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10-Punkte-Plan: Wie wir bayerische Innenstädte und Zentren stärken wollen

Unsere Zentren ächzen unter der Pandemie. Angesichts drohender Leerstände vergessen wir, dass sich Verödung schon lange breitmacht. Der Klammergriff des Kommerzes konnte dem vorrückenden Nichts keinen Einhalt gebieten. Wir Grüne hätten da ein paar Ideen, wie es gehen könnte, die Lebensräume im Herzen unserer Ortschaften wieder wachsen zu lassen.

Der öffentliche Raum in Städten und Dörfern bietet schon seit Jahrhunderten Möglichkeiten zu Austausch und Kommunikation, Handeln und Verweilen. Allerdings gleichen bayerische Zentren vielerorts eher Kommerztempeln oder innen ausgehöhlten Donut-Dörfern. Wir Grüne sind überzeugt: Die Pandemie kann auch eine Chance für einen Neuanfang bieten, wenn wir jetzt Infrastruktur erhalten und neue Perspektiven schaffen. Märkte, Feste, Kinos, Theater, Live-Bühnen und Clubs, aber auch konsumfreie Kulturorte wie Bibliotheken oder Kulturzentren mitten in unseren Städten und Gemeinden können dazu beitragen, die Wunden der Pandemie zu heilen und Leben in unsere Zentren zurückzubringen.

10 Punkte für mehr Lebensqualität

Wie schaffen wir die Rahmenbedingungen für einen nachhaltigen Wandel in unseren Ortskernen? Gemeinsam haben Barbara Fuchs, Christian Zwanziger und ich einen 10-Punkte-Plan ausgearbeitet, mit dem wir Grüne, zusammen mit den Kommunen, die bayerischen Innenstädte und Dorfzentren nachhaltig stärken und mehr Lebensqualität für die Bevölkerung erreichen wollen. Neben unbürokratischen Hilfen für die Gastronomie und neuen Mobilitätskonzepten steht selbstredend auch die Stärkung von Kunst und Kultur im Mittelpunkt unseres Konzepts.

Mehr finanzielle Förderung für lokale Kunst und Kultur

Nicht nur das Ladensterben ist ein Problem für unsere Zentren, es droht auch eine kulturelle Verödung. Dabei tragen Kunst und Kultur erheblich zu unserer Demokratie bei und bieten Raum für Diskurs! Damit die Kulturszene in unseren Gemeinden und Städten wieder erblüht, brauchen wir eine finanzielle Spritze für die Kulturschaffenden vor Ort. Das Ausbluten der lokalen Kulturszene kann etwa durch ein staatliches Förderprogramm zur Monetarisierung digitaler und lokaler Kulturangebote gestoppt werden. Denn bisher verdienen vor allem die großen Plattformen an den lokalen Kultur-Märkten. Unsere Alternative: digitale, lokale Kulturplattformen, die Kulturschaffenden die Möglichkeit geben, Dienstleistungen und Produkte online anzubieten. Obendrein müssen der Zugang zu den Mitteln des bayerischen Kulturförderprogramms „Kunst für uns“ für alle Sparten von Kulturschaffenden geöffnet und die Fördermittel angepasst werden.

Leerstand kreativ nutzen und Räume für Kultur-Dauernutzung schaffen

Leerstände und unbelebte Zentren laden nicht zum Verweilen ein. Das ist schlecht, denn es gilt der Grundsatz: Je mehr Menschen sich im Zentrum aufhalten, desto mehr innovative Geschäftsideen und Lokale ziehen in die Ortsmitte. Wenn der öffentliche Raum für mehr Menschen zum zweiten Wohnzimmer werden soll, brauchen wir attraktive Angebote in den Ortskernen. Das heißt konkret mehr Aufenthaltsflächen und gute Fuß- und Radwege, aber auch Museen, Bibliotheken, Galerien, Kinos und Clubs.

Auch konsumfreie Kulturorte bringen Mehrwert für alle

Damit kreative Konzepte für einen lebendigen Ortskern entstehen können, muss der Freistaat Bayern in seine Taschen greifen und die kommunale Stadtentwicklung fördern. Die Kommunen brauchen Unterstützung bei Erwerb und Anmietung von Immobilien im Zentrum und bei der Ermöglichung einer flexiblen Umnutzung und Modernisierung innerstädtischer Räume, Gebäude und Flächen.

Mir persönlich ist dabei sehr wichtig, dass Verbände, Kulturschaffende und Institutionen genau wie Nutzer*innen in den Gestaltungsprozess jeweils mit einbezogen werden:

Holt Euch eure Städte und Dörfer zurück!

Für lebendige Zentren statt Betonwüsten.

P.S. – Unser Beitragsbild zeigt nicht etwa eine der wirklich superschönen bayerischen Innenstädte, die es zu erhalten gilt, sondern Kopenhagen, die bunteste der Europäischen Radl-Kommunen. Kopenhagen hat früh auf eine gerechte Verteilung des öffentlichen Raums gesetzt, schafft Kulturorte auch durch Gestaltung in Vielfalt und Buntheit. Klar gibt es wie in allen Städten auch Beton – aber eben auch Grün. Wir fanden das Bild einfach wunderbar – und umgehen so hoffentlich innerbayerische wie auch fränkisch-schwäbische Neid-Debatten um die schönste Stadt!
Mehr über Kopenhagen erfährst Du hier.