„Kultur in der Krise“ – Debatte im Münchner Volkstheater
„Kultur in der Krise“ – unter diesem Titel hatten die Kulturmanagerin Katrin Neoral und die Sängerin Anamica Lindig von Jour Fix München e.V. Politiker*innen und Kulturschaffende auf dem Podium des Münchner Volkstheaters versammelt. Die mittlerweile dramatische Lage der Betroffenen ließ sich auch vom anwesenden Kunstminister nicht kleinreden.
Hier die Diskussion in voller Länge:
Trockenes Pulver = ausgetrocknete Kulturbranche
Für mich war es Ehrensache, der Einladung zur Diskussionsrunde „Kultur in der Krise“ zu folgen. Denn viel zu lange blieben die Stimmen aus der Kulturbranche ungehört. Viel zu lange folgten Sonntagsreden, Ankündigungen, Korrekturen, Ausflüchte der in der Regierung Zuständigen aufeinander, ohne dass substantielle Hilfen tatsächlich geflossen sind. Von den 140 Millionen Euro, die in Aussicht gestellt worden waren, sind ganze 120 Millionen immer noch nicht ausgezahlt worden. Offenbar behält man nicht nur im bayerischen Wirtschaftsministerium die bayerischen Euros lieber für sich: Auch im Ministerium für Wissenschaft und Kunst scheint die Devise „Geld lieber behalten und verwalten“ von Herrn Aiwanger – der bei der Diskussion erneut durch Abwesenheit glänzte – Anklang zu finden. Nicht zuletzt deshalb droht in der Kulturbranche jetzt ein Kahlschlag, dessen Auswirkungen wir alle wohl noch jahrzehntelang spüren dürften.
Was tun? Etwas tun!
Dabei haben wir Grüne sehr konkrete Vorschläge, wie Kulturschaffenden geholfen werden kann . Ja geholfen werden muss, will man nicht endgültig den „point of no return“ (so der Untertitel der Veranstaltung) erreichen. Unsere Vorschläge unterbreiten wir im Ausschuss und gegenüber den Ministerien und der Staatskanzlei schon sein Monaten. Doch vielleicht dringen die Betroffenen eher zum Ohr von Sibler, Söder & Co vor? Hoffentlich!
Es ist fünf nach zwölf.
Denn dass den Menschen in der Kulturbranche das Wasser mittlerweile bis zur Nase steht, führten die eingeladenen Gäste – unter ihnen Christian Stückl (Leiter des Volkstheaters), Till Hofmann (Konzertveranstalter, Kulturmanager), Dieter Semmelmann (Konzertveranstalter) und Edmund Wächter (Musiker, Vorstandsmitglied des Tonkünstlerverbands München) – eindringlich vor Augen. Da ist jede Beschwichtigungs- und Zeitschinde-Rhetorik, wie sie seitens der Regierung seit Beginn der Pandemie im Hinblick auf die Kulturbranche betrieben wird, fehl am Platz.
„Kultur“ muss auf die Tagesordnung – und in die Köpfe der Regierenden!
Ach ja, und am Ende erfuhr man noch, dass der Punkt „Kultur“ bei der Ministerratssitzung drei Tage später kurzerhand von der Tagesordnung gestrichen worden ist. Ist ja auch nicht so wichtig, oder? Viel deutlicher kann man die mangelnde Wertschätzung nicht zum Ausdruck bringen.
Zu den Hintergründen der Veranstaltung findet man auf der Seite der Kulturplattform jourfixe-muenchen, zu deren Mitgliedern auch die beiden Initiatiorinnen gehören, mehr Infos.
Und hier noch eine kleine Pressenachlese zur Podiumsdiskussion:
- Die Süddeutsche Zeitung zeichnet in „Generelles Politikversagen“ eine emotionale Debatte nach.
- Die Abendzeitung vermisst in „‚Ungenutzt verstrichene Zeit‘: Wirklich ein guter Kultur-Sommer?“ eine Begründung, warum Bayern sich nicht am Modell Baden-Württemberg orientiert.
- BR24 konstatiert in „Debatte um Künstler in Not: Corona-Soforthilfe gefloppt“ kritisch: „Viel Unmut, viel Unsicherheit bei den Künstlern und der Opposition – Bernd Sibler musste sich herbe Vorwürfe anhören“.
- Einen Nachbericht gab es auch in der kulturWelt auf Bayern 2 am 29.09.