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Schriftliche Anfrage „LSBTIQ*-Vertretung in Rundfunkrat und Medienrat“ – die Antwort des Staatsministeriums der Staatskanzlei

1. a) Auf welchen Anteil an der Bevölkerung in Bayern schätzt die Staatsregierung LSBTIQ*-Personen?

Die Staatsregierung erhebt keine Daten über die sexuelle Orientierung und die geschlecht- liche Vielfalt der in Bayern lebenden Personen. Einer Datenerhebung stehen Persön- lichkeits- und Datenschutzrechte entgegen.

b) Durch wen sieht die Staatsregierung in der aktuellen Besetzung von RR und MR die Interessen dieser Gruppe angemessen vertreten?

Siehe Antwort zu Frage 1a.

c) Findet die Staatsregierung LSBTIQ*-Personen mit Bezug auf die Antwort auf die Frage 1a auch ohne eigene Vertretung angemessen unter den je 50 Mitgliedern in RR und MR vertreten (bitte Antwort begründen)?

Siehe Antwort zu Frage 1a.

2. Wie bewertet die Staatsregierung die letzten Diversitätsberichte des BR hinsichtlich LSBTIQ*-Themen, LSTBIQ*-Medienschaffenden, LSTBIQ*-Pro- tagonist*innen und LSBTIQ*-Darstellung im Programm?

Die Diversitätsberichte des Bayerischen Rundfunks sind keine öffentlichen Dokumente und daher auch nicht öffentlich zu bewerten.

3. a) Plant die Staatsregierung in einer Novellierung des Bayerischen Rundfunk- gesetzes und des Bayerischen Mediengesetzes die Neubewertung und damit eine Neuverteilung der Sitze in RR und MR?

Eine Neubewertung und eine Neuverteilung der Sitze sind derzeit nicht vorgesehen.

b) Ist für die Staatsregierung eine Erweiterung der Gesamtzahl der Sitze einer Neuverteilung der bestehenden Sitze vorzuziehen?

Siehe Antwort zu Frage 3a.

c) Plant die Staatsregierung eine unterschiedliche Bewertung von Rundfunk- rat und Medienrat hinsichtlich der unterschiedlichen Aufgaben und Ziel- gruppen?

Siehe Antwort zu Frage 3a.

4. a) Welche Interessengruppen sind nach Einschätzung der Staatsregierung bei einer Neubewertung der Sitzverteilung und gleichbleibender Sitzanzahl zu vernachlässigen bzw. die Sitze welcher Gruppen, die mehrere Personen entsenden, zu reduzieren?

Siehe Antwort zu Frage 3a.

b) Welche Interessengruppen sind nach Einschätzung der Staatsregierung bei einer Neubewertung der Sitzverteilung und steigender Sitzanzahl dringend zu berücksichtigen oder auf mehr Sitze als bisher auszuweiten?

Siehe Antwort zu Frage 3a.

5. Unter welchen Voraussetzungen ist eine Besetzung der Plätze in Rund- funkrat und Medienrat in nicht gespiegelter Form für die Staatsregierung denkbar?

Siehe Antwort zu Frage 3a.

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Schriftliche Anfrage „LSBTIQ*-Vertretung in Rundfunkrat und Medienrat“ – meine Fragen

Rundfunk-, Hörfunk- und Medienrät*innen deutscher öffentlich-rechtlicher Sender und Landesmedienanstalten sollen in ihrer Zusammensetzung einen Querschnitt der Bevölkerung abbilden. So finden sich unter ihnen Vertreter*innen zum Beispiel aus den Bereichen Tourismus, Journalismus, aus Kirchen, Handwerk und Handel, aus den Bereichen Migration und aus Behindertenverbänden. Um dem gesetzlichen Anspruch der gesellschaftlichen Bandbreite gerecht zu werden, wird die Zusammensetzung der Räte regelmäßig evaluiert. In Bayern betrifft das auf Basis des Bayerischen Rundfunkgesetzes und des Bayerischen Mediengesetzes sowohl den Rundfunkrat (RR) des Bayerischen Rundfunks (BR) als auch den Medienrat (MR) der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM).

Die gesellschaftliche Bandbreite ist allerdings weitaus vielfältiger als die Berufsgruppen und Glaubensrichtungen, die bisher in Rundfunk- und Medienrat vertreten sind. Andere Sender haben hier eine weitaus modernere Zusammensetzung der Gremien. So ist seit 2014 im ZDF und später auch beim WDR, RB, SR und beim Deutschlandradio eine Vertretung von LSBTIQ*-Personen im entsprechenden Kontrollgremium vertreten.

