sollte ich besser sagen, des Medienhauses – für eine Zukunft mit Perspektive. Wenn wir auch in 20, 30 Jahren noch einen BR haben wollen, der Publikum hat, dann müssen wir alle Menschen der Gesellschaft in den Blick nehmen.
Dann darf Diversität nicht mehr nur in der Nische stattfinden, dann müssen sich alle Menschen bei ihrem Sender wiederfinden.

Das Feld schon mal „schön vorbereitet“

Der scheidende Intendant hat mit, sagen wir mal, ungewöhnlichen Entscheidungen, wie zum Beispiel dem Vorschlag der Verlängerung von Verträgen, die erst nach Amtsantritt der neuen Intendantin ausgelaufen wären, ein ganzes Stück seiner Macht bis weit in die Zukunft hinein zementiert.

In diese festzementierten, unter Sparzwang ächzenden Strukturen hinein gestaltend zu wirken, dürfte anstrengend und mühsam und wunderbar und spannend werden. Ich für meinen Teil werde als Rundfunkrätin gerne begleiten und konstruktiv unterstützen.

Weiterlesen:

geschlechter gerechte sprache genderstern

Wenn der Chef das Reden vorschreibt – Anekdoten eines wilhelminischen BR

„Sitzen drei Chemiker in einer Bar. Einer davon ist schwanger.“ – Diesen Witz erzähle ich wahnsinnig gerne, um zu verdeutlichen, wie Sprache unser Denken bestimmt und dass „mit gemeint“ einfach nicht funktioniert. Jetzt hat der scheidende Intendant des BR in seinem Haus geschlechtergerechte Sprache verboten. – Ein Einblick in Top-Down Befehle par excellence.

Heute tagt der Rundfunkrat des BR – Bayerischer Rundfunk. Der Rat kontrolliert den Sender. Als Rundfunkrats-Mitglied denke ich, dass diesmal der Umgang mit dem Gendersternchen mit auf die Tagesordnung muss. Von oben zu bevormunden und freien Sprachgebrauch zu verbieten – das geht gar nicht, finden mein Rundfunkrats-Kollege Dr. Martin Runge und ich.

50% der Menschheit sind Frauen. Darüber hinaus gibt es Menschen, die sich nicht in das binärgeschlechtliche Schema männlich ♂ / ♀ weiblich hineinpressen lassen. Es gibt in der BRD den Geschlechtseintrag „divers“ und auch in Bayern dürfen diese Menschen so sein, wie sie sind.

Deutsche Sprache ist reich an geschlechtergerechten Formulierungen

Unsere wunderbare deutsche Sprache hat vielfältige Möglichkeiten, dies auszudrücken: die Polizei war da, Kameraleute haben gefilmt, Lehrkräfte oder Studierende haben protestiert – nur einige Möglichkeiten gendergerechter Sprache. Generisches Maskulin geht für mich leider gar nicht. „Sitzen drei Chemiker in einer Bar. Einer davon ist schwanger.“ – dieser Witz zeigt, dass „mit gemeint“ eben nicht geht. Noch nie ging.

Der sogenannte „Genderstern“ wie in Polizist*innen ist eine moderne Form der Nennung aller Geschlechter. Dass die Nutzung des Gendersterns in Wort und Schrift von oben herab (!) beim BR allen außer PULS , News-WG und bei LGTBIQ*-Angeboten strikt verboten wurde, ist eine vor-vorgestrige Einmischung in die freie Meinungsäußerung. Alle Menschen, insbesondere Kreative in Redaktionen und Studios, sollten so formulieren dürfen, wie sie das wünschen. Ein zeitgemäßer Umgang mit Sprache, ohne einen derartigen Maulkorb, würde auch dem BR mehr als nur gut zu Gesicht stehen.

Hier geht’s zur Diskussion zum Thema Geschlechtergerechte Sprache und Gender-Stern unter dem Facebook-Post.
Hier geht’s zu geschicktgendern.de – der online Plattform für schöne Sprache, die alle einschließt.
Bericht auf queer.de über unsere Grüne Reaktion auf das Sprach-Verbot.
Transkript des Radio-Interviews, in dem sich die BR-Boy-Group (viele Chefs- und eine Chefin-Etage) zu erklären versucht.

presse-mitteilung-Logo Sanne Kurz Bayerischer Landtag Grüne Fraktion Grüne Bayern Landtag

Pressemitteilung: Gleichstellung bis in oberste Führungsebenen.

