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Wohnen statt Vergolden

München wächst am Rand. Giesing ist das neue Schwabing und mit dem vorwärtsdriften des Luxuswohnungs-Segments in Richtung Rand wird auch Ramersdorf zum Objekt willfähriger Spekulanten.

Grüne Position ist, dass man erst einmal bereits versiegelte Flächen bebauen sollte. Und ja, höher bauen dort, wo schon bebaut ist, ist sinnvoller, als ökologisch wertvolle Flächen zu zu bauen. Im Einzelfall ist es aber kompliziert:

So auch beim Bauvorhaben Siemensgelände St.-Martin-Straße/Nähe Balanstraße in Ramersdorf. Christian Smolka, Fraktions-Vorsitzender der Grünen im BA 16 Ramersdorf-Perlach, und ich waren vor Ort.

Um Hilfe gebeten hatte uns die Siedlervereinigung „Eigene Scholle e.V.“, bekannt durch ihr herrliches Sommerfest im Wendehammer St.-Ingbert-Straße. Viele der Menschen, die sich hier engagieren wissen, dass sie zu den Glücklichen gehören, die ausreichend Wohnraum in der Stadt haben. So wendet man sich auch nicht gegen Wohnungsbau vor der Türe nach dem Motto „NIMB – Not in my backyard“, sondern wehrt sich gegen die Auswüchse von „gewinnmaximierender Immobilienverwertung“, wie es euphemistisch heißt, wenn Investoren ohne wenn und aber das letzte aus einem Fleckchen Erde raus quetschen.

Ein Hotel soll gebaut werden in einem Viertel gänzlich ohne Tourismus. Dabei soll der „Fremdkörper“ Siemens-Bau im Nord-Ostteil abgerissen und in Höhe des Bauteils St-Martin-Straße neu gebaut werden. Nur: Genehmigt ist eine Erhöhung auf ein zur Sankt-Martin-Straße hin gelegenes – nun ja – Schmuckelement, hier auf Googlemaps zu sehen. Der massive Bau an einer Durchgangsstraße dient auch dem Lärmschutz, könnte man argumentieren. Aber wie 8 Stockwerke Hotel, ohne Abtreppung zu angrenzenden Einfamilienhäuschen hin geplant, irgendetwas Nützliches bringen sollen, ist uns beim Ortsbesuch ein Rätsel.

Wohnungen für Familien wären hier dringender nötig, findet auch Eigene Scholle e.V. Vorstand Michael Pettke. Wobei die Anwohnerschaft sich auch wünscht, dass mit Nachverdichtung Nahversorgung einher geht: an Schulen, Kindergärten aber auch Erholung und Einkaufen hat mal wieder niemand gedacht. Mit Wohnen alleine ist leben nicht getan. Wir unterstützen laufende Verhandlungen mit dem Investor und hoffen mit der Anwohnerschaft mit.

Zusätzlich schlugen wir ein Anwohnerparkhaus im Neubauviertel vor: Parksuchverkehr würde sich so reduzieren, die Straßen wieder für Menschen statt für Autos nutzbar werden und mit der sehr guten ÖPNV Anbindung des gesamten Viertels würde sich vielleicht ja mit Sharing-Stationen auch die ein oder andere Familie auf neue Mobilitätskonzepte einlassen und mit Lastenrad oder Car-Sharing Auto in die Berge oder zum Wocheneinkauf aufbrechen. – Neubauten wären es, wo die Stadt soetwas voran bringen könnte.

Wenn man wie die Rathaus GroKo aber nicht gestaltet, sondern nur investorenfreundlich gewerbliches Wohnbauen verwaltet, ist niemandem geholfen.


Fotocredit: Rufus46 lizensiert unter CC BY-SA 3.0