Medienberichten nach werden MDR und RBB nach der nächsten Novellierung der entsprechenden Gesetze auf Landesebene ebenfalls einen Sitz für LSBTIQ*-Menschen erhalten. Auch in Bayern wäre eine Novellierung des maßgeblichen Bayerischen Rundfunkgesetzes und des Bayerischen Mediengesetzes die Basis für eine Neubesetzung von RR und MR.

Vor dem Hintergrund, dass mit MDR und RBB dann fünf von neun Landesrundfunkanstalten der ARD sowie das ZDF und das Deutschlandradio LSBTIQ*-Personen durch
eine Queer-Vertretung berücksichtigen, fragen wir die Staatsregierung:

  • 1. a) Auf welchen Anteil an der Bevölkerung in Bayern schätzt die Staatsregierung LSBTIQ*Personen?
  • 1. b) Durch wen sieht die Staatsregierung in der aktuellen Besetzung von RR und MR die Interessen dieser Gruppe angemessen vertreten?
  • 1. c) Findet die Staatsregierung LSBTIQ*-Personen mit Bezug auf die Antwort auf die Frage 1a auch ohne eigene Vertretung angemessen unter den je 50 Mitgliedern in RR und MR vertreten (bitte Antwort begründen)?
  • 2.Wie bewertet die Staatsregierung die letzten Diversitätsberichte des BR hinsichtlich LSBTIQ*-Themen, LSTBIQ*-Medienschaffenden, LSTBIQ*- Protagonist*innen und LSBTIQ*-Darstellung im Programm?
  • 3. a) Plant die Staatsregierung in einer Novellierung des Bayerischen Rundfunkgesetzes und des Bayerischen Mediengesetzes die Neubewertung und damit eine Neuverteilung der Sitze in RR und MR?
  • 3. b) Ist für die Staatsregierung eine Erweiterung der Gesamtzahl der Sitze einer Neuverteilung der bestehenden Sitze vorzuziehen?
  • 3. c) Plant die Staatsregierung eine unterschiedliche Bewertung von Rundfunkrat und Medienrat hinsichtlich der unterschiedlichen Aufgaben und Zielgruppen?
  • 4. a) Welche Interessengruppen sind nach Einschätzung der Staatsregierung bei einer Neubewertung der Sitzverteilung und gleichbleibender Sitzanzahl zu vernachlässigen bzw. die Sitze welcher Gruppen, die mehrere Personen entsenden, zu reduzieren?
  • 4. b) Welche Interessengruppen sind nach Einschätzung der Staatsregierung bei einer Neubewertung der Sitzverteilung und steigender Sitzanzahl dringend zu berücksichtigen oder auf mehr Sitze als bisher auszuweiten?
  • 5. Unter welchen Voraussetzungen ist eine Besetzung der Plätze in Rundfunkrat und Medienrat in nicht gespiegelter Form für die Staatsregierung denkbar?

Zur Antwort geht’s hier:

QUEER-VERTRETUNG IM RUNDFUNKRAT.

Queervertretung in Rundfunkrat und Medienrat

Queervertretung im Rundkunkrat? In Bayern Fehlanzeige. Wieso das problematisch ist und was sich ändern muss, haben wir einem Webinar besprochen.

Kontrollgremien des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sollen die Gesellschaft in ihrer ganzen Vielfalt abbilden. In Bayern fehlen in Rundfunkrat und Medienrat allerdings Vertreter*innen der LGBTIQ-Community, anders als zum Beispiel bei ZDF und Radio Bremen. Zusammen mit Tessa Ganserer (damalige queerpolitischen Sprecherin der grünen Landtagsfraktion), Christian Linker (Mitglied im Rundfunkrat), Luca Renner (ZDF-Fernsehrät*in), Markus Apel (Landesvorstand des Lesben- und Schwulenverbands Bayern) und Kai S. Pieck (Initiator der Queer Media Society) haben wir in einem Webinar diskutiert, wieso eine Queervertretung in Rundfunkrat und Medienrat unbedingt nötig ist. Markus Apel und Kai S. Pieck sind die Initiatoren der Petition „Queer und sichtbar in den Medien – LSBTIQ* in die bayerischen Rundfunk- und Medienräte“ für mehr Vielfalt in den Medien.