Das sollte nicht nur normal sein, das fordert für die Gremien unserer öffentlich rechtlichen Rundfunk-Anstalten auch immer wieder unser oberstes Gericht. Gestern wurde dem Rundfunkrat der Gleichstsllungsbericht und erstmals ein Diversitätsbericht vorgelegt.

„Dass der Rundfunkrat trotz gesetzlicher Paritätsauflage immer noch zu rund 70% männlich dominiert ist, ist das eine, dass sich das aufs Programm auswirkt, wo auch 70% der vorkommenden Personen von Sendungsgast bis Hauptrolle männlich sind, ist beschämend.“

Sanne Kurz, Grüne Fraktion Bayerischer Landtag


„Ein Ältestenrat, der dem Rundfunkrat eine Führungsriege beschert, bei der von 9 Personen 8 Männer sind, hilft uns hier sicher auch nicht weiter.“

Sanne Kurz, Grüne Fraktion Bayerischer Landtag

Diversität-Checklisten schaffen mehr Vielfalt

Ein erster Schritt in die richtige Richtung ist die Diversität-Checkliste, die gestern präsentiert wurde: Redaktionen können so leicht prüfen, ob sie hinsichtlich Personal, Programminhalten und Publikum Diversitäts-Mindeststandards einhalten.

„Ein sehr guter Anfang. Wenn man neben Dingen wie Alter, Geschlecht, Herkunft, kultureller Verortung, geschlechtlicher Identität, Religion und sexueller Ausrichtung auch noch die Ethnie, also die Hautfarbe mit auf dem Schirm hätte, wäre das auch ein Zeichen gegen Rassismus. Der BR hätte Vorbildfunktion und könnte Role-Models schaffen für viele junge POCs“

Sanne Kurz, Grüne Fraktion Bayerischer Landtag

Wir brauchen Transparente Ausschreibungen

Selbst aktiv für mehr Geschlechtergerechtigkeit und Diversität auch in Führungspositionen wurde eine Gruppe von 22 Mitgliedern des Rundfunkrates. Angestoßen von Ältestenratmitglied Elke Beck-Flachsenberg verfasste Sanne Kurz gemeinsam mit den Rundfunkrats-Kolleginnen Dr. Martina Eglauer, Klothilde Schmöller und Susanne Zehetbauer ein Schreiben an Verwaltungsrat, Intendant und Rundfunkrats-Vorstand: Die 22 Unterzeichnenden fordern eine Ausschreibung der 2. Führungsebene.

„Gleich und gleich gesellt sich gern. Wir alle stecken in Netzwerken von Menschen, die so sind wie wir. Nur mit transparenten Ausschreibungen kommt man aus der eigenen, z.B. männlichen und weiß dominierten Blase heraus und findet die wirklich besten Köpfe für unseren BR!“

Sanne Kurz, Grüne Fraktion Bayerischer Landtag

Die Rundfunkrätin betont, dass Vorschlagsrecht des Intendanten wolle aktuell niemand antasten. Es sei lediglich eine Anpassung der Dienstvorschrift aus dem Jahre 1997, so die Überzeugung der Grünen Abgeordneten Kurz. Das von knapp der Hälfte der Rundfunkrats-Mitglieder unterstützte Anliegen soll in die kommenden Ausschussitzungen eingebracht werden.

Diversität Medien Diversity Rundfunkrat Film Tags Preisschilder

Medien machen Menschen

Ich sitze seit geraumer Zeit in einem Rundfunkrat. Wir wundern uns – als Gesellschaft und als Rundfunkräte – wieso öffentlich-rechtliches Programm nicht (mehr?!) alle Menschen der Gesellschaft erreicht. – Eine Notiz aus meinem Kommentar zur Initiative #NichtmeinTatort

Dass Film es leisten könnte, normative Vorbilder für alle gesellschaftlichen Gruppen zu skizzieren, statt normative Klischees zu zementieren und rückwärtsgewandt zu agieren, ist leider keineswegs Konsens. Wir (zu Recht!) krittelnden und mäkelnden Rundfunkratsmitglieder werden vertröstet, Programmverantwortliche ducken sich weg, bis der Sturm weiterzieht.

Programmverantwortliche ducken sich weg, bis der Sturm weiterzieht.

