Fachgespräch „Fair Green Cultural Deal“ – ein erstes Fazit
Im Rahmen des aktuellen Themenschwerpunkts unserer Fraktion war unser Fachgespräch am 25. Oktober ein erster, wichtiger Meilenstein zum Fair Green Cultural Deal für Bayern. An welchen Stellschrauben muss man ansetzen, um eine ebenso soziale wie ökologische Nachhaltigkeit im Kulturbereich zu verankern? Das wollte ich von den über 20 Sachverständigen und Führungspersönlichkeiten aus ganz unterschiedlichen Kultursparten wissen, die meiner Einladung in den Landtag gefolgt waren. Das Ziel: Input zu sammeln, um daraus Handlungsanleitungen für unsere politische Arbeit zu ziehen.
Die Auswertung ist noch in vollem Gange, aber eins kann ich schon sagen: Unser Fachgespräch „Fair Green Cultural Deal“ war eine absolut lohnende und produktive Veranstaltung, aus der ich einen reichen Fang an Anregungen mitnehmen durfte. Danke allen Beteiligten dafür!
Besonders gefreut hat es mich, dass man auch im Ministerium für Wissenschaft und Kunst trotz der dramatischen Entwicklungen Zeit fand, sich einzubringen und die wichtigen Inputs der Runden mitzunehmen. Ich weiß wirklich zu schätzen, dass Nachhaltigkeit als Thema hier besetzt wird und das Interesse da ist. Nochmals danke auch an
- Daniela Aue, Verband Freie Darstellende Künste Bayern, Ansbach
- Christian Schnurer, BBK Bayern
- Judith Schlosser, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
- Uta Zenke-Vogelmann, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
- Thomas Bauer, Konzerthaus Blaibach
- Bernd Strieder, VPBy Alteglofsheim
- Manfred Rothenberger, Freie Verlage Bayern, Fürth
- Mirjam Zadoff, NS-Dokumentationszentrum München
- Simone Schimpf, Neues Museum Nürnberg
- Katharina Wolfrum, Grüne LAG Sprecherin Kultur
- Karin Lobinger, Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst
- Carola Kupfer, BLVKK, Regensburg
- Roman Welisch, Bayerischer Amateurtheaterverband
- Christian Steinau, Kulturpolitische Gesellschaft
- Felix Forsbach, Kulturveranstalter, Bamberg
- Matthias Fischer, Popularmusikbeauftragter Bezirk Oberbayern
- Stefan Christoph, Fraktionsvorsitzender Grüne Fraktion im Bezirkstag Oberpfalz
- Vera Hefele, Projektbüro WHAT IF für nachhaltige Kultur
- Agnes Kottmann, ver.di Bayern, München
- Hans-Peter Schuster, Lenbachhaus, München
- Patrick Jung, Modular Festival Augsburg
- Marcus Rudolf Axt, Bamberger Symphoniker
Ich bin kein Fan des Nachdenkens im stillen Kämmerlein, bis – plopp – ein Erlass herausgeflattert kommt. Um kulturpolitisch gute Rahmenbedingungen für eine sozial-ökologische Nachhaltigkeit zu setzen und die Betroffenen mitnehmen zu können, braucht es Input, Austausch und Vernetzung und öffentliche Debatte. Trotz aller Unterschiede hinsichtlich der Strukturen und konkreten Bedarfen der einzelnen Institutionen und Verbände ließen sich bei unserem Fachgespräch einige gemeinsame Grundlinien finden.
„Wo sehen Sie Fortschritte? Wo stehen Hemmnisse im Weg? Was brauchen Sie, um Lösungen mitgestalten zu können?“
Das waren unsere Leitfragen, die wir uns über die zwei Workshoprunden – einmal zu ökologischer, einmal zu sozialer Nachhaltigkeit – als Wegweiser genommen hatten. Vorausgegangen war ein inspirierender Impulsvortrag von Nachhaltigkeits-Expertin Tabea Leukhardt, die dem anschließenden interaktiven Brainstorming und Sammeln von Ideen in Kleingruppen mit allen vorgebrachten Wünschen mit ihrer Key-Note einen vorgestellten roten Teppich ausbreitete.
Geld, Personal, Zeit. Ja, das wird es brauchen. Die gute Nachricht ist aber: Das ist nicht alles! Vor allem die Forderungen nach klaren Richtlinien, Leitplanken und Kompetenzen überraschten mich. Denn die kosten ja erst mal weder Geld noch Zeit, sondern „nur“ Handlungswillen und Gestaltungskraft. An einem sozio-ökologisch ausgestalteten Zuwendungsrecht können wir hier in Bayern mit der Bundesebene zu arbeiten beginnen. Entsprechende Zertifizierungen und die Förderung kultureller Bildung im Sinne von BNE könnten ein Übriges tun. In Verwaltungen immer wieder Menschen mit Expertise in der Praxis des Kreativbereichs einzubinden kann durch flexible Arbeits-Modelle und attraktive Angebote gelingen. Es hilft dabei auch, dieser Expertise zu vertrauen und Wissen wie auch Fachkompetenz als solche anzuerkennen. Bereits bestehende praktikable Lösungen einer sozial-ökologischen Nachhaltigkeit kann so auf allen ebenen vernetzt und verankert werden, statt das Rad stets neu erfinden zu müssen.
Zukünftige Relevanz braucht Nachhaltigkeit heute
Natürlich ist sozial-ökologische Nachhaltigkeit keine „g’mahte Wiesn“, wie man in Bayern zu sagen pflegt. Was bedeutet es etwa in der Außenwirkung für ein Orchester, wenn es sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen schreibt? Wie verankern wir soziale Nachhaltigkeit nach innen mit Diversität, Teilhabe auch der Teams und sozialen Standards? Was bedeutet soziale Nachhaltigkeit für Outreach, für Erreichen aller gesellschaftlichen Schichten, aller Ecken und Winkel unseres Landes? Wie können kleine und große Strukturen hier voneinander profitieren, sich ergänzen und befruchten?
Für mich ist klar: Jetzt ist die Zeit! Nachhaltigkeit ist kein Social-Media-Trend. Nachhaltigkeit ist unsere Verpflichtung als Bundesrepublik Deutschland, die die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen für sich als Leitlinien angenommen und somit auch für Bayern als Ziel gesetzt hat. Nachhaltigkeit ist unsere Verpflichtung gegenüber kommenden Generationen und unser Ziel, wenn wir uns in 30, 40 Jahren nicht in Irrelevanz auflösen möchten. Nachhaltigkeit ist, wonach die Zeit fragt.
Wie geht es weiter?
Parallel zu einer Studie zum Thema möchten wir am 23. Juli 2022 in einer öffentlichen Veranstaltung im Rahmen der Reihe „Kunst trifft Grün“ das gesammelte Wissen sowie den Stand unserer Arbeit weitergeben und ein Podium für die Vernetzung von Wissen und Expertise anbieten.
Für Input zum Thema ist in meinem Büro federführend meine Büroleitung Valeska Schmidt zuständig, Kontaktaufnahme per Mail über den Link oder per Telefon.