„Es kommt nicht nur darauf an, DASS wir als LSBTIQ* gesehen werden, sondern auch WIE wir dargestellt werden und WER unsere Geschichten erzählt und umsetzt. Das gilt übrigens für alle Gruppen des Vielfaltsspektrums. Deshalb ist es von enormer Bedeutung, dass LSBTIQ* auch in den Entscheidungsebenen mitreden können.“

Kai S. Pieck, Initiator der Queer Media Society (QMS)

Kampagnenvideo: „Queer und sichtbar in den Medien – LSBTIQ* in die bayerischen Rundfunk- und Medienräte“

Kampagnenvideo: „Queer und sichtbar in den Medien – LSBTIQ* in die bayerischen Rundfunk- und Medienräte“
Diversität Medien Diversity Rundfunkrat Film Tags Preisschilder

Medien machen Menschen

Ich sitze seit geraumer Zeit in einem Rundfunkrat. Wir wundern uns – als Gesellschaft und als Rundfunkräte – wieso öffentlich-rechtliches Programm nicht (mehr?!) alle Menschen der Gesellschaft erreicht. – Eine Notiz aus meinem Kommentar zur Initiative #NichtmeinTatort

Dass Film es leisten könnte, normative Vorbilder für alle gesellschaftlichen Gruppen zu skizzieren, statt normative Klischees zu zementieren und rückwärtsgewandt zu agieren, ist leider keineswegs Konsens. Wir (zu Recht!) krittelnden und mäkelnden Rundfunkratsmitglieder werden vertröstet, Programmverantwortliche ducken sich weg, bis der Sturm weiterzieht.

Programmverantwortliche ducken sich weg, bis der Sturm weiterzieht.

Öffentliche Mittel im öffentlichen Rundfunk aber sollten so verwendet werden, dass sie für alle gesellschaftlichen Gruppen sinnhaft im Sinne des Verfassungsauftrags Einsatz finden – und positiv im Sinne des Gleichheitsgrundsatzes gesellschaftliche Modelle skizzieren:

Wo es heute in der realen Welt noch wenige Ermittlerinnen mit asiatischen Wurzeln, wenig Schuldirektorinnen mit afrikanischen Urahnen gibt, braucht es für junge Menschen diese Vorbilder in den Medien umso dringender, damit sie den Schritt wagen, dorthin zu gehen, wohin sie möchten – und nicht dorthin, wo „ihresgleichen“ vermeintlich hingehöre und wegen eines Racial Bias über Jahrzehnte verortet wurde.

Racial Bias ist nicht einfach „nur Rassismus“.

Racial Bias reicht von Selbstunterschätzung wegen Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe über strukturellen Rassismus und Alltagsrassismus bis hin zu positiven und negativen Vorurteilen. Unbewusste Vorbehalte – Unconcious Bias – gibt es nicht nur im Hinblick auf Aussehen/Hautfarbe. So wurde ich als Kamerafrau regelmäßig gefragt, ob „die Kamera nicht schwer“ sei. Meine Schwägerin, Altenpflegerin von Beruf, wird sehr selten gefragt, ob „der Patient nicht schwer“ sei.

Racial Bias und andere Formen der Diskriminierung wie z.B. Antisemitismus, Sexismus, Homophobie, Islamfeindlichkeit, Diskriminierung von Menschen mit Behinderung oder „Doppel-Diskriminierungen“ wie z.B. bei älteren Frauen können durch Medien zementiert werden – oder aber überwunden.

Vorbilder schaffen.

Nur mit Medien, die vermeintlich „überrepräsentieren“, können übrigens auch Menschen wie ich unbewusste Vorurteile nachhaltig begraben. Menschen wie ich, die keine BPoCs sind, keinerlei Akzent sowie einen sehr deutsch klingenden Namen haben – und die wie ich (positive wie negative) unbewusste, auf äußere Merkmalen beruhende Vorurteile aufgrund ihrer bisherigen kulturellen, familiären wie auch gesellschaftlichen Erfahrungen noch in sich tragen.

Rundfunkräte diverser aufstellen.

Dazu braucht es Redaktionen und Filmschaffende, die divers sind. Dazu braucht es öffentliche Mittel, deren Vergabe an Diversität geknüpft wird. Und last not least: Rundfunkräte, in denen nicht wie beim BR-Rundfunkrat nur eine Person von 50 Mitgliedern alle Migrant*innen des Freistaats Bayern mit 13 Millionen Menschen, 20% davon mit Migrationshintergrund, vertritt!

1/5 statt 1/50! – Das schreibe ich hier für meinen Rundfunkrats-Kollegen und Freund, Hamado Dipama – Du machst einen Super-Job für das Fünftel! Ich wünsche Dir Kolleginnen!

Der Bayerische Rundfunk entscheidet nicht, wer im Rundfunkrat sitzt.