Öffentliche Mittel im öffentlichen Rundfunk aber sollten so verwendet werden, dass sie für alle gesellschaftlichen Gruppen sinnhaft im Sinne des Verfassungsauftrags Einsatz finden – und positiv im Sinne des Gleichheitsgrundsatzes gesellschaftliche Modelle skizzieren:

Wo es heute in der realen Welt noch wenige Ermittlerinnen mit asiatischen Wurzeln, wenig Schuldirektorinnen mit afrikanischen Urahnen gibt, braucht es für junge Menschen diese Vorbilder in den Medien umso dringender, damit sie den Schritt wagen, dorthin zu gehen, wohin sie möchten – und nicht dorthin, wo „ihresgleichen“ vermeintlich hingehöre und wegen eines Racial Bias über Jahrzehnte verortet wurde.

Racial Bias ist nicht einfach „nur Rassismus“.

Racial Bias reicht von Selbstunterschätzung wegen Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe über strukturellen Rassismus und Alltagsrassismus bis hin zu positiven und negativen Vorurteilen. Unbewusste Vorbehalte – Unconcious Bias – gibt es nicht nur im Hinblick auf Aussehen/Hautfarbe. So wurde ich als Kamerafrau regelmäßig gefragt, ob „die Kamera nicht schwer“ sei. Meine Schwägerin, Altenpflegerin von Beruf, wird sehr selten gefragt, ob „der Patient nicht schwer“ sei.

Racial Bias und andere Formen der Diskriminierung wie z.B. Antisemitismus, Sexismus, Homophobie, Islamfeindlichkeit, Diskriminierung von Menschen mit Behinderung oder „Doppel-Diskriminierungen“ wie z.B. bei älteren Frauen können durch Medien zementiert werden – oder aber überwunden.

Vorbilder schaffen.

Nur mit Medien, die vermeintlich „überrepräsentieren“, können übrigens auch Menschen wie ich unbewusste Vorurteile nachhaltig begraben. Menschen wie ich, die keine BPoCs sind, keinerlei Akzent sowie einen sehr deutsch klingenden Namen haben – und die wie ich (positive wie negative) unbewusste, auf äußere Merkmalen beruhende Vorurteile aufgrund ihrer bisherigen kulturellen, familiären wie auch gesellschaftlichen Erfahrungen noch in sich tragen.

Rundfunkräte diverser aufstellen.

Dazu braucht es Redaktionen und Filmschaffende, die divers sind. Dazu braucht es öffentliche Mittel, deren Vergabe an Diversität geknüpft wird. Und last not least: Rundfunkräte, in denen nicht wie beim BR-Rundfunkrat nur eine Person von 50 Mitgliedern alle Migrant*innen des Freistaats Bayern mit 13 Millionen Menschen, 20% davon mit Migrationshintergrund, vertritt!

1/5 statt 1/50! – Das schreibe ich hier für meinen Rundfunkrats-Kollegen und Freund, Hamado Dipama – Du machst einen Super-Job für das Fünftel! Ich wünsche Dir Kolleginnen!

Der Bayerische Rundfunk entscheidet nicht, wer im Rundfunkrat sitzt.

Der BR jedenfalls kann überhaupt nichts dafür, wer im Rundfunkrat sitzt. Die Zusammensetzung der Räte regeln Landesgesetze. Diese Landesgesetze machen die Landesparlamente. In Bayern also ein Parlament, das seit gefühlten Ewigkeiten vor allem konservative Haltungen repräsentiert. Ob das einer sich wandelnden Welt gerecht wird? Die aktuelle Zusammensetzung des Rundfunkrats fasst Wikipedia hier zusammen, der BR hier. Ein Kollegium, mit dem ich sehr gerne arbeite. Es lohnt, die Mitglieder einzeln zu googeln. Trotzdem sind wir aktuell nicht repräsentativ für die Gesellschaft, in der wir leben. Da nehme ich mich selbst gar nicht aus, sondern lade ein zur breiten, öffentlichen Debatte: Braucht es eine regelmäßige, automatische Kontrolle und Anpassung der Zusammensetzung unserer Rundfunkräte an unsere sich wandelnde Gesellschaft?

Vorbilder schaffen statt Klischees zementieren!

Gesellschaft repräsentieren. Alle erreichen. Vorbilder schaffen statt Klischees zementieren! – Was hilft? Petitionen an Landesparlamente stellen, Protestbriefe an Landesregierungen schreiben, Verbände einschalten, das Thema in den Fokus rücken, laut werden, dran bleiben.


Weiterlesen:
„Racial Bias and Discrimination: From Colorism to Racial Profiling“ auf ThoughtCo. in englischer Sprache (Google Translate hilft – aber auch für einen Volkshochschulkurs Englisch oder Sprachlerntools wie z.B. Duolingo ist es nie zu spät! Ich habe als erwachsene Frau Niederländisch und Hebräisch gelernt – You can do it!! – Sprachen bereichern. Entdecke die Welt!)

