Familienfreundliches Arbeiten – im bayerischen Kunst- und Kulturbereich
derzeit immer noch eine süße Utopie. Insbesondere Mütter, die weiterhin einen
Löwenanteil der Care-Arbeit leisten, müssen sich oftmals überschlagen, um Familie
und künstlerisches Schaffen unter einen Hut zu bringen. Als freie Filmschaffende
mit vier Kindern weiß ich aus langjähriger leidlicher Erfahrung, wovon die Rede
ist. Das zu ändern, war diese Woche unser Ziel im Ausschuss für Wissenschaft
und Kunst. In zwei entsprechenden Anträgen ging es darum, einer familienfreundlicheren
Kunst- und Kulturförderung den Weg zu ebnen.
Bei diversen Stipendien und Fördertöpfen gilt derzeit eine Altersgrenze vom 40 Jahren. Wenn aber eine Frau z.B. drei Kinder erzogen und die ihr rechtlich zustehende Erziehungszeit genutzt hat, dann fällt sie schnell aus entsprechenden Bewerbungsverfahren raus. Fürs Kinderkriegen bzw. -erziehen bestraft zu werden darf nicht sein! Unser Ziel ist eine automatische Anerkennung von zwei Jahren Erziehungszeit pro Kind.
Auch sollten Familien selbst entscheiden, ob, wie beim halbjährigen USA- oder Paris-Stipendium, Kinder dabei sein können oder nicht. Und sie sollten es sich – durch entsprechende Zuschläge bzw. die Übernahme der Betreuungskosten – leisten können! Denn auch das ist bisher keineswegs Realität. Im Gegenteil: Teilweise werden sogar Zuschläge erhoben, wenn die Familie Räume „mitnutzt“.
Schade, dass sich die CSU/FW-Regierung trotz aller Lippenbekenntnisse zur Familienfreundlichkeit hier trotzdem erst zur Zustimmung bewegen ließ, nachdem wir unsere beiden Anträge zu „Prüfanträgen“ abgeschwächt hatten. Ein Armutszeugnis! Dabei kostet insbesondere die Anerkennung von Erziehungszeiten keinen Cent, würde aber einen riesigen Unterschied für die Betroffenen machen. Doch ich werden dranbleiben, auf Umsetzung pochen und die schwarz-orange Koalition an die Bedürfnisse der Künstler*innen erinnern!