Der BR jedenfalls kann überhaupt nichts dafür, wer im Rundfunkrat sitzt. Die Zusammensetzung der Räte regeln Landesgesetze. Diese Landesgesetze machen die Landesparlamente. In Bayern also ein Parlament, das seit gefühlten Ewigkeiten vor allem konservative Haltungen repräsentiert. Ob das einer sich wandelnden Welt gerecht wird? Die aktuelle Zusammensetzung des Rundfunkrats fasst Wikipedia hier zusammen, der BR hier. Ein Kollegium, mit dem ich sehr gerne arbeite. Es lohnt, die Mitglieder einzeln zu googeln. Trotzdem sind wir aktuell nicht repräsentativ für die Gesellschaft, in der wir leben. Da nehme ich mich selbst gar nicht aus, sondern lade ein zur breiten, öffentlichen Debatte: Braucht es eine regelmäßige, automatische Kontrolle und Anpassung der Zusammensetzung unserer Rundfunkräte an unsere sich wandelnde Gesellschaft?

Vorbilder schaffen statt Klischees zementieren!

Gesellschaft repräsentieren. Alle erreichen. Vorbilder schaffen statt Klischees zementieren! – Was hilft? Petitionen an Landesparlamente stellen, Protestbriefe an Landesregierungen schreiben, Verbände einschalten, das Thema in den Fokus rücken, laut werden, dran bleiben.


Weiterlesen:
„Racial Bias and Discrimination: From Colorism to Racial Profiling“ auf ThoughtCo. in englischer Sprache (Google Translate hilft – aber auch für einen Volkshochschulkurs Englisch oder Sprachlerntools wie z.B. Duolingo ist es nie zu spät! Ich habe als erwachsene Frau Niederländisch und Hebräisch gelernt – You can do it!! – Sprachen bereichern. Entdecke die Welt!)

Alice Guy Blaché_Filmemacherin_Filmstudio-Besitzerin_Pro_Quote_Frauen_women filmmakers

#wirwarenimmerda – warum ARTEs Erklärung, die den Frauen-Kurzfilmwettbewerb retten will, leider nicht hilft

Sicher wisst Ihr, dass ich Filmemacherin bin. Momentan ist gerade wenig Zeit dafür, aber 25 Jahre Filme Machen – das bleibt. Als Filmemacherin ist man an der Filmhochschule von vielen Kolleginnen umgeben. Frauen stellen knapp über die Hälfte der Studierenden. Dann, bis zum 2. oder 3. Film, ist man entweder selber weg, oder die Kolleginnen sind weg – oder: beides.

Denn Frauen werden in der BRD seltener gefördert, bekommen seltener Senderaufträge, bekommen weniger öffentliche Mittel, bekommen weniger diverse Rollen und werden dort, wo man sie in Crews anstellt, schlechter bezahlt. Oft, weil sie nicht die Kamerafrau oder die Tonmeisterin sind, sondern in Bereichen arbeiten, die schlechter bezahlt sind, z.B. in „weniger wichtigen“ (= schlechter bezahlten) Bereichen oder nicht eingesetzt als HoD / Head of Department – oder: weil sie für die gleiche Arbeit weniger Geld bekommen. Denn den Gender-Pay-Gap gibt es auch beim Film. Leider.

ARTE hatte jetzt eine tolle Idee: Wenn wir so wenige Filmemacherinnen haben, machen wir doch mal einen Wettbewerb für sie! Vielleicht zu einem Thema… hm… irgendwas mit Frauen! Ja, genau:

„Unbeschreiblich weiblich“-Wettbewerb löst Proteststurm aus

Unbeschreiblich weiblich, das wäre doch was! – Liebes ARTE-Team: Kein Wunder, dass sich hier gerade alle Frauen, die Filme machen, sehr, sehr ärgern. Zu Recht! Denn #wirwarenimmerda! (Wer den Offenen Brief an ARTE der Initiative #nichtmeintatort lesen will und/oder sich an der Protestaktion beteiligen -> hier lang)

Wir Frauen stellen schon immer die Hälfte der Bevölkerung, seit langem die Hälfte der Studierenden und quasi seit Ewigkeiten machen wir auch Filme!

Wie bekommt Ihr Filme von Frauen, liebes ARTE-Team? Bei 100 Stoffideen, die über den Schreibtisch wandern, und 10 Filmen, die man machen möchte, solltest Du, liebes ARTE-Team, 5 Stoffe von Frauen umsetzen.

Oder, auch eine gute Idee: Von jedem Euro, den Du für Produktionen und Lizenzen ausgibst, 50 Cent an Frauen geben. Dazu müsstest Du Dich ein wenig umsehen, liebes ARTE-Team, bissi schau’n. Aber eigentlich, ja:

So einfach ist das!

Damit nicht einfach alte, christliche, heterosexuelle, nicht-behinderte, weiße Männer durch alte, christliche, heterosexuelle, nicht-behinderte weiße Frauen ersetzt werden, könntest Du, liebes ARTE-Team, wenn Du schon mal dabei bist, Dir über die Verwendung öffentlicher Mittel für alle Menschen der Gesellschaft Gedanken zu machen. Dabei könntest Du z.B. das Diamond System des Creative Diversity Network einsetzen – just an idea. Viele große Sender nutzen das bereits.