Alice Guy Blaché_Filmemacherin_Filmstudio-Besitzerin_Pro_Quote_Frauen_women filmmakers

#wirwarenimmerda – warum ARTEs Erklärung, die den Frauen-Kurzfilmwettbewerb retten will, leider nicht hilft

Sicher wisst Ihr, dass ich Filmemacherin bin. Momentan ist gerade wenig Zeit dafür, aber 25 Jahre Filme Machen – das bleibt. Als Filmemacherin ist man an der Filmhochschule von vielen Kolleginnen umgeben. Frauen stellen knapp über die Hälfte der Studierenden. Dann, bis zum 2. oder 3. Film, ist man entweder selber weg, oder die Kolleginnen sind weg – oder: beides.

Denn Frauen werden in der BRD seltener gefördert, bekommen seltener Senderaufträge, bekommen weniger öffentliche Mittel, bekommen weniger diverse Rollen und werden dort, wo man sie in Crews anstellt, schlechter bezahlt. Oft, weil sie nicht die Kamerafrau oder die Tonmeisterin sind, sondern in Bereichen arbeiten, die schlechter bezahlt sind, z.B. in „weniger wichtigen“ (= schlechter bezahlten) Bereichen oder nicht eingesetzt als HoD / Head of Department – oder: weil sie für die gleiche Arbeit weniger Geld bekommen. Denn den Gender-Pay-Gap gibt es auch beim Film. Leider.

ARTE hatte jetzt eine tolle Idee: Wenn wir so wenige Filmemacherinnen haben, machen wir doch mal einen Wettbewerb für sie! Vielleicht zu einem Thema… hm… irgendwas mit Frauen! Ja, genau:

„Unbeschreiblich weiblich“-Wettbewerb löst Proteststurm aus

Unbeschreiblich weiblich, das wäre doch was! – Liebes ARTE-Team: Kein Wunder, dass sich hier gerade alle Frauen, die Filme machen, sehr, sehr ärgern. Zu Recht! Denn #wirwarenimmerda! (Wer den Offenen Brief an ARTE der Initiative #nichtmeintatort lesen will und/oder sich an der Protestaktion beteiligen -> hier lang)

Wir Frauen stellen schon immer die Hälfte der Bevölkerung, seit langem die Hälfte der Studierenden und quasi seit Ewigkeiten machen wir auch Filme!

Wie bekommt Ihr Filme von Frauen, liebes ARTE-Team? Bei 100 Stoffideen, die über den Schreibtisch wandern, und 10 Filmen, die man machen möchte, solltest Du, liebes ARTE-Team, 5 Stoffe von Frauen umsetzen.

Oder, auch eine gute Idee: Von jedem Euro, den Du für Produktionen und Lizenzen ausgibst, 50 Cent an Frauen geben. Dazu müsstest Du Dich ein wenig umsehen, liebes ARTE-Team, bissi schau’n. Aber eigentlich, ja:

So einfach ist das!

Damit nicht einfach alte, christliche, heterosexuelle, nicht-behinderte, weiße Männer durch alte, christliche, heterosexuelle, nicht-behinderte weiße Frauen ersetzt werden, könntest Du, liebes ARTE-Team, wenn Du schon mal dabei bist, Dir über die Verwendung öffentlicher Mittel für alle Menschen der Gesellschaft Gedanken zu machen. Dabei könntest Du z.B. das Diamond System des Creative Diversity Network einsetzen – just an idea. Viele große Sender nutzen das bereits.

Alte, christliche, heterosexuelle, nicht-behinderte, weiße Männer?!

Bei dem Diversitäts-System geht es grob gesagt darum, alle Aspekte gendergerecht und divers hinzubekommen. Es geht darum:

  • wer die Filme macht, also nicht nur, wer Regie führt, sondern auch wer Kamera, Ton, Drehbuch, Produktion u.v.a.m. macht, und wie diese Menschen jeweils bezahlt werden
  • wer vor der Kamera zu sehen ist und wessen Geschichten wir sehen, also Haupt- und Neben-Rollen sowie Protagonist*innen
  • wessen Geschichten wir erzählen, was also unsere Inhalte sind
  • wen wir erreichen, wohin unsere Produktionen also ausstrahlen, und wer sie nutzt
  • Das Ganze muss man nicht als „soll“ und „kann“ aufziehen, sondern einer Dokumentation und einem Monitoring unterziehen, damit es wirkt. Gilt übrigens auch für Filme von Frauen, über Frauen, mit Frauen – messen und verbessern.

