Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral – Warum Kultur Mehrwert ist
„Ein Netz, das trägt“ – so heißt der Titel der Webinarreihe, in der wir Landtags-Grünen den sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft beleuchten. Kultur leistet viel für unsere Gesellschaft. Verhallt der Ruf nach all dem, was Kultur leisten kann, wenn Kulturschaffende nicht wissen, wie sie ihre Miete zahlen sollen?
Die goldenen 80er waren es, die der Kulturförderung den Neoliberalismus bescherten. Eine an privatwirtschaftlichen Kriterien ausgerichtete, reichweitenorientierte Kulturpolitik hat unbefristete Arbeit in großem Stil vernichtet und Debatten um Inhaltliches oder die gerechte Verteilung der Mittel erstickt. Oft verbringt man mehr Zeit mit dem Styling von Anträgen oder der Selbstvermarktung als mit Inhalten. Und weil mit dem Anblasen der Jagd auf den Markt keineswegs die adäquate Wirtschaftsförderung einherging, die manch anderen Branchen zuteil wurde, sind breite Schichten Kulturschaffender mittlerweile im Prekariat verwurzelt und fristen ein Leben in dauerhafter Selbstausbeutung.
Selbstausbeutung als Geschäftsgrundlage?!
Unter dem Brennglas der Pandemie erleben wir Heerscharen kurzfristig oder unständig Beschäftigter, Soloselbständiger und Freier, die nicht wissen, wo an der Hand im Mund noch abbeißen. Und wir erleben als Publikum, als Gesellschaft auch, wie sehr sie uns fehlt: die Kultur. Das zweckfreie Tanzen, das gemeinsame Abtauchen im Kino, das Bühnenerlebnis. Vor allem aber fehlen uns gesellschaftliche Diskurs- und Debatten-Orte.
Kunst und Kultur schaffen Mehr-Wert für alle
Kunst und Kultur als Ort des Zusammenkommens, des Auslotens und Austauschs machen uns als Gesellschaft stark. Was ändert sich, wenn eine Generation ohne Kino und Konzert heranwächst, ohne Theater und Tanzen, Museum und Malerei? Wer verliert? Wer gewinnt? Oder büßen wir alle gemeinsam mit den kulturellen Diskurs-Orten auch massiv an gesellschaftlicher Resilienz ein?
Ein Abend um Überleben und Widerstandsfähigkeit.
Meine Gäste:
- Melisa Kaya, Kammerspiele München
- Dr. Mirjam Zadoff, NS-Dokuzentrum München
- Prof. Dr. Christopher Balme, LMU München – Institut für Theaterwissenschaft
- Daniela Aue, Verband Freie Darstellende Künste Bayern e.V., Ansbach
- Christian Schnurer, Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler Landesverband Bayern e.V. BBK