Alte, christliche, heterosexuelle, nicht-behinderte, weiße Männer?!

Bei dem Diversitäts-System geht es grob gesagt darum, alle Aspekte gendergerecht und divers hinzubekommen. Es geht darum:

  • wer die Filme macht, also nicht nur, wer Regie führt, sondern auch wer Kamera, Ton, Drehbuch, Produktion u.v.a.m. macht, und wie diese Menschen jeweils bezahlt werden
  • wer vor der Kamera zu sehen ist und wessen Geschichten wir sehen, also Haupt- und Neben-Rollen sowie Protagonist*innen
  • wessen Geschichten wir erzählen, was also unsere Inhalte sind
  • wen wir erreichen, wohin unsere Produktionen also ausstrahlen, und wer sie nutzt
  • Das Ganze muss man nicht als „soll“ und „kann“ aufziehen, sondern einer Dokumentation und einem Monitoring unterziehen, damit es wirkt. Gilt übrigens auch für Filme von Frauen, über Frauen, mit Frauen – messen und verbessern.

Generell aber: 1€ ausgeben, 50 Cent davon für Frauen. So einfach ist das. Mit 50/50 anfangen, wäre mal ein erster Schritt. Mit einem Kurzfilmwettbewerb („Nenne 10 Personen, die mit Kurzfilmen ihren Lebensunterhalt verdienen!“ Halt… war nur ein Witz!) zu dem Thema „Unbeschreiblich weiblich“ bringt man sicher nicht die 50% der Filmhochschulabsolventinnen der letzten 10, 20, 30 Jahre in Arbeit und Brot, die jeden Tag aufs Neue versuchen, mit ihren Dokumentarfilmen sich und ihre Familien zu ernähren.

Warum nur zeichnet sich Realität bisher nicht auf Bildschirmen ab?

Du erklärst, liebes ARTE-Team, ganz richtig:

Fakt ist, dass viel zu wenig Dokumentarfilme von Frauen auf ARTE gezeigt werden. Ganz besonders gilt dies für die Primetime. Und das, obwohl viele extrem talentierte und sehr engagiert arbeitende Filmemacherinnen sich an Journalismus- und Dokumentarfilmschulen ausbilden lassen.

ARTE Kurzfilmwettbewerb für Regisseurinnen

Dass Du, liebes ARTE-Team, mit der Schlüssel zum Problem bist, erkennst Du nicht. Denn weiter fragst du:

Warum nur zeichnet sich diese Realität bisher nicht auf den Bildschirmen ab? Und welche Bedeutung kann dem Genre Dokumentarfilm beigemessen werden, wenn es den weiblichen Blick nicht ausreichend miteinbezieht?

ARTE Kurzfilmwettbewerb für Regisseurinnen

Das fragen wir Filmemacherinnen uns auch. Und schlagen vor, dass Du, liebes ARTE-Team, einfach in Zukunft 50% Deiner Ausgaben in weibliche Produktionen steckst. Wir freuen uns auf Dich und Deine Anfragen!

50/50 – Dann klappt es auch mit dem weiblichen Blick.

Apropos weiblicher Blick: Leserinnen erkennen vielleicht die Dame im Bild. Sie heißt Alice Guy Blaché. Filmemacherin! Frau! Sie lebte 1873-1968 und war Erfinderin, Innovatorin, eine der ersten Regisseurinnen, erste weibliche Studiobesitzerin.

Die Ideen zur Gleichstellung sind alle da. Man muss nur wollen.

Seither gab es sehr, sehr viele Frauen. Gibt es sehr, sehr viele Filmemacherinnen. Weitere kostenfreie Ideen: Festivals auffordern, auf Gendergleichgewicht zu achten, Förderungen auffordern, gendergerechtes Budgeting und Quotierungen einzuführen, auf Verbände von Filmemacherinnen zugehen (PQF, WIFTG, DigitalMediaWomen, Cinematographinnen, WomenInMedia u.v.a.m.) und um Kooperationen bitten, an der ARTE-Spitze die „Gläserne Decke“ aus Beton sprengen und Präsidentinnen ernennen oder zumindest paritätisch besetzen und nicht in 2021 mit *null* Frauen an der Spitze versuchen, einen Stich zu machen – und und und.

Auch eine Präsidentin würde ARTE sehr gut tun.

P.S. – Deine Presseerklärung zur Klarstellung der Intention des Kurzdokumentarfilmwettbewerbs „Regisseurin gesucht!“ – ARTE-Statement haben wir wohl gelesen. Es scheint, Du verstehst nicht, liebes ARTE-Team, dass wir Filmemacherinnen schon immer da waren, nicht erst gesucht werden müssen und: keine Peanuts wollen, sondern die Hälfte Deiner Screentime und die Hälfte Deines Geldes – und die Hälfte Deines Präsidiums!