Generell aber: 1€ ausgeben, 50 Cent davon für Frauen. So einfach ist das. Mit 50/50 anfangen, wäre mal ein erster Schritt. Mit einem Kurzfilmwettbewerb („Nenne 10 Personen, die mit Kurzfilmen ihren Lebensunterhalt verdienen!“ Halt… war nur ein Witz!) zu dem Thema „Unbeschreiblich weiblich“ bringt man sicher nicht die 50% der Filmhochschulabsolventinnen der letzten 10, 20, 30 Jahre in Arbeit und Brot, die jeden Tag aufs Neue versuchen, mit ihren Dokumentarfilmen sich und ihre Familien zu ernähren.

Warum nur zeichnet sich Realität bisher nicht auf Bildschirmen ab?

Du erklärst, liebes ARTE-Team, ganz richtig:

Fakt ist, dass viel zu wenig Dokumentarfilme von Frauen auf ARTE gezeigt werden. Ganz besonders gilt dies für die Primetime. Und das, obwohl viele extrem talentierte und sehr engagiert arbeitende Filmemacherinnen sich an Journalismus- und Dokumentarfilmschulen ausbilden lassen.

ARTE Kurzfilmwettbewerb für Regisseurinnen

Dass Du, liebes ARTE-Team, mit der Schlüssel zum Problem bist, erkennst Du nicht. Denn weiter fragst du:

Warum nur zeichnet sich diese Realität bisher nicht auf den Bildschirmen ab? Und welche Bedeutung kann dem Genre Dokumentarfilm beigemessen werden, wenn es den weiblichen Blick nicht ausreichend miteinbezieht?

ARTE Kurzfilmwettbewerb für Regisseurinnen

Das fragen wir Filmemacherinnen uns auch. Und schlagen vor, dass Du, liebes ARTE-Team, einfach in Zukunft 50% Deiner Ausgaben in weibliche Produktionen steckst. Wir freuen uns auf Dich und Deine Anfragen!

50/50 – Dann klappt es auch mit dem weiblichen Blick.

Apropos weiblicher Blick: Leserinnen erkennen vielleicht die Dame im Bild. Sie heißt Alice Guy Blaché. Filmemacherin! Frau! Sie lebte 1873-1968 und war Erfinderin, Innovatorin, eine der ersten Regisseurinnen, erste weibliche Studiobesitzerin.

Die Ideen zur Gleichstellung sind alle da. Man muss nur wollen.

Seither gab es sehr, sehr viele Frauen. Gibt es sehr, sehr viele Filmemacherinnen. Weitere kostenfreie Ideen: Festivals auffordern, auf Gendergleichgewicht zu achten, Förderungen auffordern, gendergerechtes Budgeting und Quotierungen einzuführen, auf Verbände von Filmemacherinnen zugehen (PQF, WIFTG, DigitalMediaWomen, Cinematographinnen, WomenInMedia u.v.a.m.) und um Kooperationen bitten, an der ARTE-Spitze die „Gläserne Decke“ aus Beton sprengen und Präsidentinnen ernennen oder zumindest paritätisch besetzen und nicht in 2021 mit *null* Frauen an der Spitze versuchen, einen Stich zu machen – und und und.

Auch eine Präsidentin würde ARTE sehr gut tun.

P.S. – Deine Presseerklärung zur Klarstellung der Intention des Kurzdokumentarfilmwettbewerbs „Regisseurin gesucht!“ – ARTE-Statement haben wir wohl gelesen. Es scheint, Du verstehst nicht, liebes ARTE-Team, dass wir Filmemacherinnen schon immer da waren, nicht erst gesucht werden müssen und: keine Peanuts wollen, sondern die Hälfte Deiner Screentime und die Hälfte Deines Geldes – und die Hälfte Deines Präsidiums!


Weiterlesen:
Frankfurter Rundschau vom 11.11.2020: „Seit 1896“
Homepage der Initiative #Wirwarenimmerda
Homepage von Pro Quote Film


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Frau Katja Wildermuth Intendantin Intendant BR Bayerischer Rundfunk

It’s a woman! – Der BR hat eine neue Intendanz.

