Konzert, Theater, Gesang, Musik: So geht Kultur mit Corona
Noch immer ist in Bayern auch eine Lesung im Park vor zehn weit auseinander sitzenden Personen verboten. Wo CSU/FW-Politik versagt, nehmen Kreative jetzt die Kultur wieder selbst in die Hand.
Kultur hat, anders als beispielsweise Fußball, Verfassungsrang. Darum muss Kultur für alle zugänglich sein. Damit dabei alle gesund bleiben und niemand Menschenleben gefährdet, braucht es in Zeiten von Corona Regeln für die Kultur.
Auch Künstler*innen, Veranstalter*innen und Beschäftigte in der Kulturszene wünschen sich nur eins: fürs Arbeiten bezahlt werden, statt fürs daheim Sitzen. Weil es im Kulturbereich keine zentrale, straffe Struktur mit Finanzkraft gibt, die wie z.B. die DFL oder die Kirchen schlicht zu Selbsthilfe greifen könnte und eigene Regeln entwickeln könnte, fordern wir Grüne von der CSU/FW-Regierung klare Regeln, um Kultur unter Einhaltung des Infektionsschutzes zu ermöglichen.
CSU/FW-Staatsregierung liefert nicht. Kulturbetrieb im Freistaat greift zur Selbsthilfe.
Christian Stückl, Intendant des städtischen Münchner Volkstheaters, und Anton Biebl, Kulturreferent der Grün-Rot regierten Landeshauptstadt, legten am 8. Mai in der SZ vor, denn man wolle sich, so Stückl, „nicht auf Trockeneis legen lassen“. Zwei Monate werden es am 11. Mai, dass Veranstaltungen nun verboten sind. Komplett. Ohne Maß und Ziel und ohne Blick auf das, was der Infektionsschutz tatsächlich gebietet.
Gleich zwei Studien geben den Kulturschaffenden recht, die verlangen, wie andere auch wieder arbeiten zu können. Ja, Kondenswasser und Luftströme sind ein Problem. Aber auch: Ja, arbeiten ist machbar, Auftreten ist machbar. Sagt auch die gesetzliche Unfallversicherung VBG. Man muss nur wollen.
Kulturszene setzt zur Notwehr an
Dass unsere Auto&Maßkrug-Staatsregierung lieber Konsum und Kommerz frönt als der Kultur, hat es bis in die heute-show geschafft. Dass die Kultur in Bayern darum jetzt zur Notwehr ansetzt, zeigen erste Kultur-Demos so wie auch das von Stückl und Biebl vorgestellte Konzept. „Der Charme“ des Konzepts liege „im Konkreten“, schreibt die SZ. Mit fünf Produktionen wolle Stückl eröffnen, alle sollen „Corona-tauglich“ sein. Denn er wolle keine Kurzarbeit, er wolle spielen. Das ist gut für Beschäftigte und gut fürs Publikum.
Die Wissenschaft sagt:
„Die Wiederaufnahme der beruflichen Tätigkeit ist nicht nur unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten relevant (…) Berufstätigkeit ist aus sozialmedizinischer Perspektive besonders wichtig und gesundheitlich stabilisierend. (…) schließlich haben Kunst und Kultur für die Bevölkerung eine unverzichtbare Bedeutung. Auf der individuellen Ebene wirkt Kunst gesundheits- und entwicklungsfördernd, Musik insbesondere hat heilende Wirkungen. Auf der Bevölkerungsebene besitzen Kunst und Kultur eine identitätsstiftende, der Bildung und dem Wohlbefinden dienende Wirkung. Eine Wiederaufnahme des Kunst- und Kulturbetriebes sollte daher parallel zur Wiedereröffnung von Industrie, Handel und Bildungseinrichtungen dringend angestrebt werden.
Quelle: Stellungnahme zum Spielbetrieb der Orchester während der COVID-19 Pandemie, Charitè Berlin
Notwehr der Kultur, Steilvorlage der Wissenschaft
Ich hoffe, die CSU/FW-Staatsregierung nimmt die Steilvorlage der Wissenschaft auf und reagiert auf die Notwehr-Maßnahmen der Kulturszene. Zeit wird’s: Am Montag gilt das Quasi-Tätigkeitsverbot seit vollen zwei Monaten. Unsere Ideen liegen auf dem Tisch.
Quellen und Weiterlesen:
- BR Klassik „Zwei neue Studien lassen Bläser aufatmen“ vom 07.05.20
- Süddeutsche Zeitung „So könnte Theater „Corona-tauglich“ werden“ vom 08.05.20
- Universität der Bundeswehr München: „Musizieren während der Pandemie – was rät die Wissenschaft?“ vom 08.05.20