Weiterlesen:
Frankfurter Rundschau vom 11.11.2020: „Seit 1896“
Homepage der Initiative #Wirwarenimmerda
Homepage von Pro Quote Film


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2020102_Queerpolitisches_Vernetzungstreffen_Gruene Bayern_Landtag_Sanne Kurz

Diversität in Medien: Queerpolitisches Vernetzungstreffen am 02.Oktober 2020

Wir Grüne sind Bündnispartei. Darum ist uns die Kooperation mit Initiativen und Verbänden so wichtig. Wie jedes Jahr gibt es darum auch heuer unser „Queerpolitisches Vernetzungstreffen“. 2020 steht dieses Vernetzungstreffen der Grünen Fraktion Bayern unter dem Motto „Sichtbarkeit von LGBTIQ* in den Medien“.

Die Medien sind im Kampf für Akzeptanz und gegen Diskriminierung die vermutlich wichtigsten Akteur*innen neben der Politik. Sichtbarkeit schafft Akzeptanz. Aber queere Menschen fristen nach wie vor ein Nischendasein in Funk, TV und Print. Einige Leuchtturm-Projekte versuchen das mit Angeboten an die queere Zielgruppe zu ändern. Neben alteingesessenen Zeitschriften und News-Homepages gibt es immer wieder auch bemerkenswerte kleine Projekte.
Warum aber gelingt der Sprung in den Mainstream nicht? Warum ist die Sichtbarkeit dort oft an Klischees und Stereotype gebunden? Warum tut sich das Fernsehen in Deutschland so schwer damit eine Normalität queerer Charaktere zu erzeugen, die zum Beispiel bei Netflix-Serien alltäglich ist?
 
Darüber sprechen Tessa Ganserer, unsere queerpolitische Sprecherin, und Sanne Kurz, unsere Sprecherin für Kultur und Film unter anderem mit:

  • Mattias Fabian, Queer Film Festival München
  • Luca Renner, Mitglied im ZDF-Fernsehbeirat
  • Sybille Giel, Diversity-Beauftragte BR
  • Georgine Kellermann, Studioleitung WDR Essen
  • Chris Miera, Regisseur „Druck“
  • Christian Hug, Discovery Communications
  • Laura Sophia Jung, Axel Springer Akademie, „divers.land“
  • Kai S. Pieck, Queer Media Socitey
  • Manuela Kay, Chefredakteurin L-MAG
  • Johannes Kram, Nollendorf-Blog 

Moderation: Schlien Schürmann 
 
Über die Teilnahme am Live-Stream könnt ihr Euch mit Fragen und Kommentaren in die Diskussionen einschalten. Die Veranstaltung wird zudem später als Videomitschnitt veröffentlicht.

BLM Black Lives Matter Demonstrant Königsplatz München Kulturpolitik Ethnische Minderheit Fairness Gerechtigkeit Sanne Kurz Grüne Landtag

Vielfalt: Öffentliche Gelder für alle Teile der Gesellschaft

Öffentliche Mittel für alle Teile der Gesellschaft ausgeben – das sollte eigentlich selbstverständlich sein! Was mit geschlechtergerechter Mittelvergabe/Gender-Budgeting in vielen EU-Staaten für Frauen und Männer längst Realität ist, wird in etlichen angelsächsischen Ländern auch für ethnische Minderheiten bereits konsequent umgesetzt: öffentliche Mittel für alle Teile der Bevölkerung, Diversität bei Zielgruppe, Inhalt, Sichtbarkeit von Personen und bei denen, die Mittel beantragen. Erstaunlich, dass man das in Zeiten von Black Lives Matter (BLM) in Bayern immer noch nicht auf dem Radar hat. Traurige Realität: Hier kennt man nicht mal die Zahlen zur Diversität. Wir wollen das ändern.

Das Argument ist so bekannt wie dürftig: Frauen dürfen sich ja auch bewerben, Frauen wollen nur nicht, von Frauen kommt weniger. Wenn die männlichen Bewerber das Rennen machen: So ist es dann halt. Deshalb ist die gläserne Decke nach wie vor aus Panzerglas, deshalb gibt es noch immer 50% Frauen an Filmhochschulen, die nach dem Abschluss bis zum zweiten Film alle verschwunden sind, deshalb verdienen Frauen im Schnitt 20 Prozent weniger als Männer – für die gleiche Arbeit, versteht sich.

Auch ethnische Minderheiten leiden unter dem Desinteresse derjenigen, die Förderrichtlinien erlassen. Man nennt das strukturellen Rassismus.