Frauen in Führung. Frauen in Medien. Dass man darüber im 21. Jahrhundert noch diskutieren muss, ist bitter, das 50/50 eine Ewigkeit entfernt. Weil Geduld nicht meine Stärke ist, habe ich mich im Sommer drangemacht und über 60 hochqualifizierte Medienfrauen recherchiert, mit 20 davon telefoniert, 6 davon mit meinen Grünen Kolleg*innen getroffen und 1 davon als neue Intendantin des BR vorgeschlagen. Auch das Frauennetzwerk des BR und das Rundfunkrats-Kollegium schoben kräftig mit an. Am Ende standen zwei Männer und eine Frau am Start im Rennen um die Intendanz des BR. Wie es lief und was in der Sitzung entscheidend war, lest Ihr hier.

Gleich vorweg: ich bin nicht der Meinung des Rundfunkratsvorsitzenden, wir hatten „bei dieser Wahl ein „Luxusproblem“ (…) [und] es sei eine Entscheidung zwischen sehr guten Kandidaten gewesen.“

Drei Kandidierende, eine Intendantin.

Nein: Wir Grüne haben alle drei Kandidierenden getroffen und ihre Bewerbungen intensiv diskutiert. Ja, es gab andere, sehr gute Kandidierende. Aber wir Grüne fanden nicht nur, nach 70 Jahren Männer-Dominanz ist es Zeit für eine Chefin für unseren Rundfunk, nein, wir fanden auch Dr. Katja Wildermuth bringt eindeutig die besten fachlichen Qualifikationen für den BR mit. Sie ist für uns die Persönlichkeit, die die Herausforderungen der kommenden fünf Jahre meistern wird. Für uns wichtige Werte wie Transparenz oder gute Unternehmenskultur haben für sie ebenso hohen Stellenwert wie der kluge Einsatz von Ressourcen: Investitionen dort, wo man stärker werden muss.

Es braucht. Mehr. Frauen in Führung.

Endlich eine Frau in Führung zu bekommen, spielt für uns Grüne ebenfalls eine große Rolle. Gemischte Teams sind widerstandsfähig und stark, divers aufgestellt heißt krisenfest aufgestellt. Dass man immer und überall fantastische weibliche Führungspersönlichkeiten findet, wenn man nur will, hat unser Findungsprozess gezeigt. Wie weit man kommen kann, wenn alle an einem Strang ziehen, war wiederum der Erfolg einer breiten Koalition. Unterstützt und angeregt vom Frauennetzwerk des BR kamen schon früh weibliche Führungspersönlichkeiten in den Fokus der internen und öffentlichen Debatte. Gemeinsam mit Frauen (und auch einigen Männern!) des Rundfunkrats haben wir dann gesucht, beraten, Netzwerke geschmiedet und Begegnungen gehabt, die über den Findungsprozess hinaus lange nachhaltig wirken werden.

Wir Grüne gratulieren!

Wir Grüne gratulieren Dr. Katja Wildermuth zur neuen Position und dem BR zur neuen Intendantin! Mit großer Freude werden wir das Haus und die Intendantin auf der Reise in die Zukunft begleiten.


Facts & Figures:

Am 22. Oktober 2020 wurde Katja Wildermuth vom Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks mit 38 von 48 Stimmen zur neuen Intendantin des Bayerischen Rundfunks gewählt. Sie wird den Sender mit seinen über 3000 Angestellten, sowie etlichen TV-, Radio- und Digitalangeboten als erste weibliche Intendantin nach 70 Jahren männlicher Intendanz führen. Ihre Amtszeit beginnt am 1. Februar 2021 und dauert planmäßig fünf Jahre. Dr. Katja Wildermuth tritt die Nachfolge von Ulrich Wilhelm an, der nach zehn Jahren nicht mehr für eine Kandidatur zur Verfügung stand

Weiterlesen:

Bundesarbeitsgemeinschaft Kultur & beyond: Grüne Kulturpolitik ist vielschichtig

Ich liebe meine Partei, Bündnis 90/Die Grünen, weil es eine echte Mitmach-Partei ist. Auf allen Ebenen gibt es Think Tanks, in denen man sich beteiligen kann. Auch Menschen mit Lust auf Grüne Politik, die keine Parteimitglieder sind, sind als Gäste stets willkommen, sich einzubringen. Man kann sich auch einfach erst einmal auf den Verteiler setzen lassen und mitlesen. Links dazu findet Ihr unten!

