Woin’S an Salat?!

Schallte es mir entgegen aus allen Gärten, als ich am Samstag mit dem Radel und den Kids von der Stadtgrenze bei Haar bis tief in den Perlacher Süden hinunter Einladungen zu unserer Urban Gardening Radeltour verteilte. „Mama, ich will der Frau die Flyer geben!“ und „Nein, danke, ich brauche gerade keinen Salat, wir haben selber momentan mehr, als alle Nachbarn essen können!“ – waren dann auch die Sätze, die wir überall am Ackerrand mit Blick auf üppig überbordende Beete austauschten.

Ich bin ja ein großer Fan nicht-durchgeplanter Freiräume. Gemeinsam mit der Filmemacherin, Künstlerin, Stadtplanerin und Garten-Aktivistin Ella von der Haide erobern wir uns am Samstag, 30. Juni 2018, ein Stück öffentlichen Raum zurück und entdecken urbane Gärten per Rad. Sie sind öffentlicher Raum, soziales Projekt, integrative Kraft, heilender Ort, Lernstatt, Ernährungs-Sicherung, politisches Statement, Aufbegehren gegen Agrarindustrie, anti-kapitalistisches Spielfeld und noch viel mehr. Urbane Gärten bereichern so auf Dauer oder in Zwischennutzung den städtischen Raum, um Mensch, Natur, Tier und Pflanze ein Stückchen Stadtraum zurück zu geben.

Bei den Dreharbeiten zu „Eine andere Welt ist pflanzbar“ lernte ich Ella von der Haide kennen. Die Diplom-Ingenieurin für Stadt- und Regionalplanung, Landschaftsgärtnerin, Künstlerin, Filmemacherin und Garten-Aktivistin drehte den 5. Teil der Serie „Eine andere Welt ist pflanzbar.“ – „Urbane Gärten in Deutschland“ hieß es damals. Ein Jahr lang zog ich –  begeistere urbane Gärtnerin mit  Krautacker – mit durch die Oasen in den Städten unseres Landes:

„Die Gärtnerinnen und Gärtner können ihre eigene Umwelt und dieSusanne_Kurz_Sanne_Kurz_Gurken_GArten Stadtlandschaft selber gestalten, dadurch verändert sich ihr Bezug zur Stadt und ihre Handlungsfähigkeit. Aber auch darüber hinaus gestalten urbane Gemeinschaftsgärten die Gesellschaft, es werden alternative Ökonomien erprobt und der Umgang mit Gemeingütern oder Commons geübt. Ganz konkret verändert jede neue Pflanze die Stadt.“ sagt Ella über ihre Erfahrungen, die sie in Gärten weltweit gesammelt hat.

Ich glaube, dass Gärten neben Salat&Co ganz konkrete Hilfe auf Gebieten wie Ernährungs-Sicherheit, Multikultur, Überalterung und Vereinzelung bringen.  Durch bürgerschaftliches, informelles und ehrenamtliches Engagement als Gegenpol zu fehlenden politischen Visionen der Regierenden. Und das alles in Zeiten vermeintlicher ökonomischer Unsicherheiten, wettbewerbsorientierter statt gemeinwohlorientierter staatlicher Planung und dem Verlust öffentlichen Raums. – Unsere Städte bleiben so grün, attraktiv und lebenswert.

Die Vielfalt, die ich auf unserer Film-Reise kenne lernte, wollen wir nun auch hier in München allen Interessierten vorstellen: Bewohnergärten, interkulturelle Gärten, Krautgärten, Skulpturen-Gärten, pädagogische Gärten. – Was gilt es dabei zu beachten? Welche Hindernisse und Chancen gibt es? Wie ist das mit der Zwischennutzung? Wie wirken sich die Gärten langfristig auf die Menschen aus? – Diese Fragen erforschen wir auf der Radeltour.

Aber: Ich wäre keine Krautgärtnerin, würde ich nicht gestehen: Vor allem geht es um, na klar: Wer macht den besten Kompost, was braucht es dazu, wie werden Kürbis und Tomate noch leckerer, Kartoffeln dicker, wie kann ich Wasserverbrauch minimieren, was wächst gut im Münchner Stadtklima, warum sind Bienen wichtig und wie machen es die anderen eigentlich?

Vom Treffpunkt vor dem PEP geht es um 14:00 los zu ZAK, Skulpturengarten, Quidde Wildwuchs, Krautgarten Ramersdorf und ins rosen_heim. Ziel ist gegen 16:30 die Kinder- und Jugendfarm Ramersdorf. Vor Ort stehen jeweils Aktive der Projekte für Fragen bereit.

Wer mag kann hernach auf dem Freigelände der Farm noch picknicken und sich austauschen. Das Gelände schließt um 18:00.


Eckdaten der Infoveranstaltung:

Treffpunkt: Samstag, 30. Juni 2018, 14:00 vor PEP
Ziel: Kinder und Jugendfarm Ramersdorf, Ankunft ca. 16:30
Personen:
Ella von der Haide, Dipl.- Ing. Stadt- und Regionalplanung, Landschaftsgärtnerin, Garten-Aktivistin, Filmemacherin, Künstlerin
Susanne Kurz, Filmemacherin, urbane Gärtnerin, Kandidatin für den bayerischen Landtag

Inklusion: Gerne kannst Du am Ziel zu uns dazu stoßen!