„Die können sich ja bewerben“ – sinngemäß so wie im Falle der Benachteiligung wegen des Geschlechts „weiblich“ reagierte man im Ministerium für Wissenschaft und Kunst auch auf meine Anfrage vom 17. Juni. Ich wollte wissen, inwiefern ethnische Minderheiten im Bereich kultureller Bildung sowie Kultur- und Filmförderung bedacht werden.

  • Achtet man darauf, dass alle Teile der Gesellschaft gleichen Anteil an öffentlichen Mitteln haben?
  • Wie versucht man, bestehenden Vorurteilen in unser aller Köpfen zu begegnen, strukturellem Rassismus vorzubeugen?
  • Bemüht man sich um Ausgleich existierender Benachteiligung, beispielsweise in Bezug auf Bildungswege?
  • Hat man Zahlen dazu, wie viele Menschen, die ethnischen Minderheiten angehören, sich um Mittel bewerben und wie viele dann tatsächlich Mittel erhalten?
  • Wie versucht man, Diversität sicherzustellen und die Vergabe öffentlicher Mittel für alle Teile der Bevölkerung zu garantieren?

Wörtlich heißt es in der Antwort:

„Die staatlichen kulturellen Förderprogramme sehen keine Kriterien für eine Berücksichtigung der Kultur bestimmter ethnischer Minderheiten vor, sondern stehen allen Kulturen gleichermaßen offen.“

Kleine Anfrage zum Plenum von Sanne Kurz, Grüne Fraktion Bayern

Zahlen kennt man übrigens keine. Ist das nicht unglaublich?

Steht allen gleichermaßen offen

Großer Wurf, um Benachteiligung auszugleichen: „steht allen gleichermaßen offen“. Wie mit Frauen, die seit Jahrzehnten unter 10% der Tatort-Drehbücher schreiben: „steht allen gleichermaßen offen“. Oder mit Menschen mit sichtbaren Behinderungen, die viele Rollen (warum keine Lehrkraft mit einem Arm in der Vorabend-Serie?!) leicht spielen könnten, auch gerade, wenn die Behinderung endlich mal gottlob nicht thematisiert wird: „steht allen gleichermaßen offen“. Oder queere Menschen, die nur auftauchen, wo ihr Lesbisch-, Trans-, Schwul- oder Inter-Sein eine Rolle spielt: „steht allen gleichermaßen offen“.

Fakt ist: Wir wissen nicht, wie gerecht verteilt öffentliche Mittel sind. Wir wollen aber Steuern von allen, egal wie alt, egal welches Geschlecht, egal welche Hautfarbe, egal woher, egal welche Muttersprache. Denn Steuern zahlen – genau: „steht allen gleichermaßen offen“.

Ich ahne, dass es für mich als weiße, verheiratete Akademikerin mit muttersprachlichem Deutsch und dem Namen Susanne Kurz leichter sein könnte, Fördermittel zu bekommen, als für die gleiche Frau mit anderer Hautfarbe, anderem Namen oder anderer Ausbildung. Ich vermute, dass es nicht nur am Talent liegt, wenn Chefetagen im Kunst-, Kultur- und Film-Business immer noch vorwiegend weiß, körperlich unversehrt, straight, alt, deutsch und männlich besetzt sind.

Wäre Okwui Enwezor Künstlerischer Direktor des Haus der Kunst geworden, wenn er 1982 mit 18 nach Bayern gegangen wäre, statt nach New York?

Okwuchukwu Emmanuel Enwezor, so sein voller Name. Mit Christians und Stefans tun wir uns leichter, trotzdem sollten selbstverständlich Menschen mit nigerianischem Namen in der BRD genauso erfolgreich sein können wie in den USA. Und Christians und Stefans, deren Passbild man ansieht, dass ihre Familie möglicherweise noch nicht lange hier lebt, zumindest nicht so lange wie die Franken, die romanisierten Kelten, oder schlicht die Bajuwaren in Bayern. Auch sie sollten genauso erfolgreich sein können wie andere.

Wo es strukturelle Benachteiligung gibt, braucht es strukturelle Förderung.

Solange man keine Zahlen kennt, weiß man natürlich nicht, ob man es z.B. als Person of Color schwerer hat, an öffentliche Mittel zu kommen. Oder Sichtbarkeit zu erreichen. Oder ob Frauen genauso viel Geld erhalten wie Männer. (Für die Hälfte der Bevölkerung fände ich 50% der öffentlichen Mittel einen guten Wert – davon sind wir allerdings weit entfernt.)

Die CSU-FW-Staatsregierung zuckt die Achseln und relaxt, auf Diversität angefragt. Denn: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Eine bestürzende Ignoranz, die für die berufliche Existenz vieler Menschen schwerwiegende Folgen hat.