Im Kulturbereich haben wir in München den Luxus, mit drei Gremien Kulturpolitik der Basis in Fraktionen und Programme einspeisen zu können:

  • Auf Münchner Ebene gibt es den AK Kulturinitiative München (AK KIM), einer von zahlreichen Arbeitskreisen der Münchner Grünen. Der AK KIM mit den Sprecher*innen Martin Blankemeyer und Katharina Wolfrum arbeitet zu Münchner Kulturpolitik von Freie Szene bis VHS, von Gasteig-Sanierung bis Kammerspiele, von städtische Ateliers bis Kinos, von Musik bis Literatur. – Hier kommt man auf den Verteiler.
  • Bayernweit aktiv ist die Grüne Landesarbeitsgemeinschaft Kultur (LAG Kultur), Paul Bauernschmidt und Sarah Hegenbarth sind hier Sprecher*innen. Bayerische Kulturpolitik dreht sich um den Ausgleich von Stadt und Land, staatliche Einrichtungen von Staatstheater bis Haus der Kunst, staatliche Zuschüsse und Förderprogramme sowie Schwerpunkte Grüner Kulturpolitik – wie im vergangenen Jahr Gleichstellung, Räume, Familienfreundlichkeit, kulturelle Bildung und soziale wie auch ökologische Nachhaltigkeit im Kulturbereich. – Zum Verteiler geht’s hier lang.
  • Last not least gibt es die Bundesarbeitsgemeinschaft Kultur (BAG Kultur). Scherzhaft könnte man sagen „Wie Grütters, nur mehr Basis & besser“. Die BAG kümmert sich um Bundesangelegenheiten und vernetzt die Kulturpolitik der Länder. Dabei in der BAG sind Grüne Kulturpolitiker*innen mit Mandat aus Bundestag, Landtagen, und der EU, also MdBs, MdLs und MdEUPs, Mitarbeiter*innen der Abgeordneten und Delegierte aus allen LAGs. Wie immer bei Grün sind Gäste aus der Basis willkommen! – Verteiler hier.
videokonferenz in Zeiten von corona BAG Kultur Grüne Sanne Kurz

Dass ich ein großer Fan von Austausch und Blick über den eigenen Horizont hinaus bin, muss ich glaube ich denen, die mich kennen, nicht erzählen. So finde ich auch die BAG-Sitzungen immer sehr hilfreich und inspirierend. Man kommt mit mehr Power wieder zu Hause an. Gerade jetzt in der Krise tut das wahnsinnig gut.

Themen waren – hier mal in Kurzversion für Euch:

  • Generelle Probleme, die in der Krise jetzt scharf zu Tage treten
    • fehlender Mindestlohn, kurze Beschäftigungsdauer bei Anstellungen, mangelnde Verankerung der kulturellen Bildung in festen Strukturen
  • Lösungen und Hilfen der einzelnen Länder und des Bundes
  • Was sind noch ungelöste Probleme, wo hakt es noch?
    • Vereine, Buchhandel, Kinos
  • Zuwendungsrecht: Auszahlung bereits genehmigter Fördermittel
  • Kulturelle Bildung, Lehraufträge und Erwachsenenbildung durch Kreative in der Krise sicherstellen
  • Kultur im Netz supporten
  • Corona-Verluste der „Supertanker“ der Kultur: Absage internationaler Konzerttourneen etc. bedeuten gegebenenfalls das Aus
  • Aufenthalt mit Befristung – Kulturschaffende aus Nicht-EU-Staaten
  • KSK: Umgang mit Verdienst-Untergrenzen, Umgang mit monatlichen Zahlungen, Spitzengespräch unseres Bundestagsabgeordneten Erhard Grundl hierzu.

Ihr seht: Es ist immer sehr vielschichtig und intensiv. Übers Jahr laufen natürlich Abstimmungen zu den diversen Themen per Mail und im Netz.

Wir Grüne stellen in mittlerweile drei Ländern die Minister*innen für Kultur. In vielen Ländern und Kommunen regieren wir mit. Gut, dass es da auch gute Ressourcen für gute Kulturpolitik gibt. Ich bin stolz und froh, dass ich ein Teil davon sein darf.

Wer doch lieber als Mitglied mitmachen mag:
hier lang zum Online-Mitglieds-Antrag der Grünen!


21.04.2020 – Grünes Webinar „Veranstaltungsverbote und Drehstop: Wer zahlt die Zeche?“ mit Sanne Kurz MdL Grüne Fraktion Bayern, Erhard Grundl, Musiker und Mitglied des Bundestages, David Süß, VDMK und Stadtrat, Annette Greca, ver.di filmunion und Satu Siegemund, Bundesverband Regie. Info und Anmeldung hier.