Wir legen daher einfach mal alleine los: Seit 17. Juli läuft die von den Landtags-Grünen mitfinanzierte Online-Umfrage Vielfalt im Film zu Vielfalt, Chancengerechtigkeit und Diskriminierung im Film. Die von einem breiten Bündnis aus Verbänden, Vereinen und Unternehmen getragene und von der Branchenplattform Crew United durchgeführte Studie soll die Zahlen liefern, die ich so vermisse. Denn:

„Gerecht ist, wenn von öffentlichen Mitteln alle gesellschaftlichen Gruppen gleich profitieren. Die Ergebnisse werden auch uns Landtags-Grünen dazu dienen, die dringend reformbedürftige bayerische Filmförderung aufzubrechen und Vielfalt auch im bayerischen Filmgeschäft mehr Raum zu geben.“

Pressemitteilung „Vielfalt im Film“ von Grüne Fraktion Bayern

Alle relevanten Informationen zur Umfrage „Vielfalt im Film“ finden sich hier.

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Pressemitteilung: Vielfalt im Film

Sanne Kurz kritisiert fehlende Unterstützung für ethnische und andere Minderheiten in der bayerischen Kultur- und Filmförderung. Studie zum Thema startet Mitte Juli.

Zum Start der deutschlandweiten Onlinebefragung zu Vielfalt und Diskriminierungserfahrungen in der Film- und Fernsehbranche mahnt
Sanne Kurz, Sprecherin der Landtags-Grünen für Kultur und Film, mehr
Unterstützung von ethnischen aber auch anderen Minderheiten in der Filmproduktion durch die bayerische Kultur- und Filmförderung an. Diese finden – laut Antwort des CSU-Kunstministeriums auf eine Anfrage der Landtags-Grünen (Anhang) – derzeit keine besondere Berücksichtigung in staatlichen Förderprogrammen.

„Gerecht ist, wenn von öffentlichen Mitteln alle gesellschaftlichen Gruppen gleich profitieren. Da reicht es nicht aus, darauf zu verweisen, dass die Förderprogramme Menschen jeder Hautfarbe gleichermaßen offen stehen. Dieser explizite Hinweis der Staatsregierung zeugt von erschreckender Ignoranz gegenüber Minderheitenproblemen“.

Pressemitteilung „Vielfalt im Film“ von Grüne Fraktion Bayern

Am Freitag, dem 18. Juli 2020 startet das Bündnis Vielfalt im Film (www.vielfalt-im-film.de) eine Onlinebefragung unter über 30.000 Filmschaffenden in Deutschland, die ein datengestütztes Gesamtbild zu Diversität und Diskriminierungserfahrungen liefern soll und damit Ansätze für konkrete Maßnahmen für Filmproduktionen, Filmförderung und Politik zur Entwicklung eines gerechteren und vielfältigeren Arbeitsumfeldes.

„Die Ergebnisse werden auch uns Landtags-Grünen dazu dienen, die dringend reformbedürftige bayerische Filmförderung aufzubrechen und Vielfalt auch im bayerischen Filmgeschäft mehr Raum zu geben“

Sanne Kurz, Pressemitteilung Grüne Fraktion Bayerischer Landtag
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Pressemitteillung: „Der Sport schafft’s, der Sport macht’s“

Das ist das Motto des Bayerischen Integrationspreises 2019. Sanne Kurz ruft Vereine aus Münchens Osten zur Bewerbung auf.

„Sport ist eine Sprache, die jeder Mensch versteht und die damit eine unglaublich wichtige Rolle im Bereich der Integration spielt.“

Sanne Kurz, Grüne Fraktion im Bayerischen Landtag

Menschen aus den verschiedensten Kulturkreisen finden über den Sport zusammen, unterstützen und inspirieren sich gegenseitig.

„Die Freude an einer gemeinsamen Leidenschaft lässt Freundschaften entstehen – schöner kann die Einbindung von Menschen mit Migrations- oder Fluchthintergrund gar nicht funktionieren.“

Sanne Kurz, Grüne Fraktion im Bayerischen Landtag

Bewerber*innen für den Integrationspreis aus dem Münchner Osten gesucht!

Filmemacherin Sanne Kurz ruft deshalb Vereine und Einrichtungen, Projekte und Initiativen, die Integration durch Sport möglich machen, in Münchens Osten dazu auf, sich zu bewerben (Bewerbungsschluss: 12.3.2019). Der Bayerische Integrationspreis ist mit insgesamt 6.000 Euro dotiert.

Das Bewerbungsformular ist unter https://gruenlink.de/1kkc zur Verfügung gestellt.