Dokumentation Zukunftswerkstatt Kunst trifft Grün Sanne Kurz

Zukunftswerkstatt Kunst trifft Grün: Dokumentation jetzt verfügbar!

*Download Dokumentation Zukunftswerkstatt: Kunst trifft Grün hier*

KUNST TRIFFT GRÜN – Damit zeigen wir Grüne im Bayerischen Landtag seit vielen Jahren unsere Wertschätzung für Kunst und Kultur in Bayern. In der Vergangenheit wurde KUNST TRIFFT GRÜN so zum festen Termin im Kalender der Kunst- und Kulturschaffenden im Freistaat: Mit Gelegenheit zum Austausch, direktem Draht in die Kulturpolitik und Wiedersehen von alten und neuen Gesichtern der bayerischen Kreativszene.

Mit Beginn der neuen Legislaturperiode sind wir Grüne zweitstärkste Kraft im Bayerischen Landtag geworden. Gestärkt wurde auch unsere Grüne Kulturpolitik: Mit mir, Sanne Kurz, zog erstmals für uns Grüne eine Frau in den Landtag ein, die selbst aus der Kreativszene kommt.

Mein Blick von innen stammt aus über 20 Jahren Erfahrung als Filmemacherin, einem Kunsthochschulstudium sowie aus meiner Tätigkeit im performativen Bereich und in der Fotografie.

Als Mutter von vier Kindern und mit 12 Jahren „alleinerziehend“ auf dem Buckel, kenne ich auch die Herausforderungen des künstlerischen Schaffens mit Familie gut. Mehrjährige Arbeitsaufenthalte im Ausland zeigten mir, wie Gleichstellung, soziale Absicherung und Förderung andernorts angepackt werden. Die Arbeit in Lehre und Kultureller Bildung kenne ich ebenso aus eigener Erfahrung wie die Chancen und Tücken einer Existenz zwischen Kreativwirtschaft und Förderdschungel.

Um sich für die Belange der Kulturschaffenden im Freistaat perfekt einsetzen zu können, sitze ich als unsere Grüne Sprecherin für Kulturpolitik und Film im Ausschuss für Wissenschaft und Kunst, wo wichtige kulturpolitische Weichen gestellt werden. Weiter gut vernetzt mit der Szene bin ich als Teil von democraticArts, als Mitglied des Berufsverbandes Bildender Künstler (BBK), als Vorstandsmitglied beim Paul Klinger Künstlersozialwerk und als Lehrbeauftragte.

Kulturpolitik von innen gedacht. Mit diesem Ansatz haben wir auch KUNST TRIFFT GRÜN auf eine neue Stufe gehoben: Im November luden wir erstmals zur ZUKUNFTSWERKSTATT. Was würden uns die Gäste aus ganz Bayern, alles selbst Aktive im Kunst- und Kulturbetrieb, mitgeben? Arbeiten wir an dem, was gerade am dringlichsten brennt? Welche Ideen und Lösungsansätze hat die Kunst- und Kulturszene für sich selbst? Was sind Themen, welchen wir im Landtag noch mehr Gehör verschaffen müssen?

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Sanne Kurz Grüne Bayern Landtag Grüne Fraktion Film Kino Preview zum Frauentag Die perfekte Kandidatin

Filmpreview zum Frauentag: „Die Perfekte Kandidatin“

Weltfrauentag – 8. März: Sanne Kurz lädt zum Filmscreening mit einem beflügelnden Film um eine junge Ärztin in Saudi Arabien, die beschließt, passend zu machen, was nicht passt, und in die Kommunalpolitik zu gehen. – „Die Perfekte Kandidatin“

Die Regisseurin Haifaa al Mansour („Das Mädchen Wadjda“) erzählt in ihrem berührenden Film DIE PERFEKTE KANDIDATIN mit viel Weitsicht und Feingefühl, wie eine minimale gesellschaftliche Öffnung der Klaviatur bürokratischer Willkür völlig neue Töne entlockt. Ihre Signatur ist ein weiblicher Blick, der seine Perspektive immer mitzudenken versteht, eine Film gewordene Verneigung vor der Unbezähmbarkeit weiblicher Souveränität. So entsteht das so beflügelnde wie scharfsichtig nachgezeichnete Porträt einer Emanzipation, das zeigt, wie zutiefst überwältigend Kino sein kann.

Vor dem Film spricht Sanne Kurz von den Grünen über ihren Weg als Frau in die Politik.Orte: Monopol Kino München (Schleißheimer Str. 127 München Bayern 80797 DE)